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Das Ironworker Festival in Akwesasne




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Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon Bärbel » Mi 17. Okt 2012, 10:13

frei übersetzt:

August 2012
Bolzen-Werfen, Träger-Laufen und Säulen-Klettern: Das Ironworker-Festival von Akwesasne zog internationale Gäste an

Als auf dem Gelände des kommenden Akwesasne Mohawk Casino Hotel der letzte Stahlträger in Position gebracht war, und Einheit 440 der Mohawk Ironworker offiziell Richtfest feierten, feierte das Akwesasne Mohawk Casino gleichzeitig das 10. jährliche Ironworker-Festival.

Bei diesem Festival traten Ironworker im Alter von 18 - 82 Jahren von überall aus den USA und Canada gegeneinander an in Disziplinen wie z.B. Träger-Befestigen, Lot-Werfen, Bolzen-Werfen, Träger-Laufen und Säulen-Klettern.

Benjamin Herne, Pressesprecher des Akwesasne Mohawk Casino, der zwei Brüder hat, die Ironworker sind, und einen Vater, der 37 Jahre lang ebenfalls Ironworker war, sprach über einige der Disziplinen des Tages. Herne sagte, dass obwohl die meisten der Wettbewerbe auf die eigentlichen Ironworker ausgerichtet seine, gäbe es immerhin auch eine Disziplin, die für die Frauen der Ironworker-Familien gedacht sei. Diese Disziplin nennt sich Packen für Frauen, da es wichtig sei, weil die Frauen für ihre Männer packen müssten, damit diese fertig würden, um die Woche arbeiten zu gehen. In dieser Disziplin gehe es um die Zeit.

Herne sagte ebenfalls, dass 2012 das erste Mal sei, wo Träger-Laufen stattfinde. "Es zeigt die Ballance und Koordination, die man als Ironworker braucht. Der Träger könnte Tausende Fuss in der Luft sein", sagte er und fuhr fort "Die Hauptdisziplin ist das Säulen-Klettern ... üblicherweise ist der Gewinner des Säulen-Kletterns auch der Gesamtsieger."

Mike Swamp, einer der Organisatoren und Mitglied der Einheit 440 Akwesasne Ironworker, der bereits in Ruhestand ist, sagte, dass das Festival, welches die Ironworker ehrt, eine besondere Bedeutung hat im Mohawk Reservat von Akwesasne.

"In unserer Gemeinde, welche etwa 15000 Mitglieder hat, kann man an jedem beliebigen Tag in irgendeinen beliebigen Haushalt gehen und fragen, ob in diesem Haushalt ein Ironworker lebt. In 9 von 10 Fällen wird die Antwort lauten: "ja, irgendeiner hier war oder ist noch Ironworker". Diese Gemeinde wurde in den 40ern und 50ern aufgebaut von Ironworkern" sagte Swamp "Ich selbst habe an den Skisprung-Schanzen für die Olympischen Spiele in Lake Placid gearbeitet. Wir mussten das bis zur Olympiade fertig kriegen."

"Akwesasne ist Heimat für viele Ironworker. Wenn ich mal schätze, haben wir gerade etwa 1000 Ironworker hier." sagte Swamp "Aus unserer Gemeinde leben Ironworker in Californien, Chicago, Florida, New York und auch anderen Gegenden. Wir haben an solch berühmten Bauwerken gearbeitet wie z.B. die Brooklyn Bridge, die Manhattan Bridge und das World Trade Center ebenso wie dem Turm, der nun gebaut wird" sagte Swamp.

Bill Sears, einer der Koordinatoren und mit seinen 46 Jahren ebenfalls Ironworker der Einheit 440 in Ruhestand sagte bezüglich seiner Familie in der Geschichte der Ironworker "Ich bin Ironworker in der 4ten Generation. Mein Ur-Ur-Großvater begann bereits vor dem 20. Jahrhundert etwa 1898 in Kahnawake und arbeitete an den Eisenbahnbrücken in Montreal. Ich selbst habe 4 Jahre und 7 Monate an den zwei Originaltürmen und dann an den Bemühungen zur Neuerstehung [nach dem 11. September] gearbeitet. Ich werde wieder dabei sein, wenn sie die obersten Arbeiten abschließen" sagte Sears.

Sears betonte ebenfalls die Bedeutung des Akwesasnse Casino Hotel Ironworker Projektes für die Gemeinschaft der Mohawk.

"Es ist schön, solch einen großen Auftrag hier auf unserem eigenen Grund und Boden zu haben" sagte Sears. "Als ich ein Kind war, hätte ich nie gedacht, dass dies irgendwann in den nächsten hundert Jahren passieren würde. Der nächstgelegenste Aftrag, an dem ich mal gearbeitet habe, war 20 Meilen entfernt; die Jungs hier können zum Mittagessen nach Hause gehen, wenn sie wollen."

Obwohl eine fröhliche Stimmung herrschte an diesem Tag und viele Ironworker ein breites Lächeln im Gesicht hatten während ihrer Wettkämpfe und tonnenweise die Hände geschüttelt bekamen, gab es aber vieleicht auch noch eine tiefere Verbindung unterhalb der Oberfläche.

Gemäß Sears "Egal ob wir Indianer sind oder nicht, wir sind alle in der Gewerkschaft. Wir sind alle Mitglieder der gleichen Familie, wir sind alle Ironworker. Egal, ob du von Canada bist oder aus den USA ... von Chicago, Florida ... egal woher, wir sind alle Ironworker."

Swamp fügte hinzu "Dieser Job ist nicht für jedermann. Es ist ein anspruchsvoller Job und ein anspruchsvoller Beruf. Vor Jahren sind unsere Jungs auf 12-Inch-Trägern gelaufen in einer Höhe von hundert Stockwerken. Damals gab es keine Sicherheitsausrüstung. Heutzutage dreht sich alles um Sicherheit. Als ich 1969 anfing, war mein erster Auftrag 40 Fuß über der Erde und es war für mich völlig normal. Ich liebte es. Jedes Jahr wächst das Festival und es wird von Jahr zu Jahr besser und besser."

Am Ende des Tages war es Eric Costa von der Einheit 301 aus Tampa Florida, der zum "Ultimative Ironworker 2012" gekürt wurde. Costa hatte sich in einigen Disziplinen hervorgetan und schaffte das Säulen-Klettern in 6,09 Sekunden, einem neuen Rekord für das Akwesasne Ironworker Festival.

"Ich liebe es, nach Akwesasne zu kommen, das ist wirklich etwas, worauf wir Ironworker uns drauf freuen." sagte Costa "Ich bin 17 Stunden bis hier gefahren. Ich will also keine Beschwerden hören, bloß weil jemand vielleicht 3 Stunden Anfahrt hatte."

Unter den anderen Gewinnern waren auch Al Stayley, Gesamtsieger der Ruheständler, Travis Thomson, Gesamtsieger der Auszubildenden und Ella Arquette, die das Packen der Frauen gewann.

http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2012/08/25/bolt-tossing-beam-walking-and-column-climbing-the-ironworkers-festival-in-akwesasne-draws-international-crowd-130779
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von Anzeige » Mi 17. Okt 2012, 10:13

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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon elk » Do 18. Okt 2012, 16:30

Gut das Du das gefunden hast, Bärbel.

Hier nur als Nachtrag und Ergänzung dazu :

Um einen Eindruck von den kaum nachvollziehbaren Leistungen der Mohawk Skywalker / " Ironworker " zu bekommen, hier kann man es hautnah miterleben :

http://www.youtube.com/watch?v=ihIyxnbHAFs

In dieser wunderbaren Dokumentation "Die Himmelsläufer von New York" begnet man nicht nur ganz wunderbaren Menschen der Mohawk Nation, sondern bekommt emotional auch deren große Kraft mit,
auch im Umgang mit ihrer Verantwortung für Arbeit und Familie, so wie im Umgang mit der immer noch stattfindenden Diskriminierung durch die weiße Bevölkerung Kanadas und ihrem Gefühl für das Land, ihre Kultur und auch für Akwesasne, ihre Res.-Heimat.

Ganz bezeichnend auch die Aussage eine weißen Bauleiters dort auf der Baustelle beim beim Hochbau / Stahlbau, der die Mohawk-Stahlbauer zwar bewundert, aber sie eigentlich nicht versteht,
zumal er meint: "viel wisse er sowieso nicht über deren Kultur und Geschichte.."
( Da fragt man sich wirklich; warum interessiert sich ein Bauleiter nicht für die, unter Einsatz ihres Lebens.., bei ihm Beschäftigten......???)

Nebenbei hört man auch das Lied "Ironworking Hubby " von Theresa Bear Fox, der wunderbaren Stimme einer Künstlerin, die im wirklichen Leben die Frau eines Ironworkers ist. (Ich hab es mir jedenfalls im Netz gekauft und auf meinen mp 3 Player gespielt.)
http://www.bearfoxmusic.com/bear_says

Außerdem hier noch ein Hinweis auf ein Foto was wohl Geschichte machen wird :

"Iron worker Steven Cross (from the Kahnawake reserve in Quebec) uses a hammer to adjust the flanges of an iron column on the 100th story of One World Trade Center in New York, April 30, 2012. The addition of iron columns to the 100th story pushed the height of One World Trade above that of the Empire State Building today. "
(Photo courtesy of LUCAS JACKSON/REUTERS)

http://www.theglobeandmail.com/news/world/quebec-mohawk-turns-freedom-tower-into-new-york-citys-tallest-skyscraper/article4104599/
(Foto läßt sich vergrößern)

Liebe Grüße,
elk
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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon Bärbel » Do 18. Okt 2012, 18:51

Hallo Elk,

danke. Was ich übrigens toll finde, ist, dass jetzt offensichtlich tatsächlich auch ein Mohawk diesen letzten Bolzen gesetzt hat. Nix gegen all die nicht-indianischen Ironworker, aber gerade für den Neubau in New York finde ich es ein großartiges Zeichen, dass diese Ehre nun tatsächlich einem Mohawk zukommt.

Gruss
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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon elk » Do 18. Okt 2012, 23:12

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es bei solchen hohen Bauwerken in den USA noch andere Ironworker außer den Mohawk gibt ..?

Auf jeden Fall haben sie den Hauptanteil und das höchste Arbeitsrisiko beim Aufbau von den Wolkenkratzern wie in Manhattan und jetzt auch beim Neubau von Ground Zero getragen, so dass eigentlich gar kein Anderer den letzten Bolzen einschlagen konnte, bzw. auch keinem Anderen diese "Ehre" zukam !

"Die Stahlbaumonteure vom Irokesenvolk der Mohawks haben die Skyline von Manhattan hochgezogen,
Brücken über die Flüsse gespannt und Ground Zero aufgeräumt."
Bericht von : © Andrian Kreye

http://www.andriankreye.com/MohawkIronWorkers.html

Es ist bei ihnen eine lange Tradition über Generationen hinweg und ich denke mal, sicher eine der wenigen besser bezahlten ...Jobs, die aber trotzdem von Anderen ob der Gefährlichkeit der Arbeit kaum all zu begehrt sein dürfte..:

Auch die Mohawk wissen um die Gefahr, d.h. ein unglücklicher Schritt ...(denn schließlich sind sie auch nur Menschen und keine Vögel...)
Und so ist es bei Ihnen auch kein Leichtsinn, sondern eher ein erhöhtes Wissen und respektvolles Umgehen mit der Situation.
Trotzdem kann ich mir gar nicht vorstellen wie die Familien damit umgehen, d.h. wenn der Ernährer und Vater/ Ehemann etc. dort oben rumturnt..

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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon Bärbel » Fr 19. Okt 2012, 06:17

Hallo Elk,

nun, ich denke doch, dass Familien, die seit Generationen von und mit Ironworkern leben, dazu, dass der Ironworker nicht ganz ungefährlich lebt, eine ganz andre Einstellung hat als unsereiner. Für die ist das normal ... zumal es heutzutage ja auch deutlich mehr Sicherheitsvorkehrungen gibt, als noch vor 20 Jahren.

Und ob es auch Nicht-Mohawk-Ironworker gibt? Ich denke schon. Schließlich hieß es in dem ersten Bericht: "Egal ob wir Indianer sind oder nicht, wir sind alle in der Gewerkschaft. Wir sind alle Mitglieder der gleichen Familie". Nur die Ironworker untereinander grenzen sich eben nicht ab von wegen "Ich Indianer, Du nicht"

Gruss
Bärbel
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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon elk » Fr 19. Okt 2012, 15:28

Und ob es auch Nicht-Mohawk-Ironworker gibt? Ich denke schon. Schließlich hieß es in dem ersten Bericht: "Egal ob wir Indianer sind oder nicht, wir sind alle in der Gewerkschaft. Wir sind alle Mitglieder der gleichen Familie". Nur die Ironworker untereinander grenzen sich eben nicht ab von wegen "Ich Indianer, Du nicht"


Meine Überlegung kam eigentlich daher, dass man bei den "höheren Etagen"..der Eisenskelettbauweise an Wolkenkratzern in der Regel nur diese Irokesen Ironworker sieht ( bzw. vermittelt bekommt) und daher bei mir es sich generell die Frage stellte, ob bei den speziellen Bauphasen noch andere da "herumturnen" ( mal etwas salopp formuliert).
Im Übrigen ist das mit den Sicherheitsvorkehrungen dort speziell auch nicht viel anders (gemäß dem Video "himmelsläufer von New York" ) wie eh und je, d.h. was kann`s schon sein, max. ein Halteseil am Körper für alle Fälle. Und wie ist das mit den Wetterkabriolen; Nässe, Wind, Kälte, Hitze, etc. - "auf dünnen Eisenträgern in ...m Höhe" ? (So sozial ist man, trotz Gewerkschaft, nicht eingestellt, dass dann der Bau bei einer Schlechtwetterlage ruht...und das Bauvorhaben Kostenexplodiert...)

Das sind halt bei mir die Überlegungen, die diesen Beruf nicht als alltäglichen Job erscheinen lassen und die Menschen die es ausüben bei mir daher die allergrößte Achtung haben ( auch wenn man persönlich sie manchmal ein wenig auch als "Hasadeure".. betrachtet.)

LG,
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Re: Das Ironworker Festival in Akwesasne

Beitragvon Bärbel » Sa 20. Okt 2012, 07:25

Hallo Elk,

ja, da gebe ich Dir recht. Auch ich bewundere diese Menschen für das was sie tun und auch wie sie es tun. Ich selbst habe zwar keinerlei Höhenangst, aber ich bin des öfteren etwas unkontrolliert, sprich ich mache schon mal unbewusst einen kleinen Schritt zur Seite und so. Das bewundere ich ja schon bei hiesigen Dachdeckern, die konsequent nur auch die Lattung treten (ansonsten würden sie ja auch durch die Dachpappe einen unfreiwilligen Abgang machen). Aber so sehr ich sie auch für diese Körperkontrolle bewundere, so selbstverständlich ist das für jeden hiesigen Dachdecker. Der denkt noch nicht mal darüber nach. Und ich denke, bei den Ironworkern ist das halt ähnlich. Natürlich gibt es Wind, rutschige Träger und so, aber für sie ist das Alltag. Deshalb machen sie bei weitem weniger Bohei um solche Dinge als unsereins ... und ihre Familien, die dies ja nun auch schon seit Jahren - und meist schon Generationen - kennen, machen da eben dann auch kein Bohei mehr drum.

Gruss
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