INDIANER zwischen Gestern und Heute

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Idle No More




alle "News", die nicht so richtig in die anderen Kategorien passen

Idle No More

Beitragvon Bärbel » Do 20. Dez 2012, 15:37

Ich versuche mal, mich einem recht umfangreichen Thema zu nähern. Zunächst mal die (freie) Übersetzung der Pressemitteilung von Idle No More
http://idlenomore1.blogspot.de/p/blog-page_17.html

Pressemitteilung von Montag 17. Dezember 2012:
Idle no more begann mit 4 Frauen, Nina Wilson, Sheelah Mclean, Sylvia McAdam und Jessica Gordon, die gemeinsam die Vision hatten, alle Menschen zusammenzubringen, um Wege zu finden, Mutter Erde, das Land, Wasser und die Menschen, zu schützen. Die Frauen begannen die möglichen Auswirkungen zu diskutieren, die die derzeitige Gesetzgebung haben würde, würden die Menschen nicht endlich etwas täten. Es wurde sehr deutlich, dass die Frauen etwas dagegen tun MUSSTEN, dass diese koloniale, einseitige und paternalistische Gesetzgebung in der Legislaturperiode durch Kanadas parlamentarisches System durchgedrückt würde. Sie begannen mit einem Teil des Gesetzentwurfes, dem sogenannten Entwurf C-45, welcher die Landbasis angriff, die für indigene Menschen vorgesehen war.

Die Frauen entschieden, dass sie eine Kundgebung anberaumen wollten, um die Öffentlichkeit zu informieren, dass dieser Gesetzentwurf darauf abzielt, dem Minister für Indianische Angelegenheiten auch ohne gemeinsamen Beschluß die Macht zu geben, Ländereien abzutreten, die eigentlich [für die indigenen Menschen] vorgesehen waren. Sie hatten das Gefühl, dass dadurch letztlich der Weg frei würde für die Öl-, Atom- und Gas-Industrie, das Land aus Profitgier auszubeuten. Bei dieser Kundgebung informierten sie die Öffentlichkeit ausserdem über andere Gesetzentwürfe, die sowohl Verträge, die mit der Krone [also Grossbritannien] geschlossen worden waren, betrafen und ignorierten, als auch das Wasser, das Land und die Menschen sehr negativ beeinflussen würden.

Die Frauen waren anderen Gemeinschaften behilflich bei der Koordination ähnlicher Kundgebungen, die dasselbe Ziel vor Augen hatten - sich zu erheben und gegen undemokratische und international illegale Praktiken der Regierung auszusprechen. Diese Kundgebungen fanden überall im Land statt.

Die Frauen erkannten, dass es viele Gemeinschaften gab, die sich zusammenschließen mussten in einem Akt der Solidarität und des Widerstandes, um Ihr inhärentes Recht als souveräne Nation durchzusetzen, weshalb der Nationale Tag der Souveränität und des Widerstandes ausgerufen wurde für den 10. Dezember 2012. Dies war ein grosses Event, bei dem so viele Nationen und unterschiedliche Gruppen zusammenkamen, wie es das bisher noch nie in der Geschichte gegeben hatte. Diese Veranstaltungen und Handlungen wuchsen stetig und so wurden und werden immer weiter die Aussagen solcher Keimzellen weit verbreitet. Die Gruppe, die sich Idle No More nennt, hat erlebt, wie sich diese Veranstaltungen international innerhalb der USA ebenso verbreiteten wie die Tatsache, dass das Vereinigte Königreich half, sowohl unser Anliegen den Regierungsaktivitäten entgegenzutreten als auch unsere Nachbarschaft zu behaupten unterstützt.

Die Frauen werden fortfahren, und dafür sorgen, dass die Stimmen dieser Keimzellen gehört werden von:

[list=]unterstützenden und ermutigenden Keimzellen, damit diese ihr eigenes Forum schaffen, wo man mehr über indigene Rechte und unserer Verantwortung gegenüber unserer nationalen Identität lernen kann in Form von Seminaren, Kundgebungen und sozialen Netzwerken.
Beziehungen mit Alliierten in ganz Kanada aufbauen und Verständnis wecken.
Schritt für Schritt Beziehungen mit internationalen Organisationen, wie z.B. die UN aufbauen, um das Bewusstsein für die Lebensbedingungen der indigenen Menschen zu stärken und unsere Souveränität auch in internationalen Schauplätzen durchzusetzten.
Anerkennen und ehren der harten Arbeit all der Menschen in diesen Keimzellen, die an der Erreichung dieser Ziele gearbeitet haben und auch weiterhin arbeiten. Sie sind die Inspiration von IDLE NO MORE.[/list]

Mission
Idle No More ruft alle Menschen auf, sich der Revolution anzuschließen, die indigene Souveränität ehrt und erfüllt, welche das Land und das Wasser schützt. Kolonisierung setzt sich fort in den Angriffen auf indigene Rechte und der Schädigung von Land und Wasser. Wir müssen diese Verletzungen reparieren, den Geist und den Zweck der Vertragsbeziehungen leben, an der Gerechtigkeit arbeiten und Mutter Erde schützen. Am 10. Dezember standen indigene Menschen und ihre Verbündeten solidarisch zusammen in ganz Kanada, um die indigene Souveränität durchzusetzen und die Arbeit zu beginnen hin zu einer nachhaltigen und erneuerbaren Entwicklung. Alle Menschen werden von der stetigen Schädigung des Landes und des Wassers betroffen sein und so heissen wir alle indigenen und nicht-indigenen Verbündeten willkommen, sich uns anzuschliessen bei der Erschaffung gesunder, nachhaltiger Gemeinschaften. Wir ermutigen die Jugend, sich dieser Bewegung anzuschliessen, da sie die Anführer unserer Zukunft sind. Es hat immer Individuen und Gruppen gegeben, die auf dieses Ziel hin gearbeitet haben - Idle No More versucht, Solidarität und mehr Unterstützung für diese Ziele zu erschaffen. Wir nehmen zur Kenntnis, dass es Rückschläge geben wird, aber wir appellieren an die Menschen stark und einig im Geiste zu bleiben.

Wir streben an, dass:

die Verträge, die zwischen Kanada und First Nations, die souveräne Nationen sind, geschlossen wurden auch als Vereinbarungen zwischen zwei Nationen angesehen werden. Die Verträge sind Vereinbarungen, die nicht einseitig durch einer der beiden Nationen abgeändert oder gebrochen werden dürfen. Der Geist und Zweck der Verträge besagte, dass die Menschen der First Nation ihr Land teilen würden, aber ihr inhärentes Recht an dem Land und seinen Ressourcen behalten würden. Aber statt dessen erfuhr die First Nation Kolonisierung mit dem Ergebnis von ausserordendlichen Landbeschlagnahmen, fehlenden Ressourcen und ungerechter Kostenübernahme für Dienstleistungen wie Ausbildung und Unterbringung.

Wir streben an, dass:
Kanada ist durch die Nutzung des Landes und der Ressourcen eines der wohlhabendsten Länder der Welt geworden. Kanadische Minen-, Holzverarbeitungs-, Öl- und Fischerei-Unternehmen haben aufgrund des Landes und der Ressourcen den größten Marktanteil. Manche der ärmsten First Nation Gemeinschaften (wie z.B. Attawapiskat) beherbergen Minen oder andere Entwicklungen auf ihrem Land, erhalten jedoch keinerlei Gewinnanteil. Die Nutzung der Ressourcen hat viele Ländereien und Gewässer vergiftet hinterlassen - die Tiere und Pflanzen sterben in weiten Teilen Kanadas. Wir können nicht ohne das Land und das Wasser leben. Wir haben Gesetze, die älter sind als diese Koloniale Regierung und die uns sagen, wie wir mit dem Land umzugehen haben.

Wir streben an, dass:

Derzeit versucht die Regierung viele Gesetze zu verabschieden, so dass Reservatsland ge- und verkauft werden kann von grossen Unternehmen, die Profit aus den Ressourcen ziehen wollen. Sie versprechen, diesmal zu teilen ... Warum sollten diese Versprechen anders sein als die vorangegangenen? Wir werden am Schluss dastehen mit nichts als vergiftetem Wasser, Land und Luft. Dies ist nur ein Versuch, den Menschen der First Nation die Souveränität und das inhärente Recht an Land und Ressourcen zu nehmen.

Wir streben an, dass:

Es gibt viele Beispiele anderer Länder Nachhaltigkeit anzustreben und wir müssen ebenso auf nachhaltiger Entwicklung bestehen. Wir glauben an gesunde, angemessene und nachhaltige Gemeinschaften und haben die Vision und den Plan, wie dies zu erreichen ist.
Bitte schließen Sie sich und an bei der Umsetzung dieser Vision.

Antwort auf die Gesetzgebung
Idle No More ruft alle Menschen auf, sich weiterhin gegen alle Gesetzentwürfe aufzulehnen, die von der stattlichen Regierung ausgehen. Die einseitige Belastung durch diese Entwürfe verletzt die Verträge und Vertragsbeziehungen, die die ursprünglichen Bewohner von Turtle Island [dem nordamerikanischen Kontinent] mit der britischen Krone geschlossen haben. Indigene Menschen und Nationen sind nicht befragt worden und deshalb spiegeln die Aktionen der Staatsregierung nicht den internationalen Standard von "Free Prior and Informed" wider. Die fortgesetzte Belastung indigener Menschen und Regierungen durch die staatliche Gesetzgebung geht nicht konform mit den legalen Prinzipien von "Handeln im guten Glauben" und der Pflege der "Ehre der Krone". Es gibt viele Nationen, die etwas unternehmen, um indigene nationale Identität, Souveränität und Jurisdiktion widerzuspiegeln als Antwort auf die Verabschiedung von Gesetzentwürfen wie z.B. Entwurf C-45 und wir müssen diesen Weg weiter verfolgen. Wenn wir stark bleiben, an unseren Weg glauben und unsere nationale Identität durchsetzen, ist es unerheblich, wieviele Gesetzentwürfe die Staatsregierung einführt oder verabschiedet, da es nicht mit unserem Einverständnis geschieht und somit nicht rechtskräftig ist. Bleibt stark und glaubt an den Geist und Zweck unserer Verträge, denn das ist, was unsere Vorfahren von uns erwarten.

Wir müssen fortfahren, unsere nationale Identität durchzusetzen, welche auf historischen Wegen und Lehren beruht und welche uns als ursprüngliche Instruktionen von Gott gegeben wurden, als wir auf Turtle Island gesetzt wurden. Wir ermutigen Menschen, sich für Mutter Erde (das Land), das Wasser (Lebensspender) und die noch kommenden Generationen einzusetzen. Wir müssen dieses Geist eines Kriegers bewahren und uns weiter einsetzen, dann es gibt noch mehr Gesetzentwürfe im Parlament und unsere Kräfte sollten darauf gerichtet sein, diese zu bekämpfen. Wir werden fortfahen uns zu erheben und unsere Präsenz in ganz Turtle Island bekannt machen, dem Land, welches rechtmäßig uns gehört, denn Gott hat es uns gegeben. Steht auf und erhebt euch - der Kampf ist nicht vorüber. Wir brauchen jeden einzelnen von euch - wir sollen BEWAHREN!
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Re: Idle No More

Beitragvon Bärbel » Fr 21. Dez 2012, 20:14

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Re: Idle No More

Beitragvon Bärbel » Di 25. Dez 2012, 16:26

Hier ein auch sehr interessanter Artikel:
http://www.mediacoop.ca/story/first-nations-under-surveillance/7434

Dies ist mal wieder eine freie Übersetzung, was in eckigen Klammern steht, sind Ergänzungen von mir zum - hoffentlich - besseren Verständnis.


First Nation unter Beobachtung

Harpers Regierung bereitet sich auf die "Unrast" der First Nation vor

Interne Unterlagen der Indianischen Angelegenheiten und der RCMP [Royal Canadian Mounted Police] zeigen, dass kurz nachdem im Januar 2006 die Regierung gegründet wurde, Premierminister Stephen Harper die Staatsregierung anwies, verschärft zusammenzuarbeiten und Informationen auszutauschen über die First Nation, um gegebenenfalls potentielle Unruhen unter den Mitgliedern der First Nation überall in Kanada unterbinden oder kontrollieren zu können.

Informationen, die man erhielt durch den Zugang zu Informationsanfragen, zeigen, dass dem Departement of Indian and Northern Affairs Canada (INAC) die Vorreiterrolle zur Überwachung der First Nation fast im gleichen Augenblick gegeben wurde, als in 2006 die Regierung die Macht übernahm. Ziel war es, die Anführer der First Nation, Teilnehmer und aussenstehende Unterstützer ihrer Projekte und Proteste zu identifizieren und ihre Aktionen genau zu überwachen.

Um diese Aufgabe zu erfüllen, installierte das INAC ein sogenantes "Hot Spot Berichterstattungs System". Diese wöchentlichen Berichte stellten all die Gemeinschaften im Land heraus, die an direkten Protestaktionen zum Schutz ihrer Ländereien und Gemeinschaften teilnahmen. Dazu gehören Tobique First Nation, Tsartlip First Nation, die Algonquins von Barriere Lake, Teztan Biny (Fish Lake) First Nation, Six Nations, Grassy Narrows, Stz’uminous First Nation, der Likhts’amsiyu Clan der Wet’suwet’en First Nation, Gitxaala First Nation, Wagmatcook First Nation, Innu of Labrador, Pikangikum First Nation und viele mehr. Die Liste enthält Gruppen angefangen von der Küste Vancouver Islands bis hin zum Atlantischen Ozean.

Was wir aus diesen Unterlagen ersehen können - von den Hot Spot Berichten selbst bis hin zum Informationsaustausch zwischen Regierung und Sicherheitskräften - ist eine engmaschige Überwachung der Menschen der First Nation, welche offensichtlich auf den höchsten Ebenen der Kanadischen Bürokratie und Politbüros Panik auslösten.


Die Angst vor "Hot Spots" unter den Ureinwohnern

2006 bezeichnete das INAC solche Konflikte mit First Nation als "Hot Spot", die "von wachsender Bedeutung" aufgrund von "Unrast" und steigender "Militarisierung" waren. In einer Informationspräsentation, die das INAC für die RCMP in diesem Jahr gab, nannten sie bestimmte Gemeinschaften als Hot Spots: Caledonia, Ontario (Besetzung des Douglas Creek Estates); Belleville, Ontario (Blockade der Montreal/Toronto Eisenbahn aus Sympathie für Caledonia); Brantford, Ontario (Grand River Conservation Authority Lands); Desoronto, Ontario (Besetzung von Quarry); Grassy Narrows (Blockade des Trans Canada Hwy durch Umweltaktivisten); and Maniwaki, Quebec (Blockade der Route 117).

Aber der jede Woche durch INAC Offizielle erstellte "Hot Spot Binder" überwacht sehr genau jede und ALLE im Land stattfindenden Aktionen und nennt noch dutzende weitere Gemeinschaften als Quelle potentieller Unrast. Bedenken hat die Staatsregierung vor allem, weil diese "Hot Spots" unberechenbare Proteste sind, da sie angeführt werden von etwas, was die Staatsregierung "Splittergruppen extremistischer Ureinwohner" nennt. Wie es die INAC in der erwähnten Präsentation gegenüber dem RCMP darstellt: "Vorfälle, die von Splittergruppen angeführt werden, sind deutlich schwieriger zu kontrollieren, da sie ausserhalb der Verhandlungsprozesse zur Lösung anerkannter Missstände mit ordnungsgemäß gewählten Anführern stattfinden. Wir versuchen zu verhindern, dass solche Splittergruppen Ansehen erlangen, wodurch die legal anerkannten Regierungen an Ansehen verlieren würden. Die Vorfälle werden ausserdem verkompliziert durch externe Gruppen wie "Warrior Societies" oder Gegenproteste von Gruppen aus Nicht-Ureinwohnern."

Bezeichnend in obigem Statement des INAC ist, dass die identifizierten Proteste "ausserhalb der Verhandlungsprozesse" mit gewählten Gremien sind. Kanada ist offensichtlich verängstigt durch das Schreckgespenst, dass Menschen der First Nation verlangen, die Krone möge die indigene Souveränität und Selbstbestimmung ebenso wie die angeborenen und vertraglichen Rechte anerkennen und zwar über die schmalen Grenzen der Landnahme und Selbstverwaltungspolitik der Krone hinaus. Diese sogenannten "Splitter"gruppen bedrohen den Status Quo auch dadurch dass sie eigene First Nation Anführer, Angestellte und Berater für die Vergleichsverhandlungen verlangen.

Ebenfalls bezeichnend ist hierbei auch das sehr kooperative Verhältnis zwischen INAC und RCMP. Die Informationspräsentation des INAC vor der RCMP unterscheidet sich kaum von einer Präsentation, die man eher von Sicherheitskräften als von einem Ministerium der Regierung erwarten würde. Im Gegensatz zu ihren Aussagen sind die Indian Affaires keine Institution des Ausgleichs und der Verhandlung sondern vielmehr scheint es ein Management-Büro zu sein, um die Kosten der Unrast der Ureinwohner zu kontrollieren, und sie sind fest gewillt, eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten, um diese Aufgabe zu erfüllen.

Zusätzlich zu den Berichten über die Hot Spots haben der stellvertretende Minister des Public Safety Emergency Preparedness Canada und das INAC angewiesen, in 2006 einen Einsatzplan für den Sommer auszuarbeiten, wie mit den Besetzungen und Protesten der Ureinwohner umzugehen sei. Ein Fortschrittsbericht bezüglich dieses Einsatzplanes zeigt, den Entwurf der Integration von Sicherheitskräften in Bezug auf die First Nation Belange.

Das "Ständige Informationsaustauschsforum" z.B. wird geleitet durch die RCMP, hat als Mitglieder u.a. den Canadian Security Intelligence Service (CSIS), das Departement der Fischerei, die Kanadische Regierung, Natural Resources Canada, Transportation Canada und unfasst wöchentliche Konferenzen und kontinuierlichen Informationsfluss durch das INAC an dessen Partner.

Harper bewegt sich hin zu einem Sicherteitssytem vergleichbar mit dem, welches für den Kampf gegen den Terrorismus im Jahr 2001 ausgerufen wurde. Die Beteiligung des Transportation Canada am Informationsaustauschforum sollte uns ebenfalls alarmieren wegen der wirtschaftlichen Bedrohung der Agenda des freien Handels durch Blockaden.

Ureinwohner, die ihr Land verteidigen werden nun behandelt wie irgend etwas zwischen Kriminellem und Terrorist. Wie auch immer man es dreht und wendet, unter Harper regiert die Intensivierung der Informationserhebung Beobachtungsprozeduren das neue Regime.


Haudenosaunee/Six Nations Iroquois Confederacy

In der Präsentation des INAC für die RCMP wurde es auch deutlich, dass sie vor allem wegen der Haudenosaunee/Six Nations Iroquois Confederacy besorgt sind. Sie sprechen von "Warrior Societies" und einer "Gesetzeswidrigkeitsagenda" und beziehen sich an verschiedenen Stellen auf Bedenken wegen Schmuggels. Die Staatsregierung hält den Tabak-/Zigarrettenhandel für "gesetzeswidrig", da Kanada keine Steuergelder von den Mohawks, die diesen Handel betreiben, erhält.

Die staatliche Politik der Selbstverwaltung der Ureinwohner von 1995 allerdings, die einseitig durch die Staatsregierung eingeführt wurde, läßt keinen Raum für eine ernsthafte Mitsprache der First Nation bei der Rechtsprechung bezüglich der Macht über Handels- und Kommerz-Angelegenheiten. Die staatliche Selbstverwaltungspolitik erlaubt ausschließlich den Betrieb kleiner Unternehmen auf dem Reservat. In der Vergangenheit hat die Staatsregierung den Indian Act dazu benutzt, die wirtschaftliche Entwicklung auf Reservatsland zu kontrollieren und zu lenken, damit kein echter Wettbewerb stattfinden konnte mit den umliegenden, von Nicht-Indianern geleiteten Unternehmen und Städten. Wegen Beschwerden von Nicht-Indianern wurde in den Prärien die Landwirtschaft der First Nation untergraben, was zum Untergang des Ackerbau auf Reservatsland führte. Diese Politik des Nicht-Wettbewerbs ist auch heute noch Realität.

Die Staatsregierung ist insbesondere besorgt wegen Aktionen der Haudenosaunee/Six Nation Iroquois Confederacy in Caledonia, wie der INAC Bericht von 2006 es beschreibt: "Caledonia war und bleibt ein signifikantes Ereignis für das Risikomanagement."

Die RCMP stimmt dem zu. In einem Bericht von 2007 sagen sie: "Caledonia dient auch weiterhin als Meilenstein bezüglich Landnahmen und Rechtsangelegenheiten der Ureinwohner überall in Kanada."

Kanada ist extrem besorgt, Menschen der First Nation können Ländereien und Ressourcen zurückfordern und dabei über den Spielraum ihrer einseitigen Landansprüche und Selbstverwaltungs-"Verhandlungsprozesse" hinausgehen, so wie es in Kanenhstaton/Caledonia geschehen ist.

Um die Situation im Griff zu behalten, hat die Regierung der Krone abgebrühte, erfahrene Verhandlungsführer geschickt, die die unumstößliche Haltung von Harpers Regierung präsentierten, was wohl auch der Grund dafür ist, warum es bis heute keine auf Verhandlungen basierende Lösung für die Situation in Kanenhstaton/Caledonia gibt. Die Regierung der Krone befürchtet offensichtlich weiterhin, es könnten noch mehr Ländereien von den "extremistischen" "Splittergruppen" der Six Nation "besetzt" werden.

Seit dem Widerstand in 1990 in Kanesatake und Kahnawake haben die Staatsregierung, die Sicherheitsbehörden und Polizei und die Kanadische Armee immer eine Wiederholung koordinierter politischer Aktionen der First Nation in Kanada befürchtet.


Der Nationale Aktionstag 2007

In einer Reihe von Informationsanfragen zum Nationalen Actionstag der AFN [Assembly of First Nation] in 2007 fanden sich gezielte Informationen darüber, die First Nations im Zaum zu halten. Ein Schriftsatz der RCMP aus 2007 an die CSIS legt eine Reihe von Bedenken gegen den Nationalen Aktionstag dar.

Zunächst einmal ist die RCMP vor allem auf den Schutz der Männer und Frauen in Uniform bedacht, sowohl mit Blick darauf, Menschen der First Nations könnten die Polizeikräfte konfrontieren, als auch mit Blick auf negative Stimmungen der Öffentlichkeit bezüglich ihrer potentiellen Handlungsweisen bei dieser Veranstaltung. Das oftmals unvereinbare und zerrissene Wesen dieser Veranstaltungen kann dazu führen, dass die Polizei zum sprichwörtlichen "Fleisch im Sandwich" und Gegenstand negativer Stimmungen in der Öffentlichkeit wird."

Die RCMP zeigt ausserdem Bedenken wegen Unzulänglichkeiten in der Koordination oder einer "gespaltenen und inkonsistenten Herangehensweise" der Polizeikräfte auf, welche "Nationen in ganz Kanada galvanisieren" [die Stimmung in ganz Kanada anheizen] könnte. Soll damit gesagt werden, dass von der Polizei iniziierte Gewalt zu solidarisch ausgeführten Aktionen der Menschen der First Nation in ganz Kanada führen könnten? Oder dass, wenn Schwächen bei der Im-Zaum-Haltung erkannt würden, das dazu führen würde, dass andere Menschen der First Nations Partei ergreifen würden? Wie auch immer, als Folge davon wird die Kooperation von Departments, Sicherheitskräften und Ministerien als notwendig erachtet, um eine starke und geeinte Front gegen die Proteste der Menschen der First Nation zu bilden.

Die RCMP warnt ausserdem davor, dass "Extremisten unter den Ureinwohnern und Nicht-Ureinwohnern diese Veranstaltung oftmals als günstige Gelegenheit sehen würden, Konflikte zu eskalieren und aufzuheizen". Folgernd können wir deshalb annehmen, dass sie sich vielleicht auf Gruppen beziehen, die nicht an die AFN gebunden sind, sich weigern, gemäß der Politik der Krone zu verhandeln, oder auf Praktiken vorbereitet sind, die nicht durch die offiziellen Anführer sanktioniert werden, wie z.B. Sachbeschädigung oder bewaffnete Auseinandersetzungen. Gruppen von Nicht.Ureinwohnern werden hier ebenfalls als potentielle Bedrohung angeführt, den kürzlichen Ansprachen von G20 "Ringanführern" Glauben schenkend, die das Gefühl hatten ihre Arbeit in Solidarität zu den Indigenen hätte sie zu Zielscheiben für die Krone und Polizeikräfte gemacht.

Kosten sind ebenfalls ein ernstzunehmender Faktor für die RCMP. Der Preis für das Im-Zaum-Halten dieser Veranstaltung wird nicht nur als "exorbitant" bezeichnet, was deshalb zu übereilten Entscheidungen zugunsten dem Einsatz von Streitkräften zur möglichst schnellen Konfliktbeendigung führen kann, dabei ist aber das wirtschaftliche Risiko der Blockaden als solche potentiell katastrophal. Wie die RCMP warnt "Der kürzliche Anschlag der CN zeigt das Ausmaß, in welchem eine Blockade der Nationalen Eisenbahn die Wirtschaft Kanadas beeinflussen könnte."

Die RCMP verleiht ausserdem diesem interessanten Bedenken ausdruck: "Die Rolle der Polizei könnte durch die konventionelle und politische Sichtweise, dass es eine klare Unterscheidung zwischen Politik und Polizeiaktionen gibt, verkompliziert werden." Anders ausgedrückt, wenn die Grenze zwischen der Politik und der Rolle der Polizei verschwimmt, wird die RCMP ganz einfach zu Indianer-Agenten, die die Kolonisierungsarbeit der Departments vollstrecken. Nachdem, wie sich die Situation durch die hier bereitgestellten Informationen darstellt, ist es jedoch unmöglich, die Grenze [zwischen Politik und Polizeiaktionen] aufrecht zu halten. Wo die Polizei indigene Menschen auf deren eigenem Land belästigt und inhaftiert, gibt es kein Gesetz auf Seiten der Politik.

Ebenfalls im Raum steht ein beachtenswerter Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit. Die RCMP zeigt Bedenken auf bezüglich des möglicherweise Auftretens von "Vorurteilen", die die Streitkräfte betreffen könnten.

"Die Vorstellung einer zweistufigen Verstärkung könnte beachtliche Kritik hervorrufen und Aktivisten unter den Nicht-Ureinwohnern motivieren."

"Eine intensive und langwierige Veranstaltung könnte zum dauerhaften Verfall des Verhältnisses zwischen Polizei und der Gemeinschaft führen - diese sind normalerweise immer die Leidtragenden."

"Da es immer von anderen abhängende Grenzen dessen gibt, was die Polizei verhandeln und durchsetzen kann, kann die Rolle der Polizei ganz schön frustrierend werden."

Die RCMP erkennt zu einem gewissen Maß, dass sie die Wahl haben zwischen der Genehmigung ihrer politischen Taktik durch die Menschen der First Nation und dem Zorn der Öffentlichkeit, die davon überzeugt ist, dass Blockaden eher kriminell als adäquate politische Mittel sind. Die Polizei ist allerdings im Gegensatz zu ihrer Darstellung nicht das Opfer. Sie sind einfach nur die Gelackmeierten in dem weit älteren Spiel von Cowboy und Indianer.

Die oben angeführten Aussagen der RCMP zeigen, dass selbst bei all der stattlichen finanziellen und lenkenden Kontrolle über die Chiefs und Anführer der First Nations, ausgenommen anscheinend dem früheren AFN National Chief Phil Fontane, die Staatsregierung den Chiefs und Anführern immer noch nicht über den Weg traut und dass in 2007 große Bedenken herrschten wegen des Potential einer breitgefächerten, national koordinierten Serie von lokalen und regionalen politischen Aktionen der Menschen der First Nations.

Etwas springt einem hierbei ins Auge: die größte Bedrohung für Sicherheits- und Regierungskräfte geht dabei von koordinierten Aktionen der Menschen der First Nations aus. Das ist aus den Berichten klar ersichtlich. An einer Stelle der Informationspräsentation des INAC vor den RCMP in 2007 werden Bedenken geäußert gegen eine First Nations Konferenz da "die mit 2006 nummerierte Vertragskonferenz eine `nationale´ Bewegung unabhängiger Aktionen vorschlug, um der Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen."

Ihre Angst ist greifbar, wenn sie dem Verlauf des Nationalen Aktionstages folgen. Es wurde zunächst von Chief Terrance Nelson bei der Versammlung der First Nations allgemeinen Vertretung vorgeschlagen, wo der Antrag Gehör fand. Diese nationenweite Veranstaltung wurde später in einem persönlichen Treffen zwischen dem RCMP Comissioner und dem damaligen National Chief Phil Fontane bestätigt. "Mr. Fontane drückte seine Bedenken aus bezüglich dem Gefühl der Frustration, welches unter den Anführern der First Nation zu existieren scheint, und der wachsenden Entschlossenheit eine Blockade am 29. Juni zu unterstützen." drückt es ein Memo aus.

Die wachsende Unrast kann natürlich nicht durch verstärkte Koordination zwischen Sicherheits- und Regierungskräften aufgelöst werden. Die Frustration der Menschen der First Nations bezüglich dieser Strategie wird dadurch nur noch anwachsen.


Das System der Belohnung-Bestrafung treibt einen Keil zwischen Anführer und das Volk

Wenn koordinierte Aktionen das angebliche Problem sind, sollte ein besonderes Augenmerk auf das Interesse der Regierung an "Splittergruppen" geworfen werden.

Während Kanadas Konolial-Systems wurde der Kampf um indigene Souveränität, Selbstbestimmung, angeborene und vertragliche Rechte in der Geschichte von Menschen der First Nations unterwandert, die mit der Regierung der Krone kooperierten und solche Menschen der First Nations auslieferten, die dem kolonialen System der Krone widerstanden.

Mit der Zeit führte das dazu, dass die Krone die Menschen der First Nations unterteilte in "fortschrittliche" Indianer-Gruppen und rüchwärtsgerichtete oder "traditionelle" Indianer-Gruppen. Mit Hilfe der verschiedenen Departments für Indianer-Angelegenheiten entwickelte die stattliche Regierung eine Haltung, die die "progressiven" Indianer belohnte und die "traditionellen" bestrafte.

Diese stattliche Belohnungs-Bestrafungs-Haltung existiert noch heute, obwohl die "Indianer-Agenten" durch Gruppen-Kommissionen ersetzt wurden, die nun ihren Gemeinschaftsmitgliedern Programme und Dienstleistungen der Krone näher bringen.

Die Gruppen-Kommissionen und andere First Nation Organisationen werden kontrolliert von einem ganzen System an Gesetzgebung, Politik, Bezeichnungen und Bedingungen - alle größtenteils dazu gedacht, kontrolliert und gelenkt durch die staatliche Bürokratie der Krone und ihrer Politiker in Ottawa.

Die Chiefs und Anführer der First Nations, die besser bekannt werden, sind größtenteils die Individuen, die von der staatlichen Bürokratie ausgebildet und unterstützt wurden. Diese Individuen werden für ihre anscheinende Fähigkeit bekannt, staatliche Gelder zu organisieren, die zum Bau von neuen Häusern, Schulen und anderer Infrastruktur für die Gemeinde oder zusätzliche Programme zur Verbesserung der Gruppen-Programme genutzt werden.

Wie auch immer, der Punkt ist, diese Individuen hätten es ohne die staatliche Unterstützung ihre politische Karriere voranzutreiben, nirgendwohin geschafft. Hierin spiegelt sich das Belohnungssystem. Denn die Chiefs und Anführer, die nicht mit der staatlichen Regierung kooperieren, können ignoriert und/oder bei Spendenanfragen aussen vor gelassen werden. Unter manchen Umständen unterstützt die staatliche Regierung sogar "Splittergruppen", um den störenden Chief oder Anführer zu entmachten. Ein derzeit bekanntes Beispiel dafür sind die Algonquins von Barriere Lake in West-Quebec, welches in der Geschichte auch als Six Nations Grand River Territory bekannt war.

Die Dokumente der INAC und RCMP machen deutlich, dass während der Apperat der Kanadischen Sicherheitsdienste wegen "Splittergruppen" besorgt ist, sie ebenfalls besorgt sind, die Chiefs und Anführer von Gruppen-Kommisionen und First Nation Organisationen wie z.B. AFN und ihre Provinz-/Territorial-Organisationen würden zu "Extremisten" der Ureinwohner.

Was die Informationspräsentation von INAC und RCMP zeigt, ist, dass es grundsätzliche Einigkeit gepaart mit politischen Aktionen unter den Menschen der First Nations bedarf, um die First Nation Souveränität und die angeborenen und vertraglichen Rechte der First Nation bezüglich Land und Ressourcen zu schützen, zu verteidigen und auszubauen. Zerschlagungs- und Eroberungsstrategien können nur beantwortet werden mit neuen Strategien der Allianz-Bildung und dadurch, die Führung wieder dem Land anzugleichen.

Gruss
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Re: Idle No More

Beitragvon Bärbel » So 30. Dez 2012, 14:58

Ein Forum wie dieses und facebook können sich ja manchmal auch durchaus gut ergänzen ... Hier eine Möglichkeit, die Aktion aktiv zu unterstützen:

https://www.facebook.com/events/132003613623726/

Wie dort steht, braucht man in KANADA kein Porto auf den Brief zu kleben, da Post an den Premierminister grundsätzlich innerhalb Kanadas frei transportiert wird. Von Deutschland aus kostet es allerdings durchaus Porto ... und braucht manchmal EXTREM lange. Deshalb von hier aus vielleicht die Möglichkeit der email nutzen

Wer diesen Brief schreiben kann, für den brauche ich ja nicht extra zu übersetzen, denn derjenige spricht ja wohl genug englisch, dass er/sie selbst versteht. Für alle anderen jedoch vielleicht noch ein paar interessante Infos: Es geht nämlich nicht nur um diesen Bill C-45, den die 5 Frauen am Anfang der Aktion mehr in den Blickpunkt rücken wollten, sondern es geht u.a. um

Bill C-27: First Nations Financial Transparency Act [Transparenz in finanziellen Angelegenheiten der Indianer]
Bill C-45: Jobs and Growth Act, 2012 [Omnibus Bill includes Indian Act amendments regarding voting on-reserve lands surrenders/designations] [Beschäftigungs- und Wachstums Angelegenheiten, welche auch das Wahlrecht bezüglich Reservatsländereien beinhaltet]
Bill S-2: Family Homes on Reserves and Matrimonial Interests or Rights Act [Familienangelegenheiten innerhalb der Reservate und Matrimonielle Interessen und Rechte]
Bill S-6: First Nations Elections Act [Wahlen]
Bill S-8: Safe Drinking Water for First Nations [Wassereinsparungen zugunsten der Indianer]
Bill C-428: Indian Act Amendment and Replacement Act [Gesetz zur Abänderung und des völligen Ersatzes des Indian Acts]
Bill S-207: An Act to amend the Interpretation Act [Gesetz zur Änderung des Interpretation Acts]
Bill S-212: First Nations Self-Government Recognition Bill [Anerkennung der Selbstverwaltung der Indianer]


[Die grünen Angaben sind keine echte Übersetzung sondern nur kurze Angaben, worum es geht]
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Re: Idle No More

Beitragvon Bärbel » So 30. Dez 2012, 16:45

Und hier auch mal ein Artikel, warum Idle No more nicht nur "irgend so ein Indianer Ding" ist:

http://www.huffingtonpost.ca/wab-kinew/idle-no-more-canada_b_2316098.html#slide=1865194

Idle No More ist nicht bloß irgend so ein "Indianer Ding"


Was ist "Idle No More"?
Es ist eine locker gestrickte politische Bewegung einhergehend mit Informationsveranstaltungen, die tausende Menschen aus dutzenden Städten anziehen, Strassensperren, ein drängender Wettstreit im Parlament zwischen Chiefs und Regierungskräften und einem Hungerstreik, der in den Medien höchste Beachtung findet.

Es ist ausserdem etwas, das etwa tausend Mal am Tag getwittert oder geteilt wird mit Nachrichten über indigene Rechte, indigene Kultur und billige indigene Witze ("Dreh Deine Zündung aus bei Idle No More").

Der Name "Idle No More" rührt von einem Treffen in Saskatchewan her. Silvia McA dam und drei andere ärgerten sich über den Gesetzentwurf Bill C-45, den Gesetzentwurf bezüglich des Budgethaushaltes. Ihr größter Frust lag darin, dass anscheinend niemand darüber sprach. Zwei Verfügungen haben sie dabei besonders verärgert: die Reduzierung der Menge der staatlich geschützten Wasserwege und ein schnell verfolgter Prozess der Abtretung von Reservationsland. Von McAdams Standpunkt aus war es so, dass, wenn die Ureinwohner nicht das Wort ergreifen, sie "stillschweigend zustimmen" würden. Deshalb entschieden sie und ihre Freunde, nicht weiter zu schweigen. Sie würden "Nicht mehr unnütz" sein. Sie hielten eine Informationsveranstaltung gleichen Namens ab. Co-Organisatorin Tanya Kappo twitterte unter dem Betreff "#Idle No More".

#Idle No More traf einen Nerv. Obwohl Bill C-45 Gesetz wurde, haben viele Ureinwohner ihre opositionelle Haltung dazu geäußert. Viele der anderen Spannungen in der indigenen Gemeinschaft kamen langsam zum Vorschein und "Idle No More" umfasst nun eine breit gestreute Konversation, die zur Anerkennung der Vertragsrechte aufruft, zur Revitalisierung indigener Kultur und zur Beendigung der Gesetzgebung ohne ernsthafte vorherige Absprachen.

Für mich ist diese Konversation mehr als nur ein "Indianerding". Es ist etwas, dem alle Kanadier Aufmerksamkeit schenken, wenn nicht sogar daran teilnehmen sollten, egal welchen Hintergrund sie haben. Die Ideale, die dieser Aktion zugrunde liegen, gehenuns alle an, selbst wenn wir darüber streiten, wie sie durchzusetzen sein mögen.

5. Bei #Idle No More geht es darum, die Jugend zu engagieren

Als Grand Chief Derek Nepinak vor das nationale Fernsehen trat, nachdem er und einige andere Anführer in o.g. drängenden Wettstreit ausserhalb der Kammer eingetreten waren, merkte er an, dass die Chiefs darauf reagierten, dass die jungen Menschen über soziele Medien nach Aktionen riefen. Auf den Informationsveranstaltungen in Städten wie Winnipeg, Windsor und Edmonton war es die Jugend gewesen, die die Organisation erledigt hatten, und es war ebenfalls die Jugend, die die meisten Teilnehmer stellte. Durch das Scannen von Facebook und Twitter tauchte #Idle No More in den Neuigkeiten auf bei Leuten, die sich sonst normalerweise über Snookie und die Kardashians unterhalten. Man kann sagen, was man will, aber mit der Message hat "Idle No More" etwas geschafft, was alle Kanadier wollen: junge Menschen beschäftigen sich mit Politik.

4. #Idle No More geht darum, einen Sinn zu finden


Vieles rund um Idle No More geht um die Bewahrung indigener Kultur sowohl durch das Wiederaufleben spiritueller Praktiken als auch durch das Aufrechterhalten der geringen Landbasen, die noch geblieben sind. Der Grund, warum Kultur so wichtig ist, ist, dass sie einen Weg darstellt, mit den wohl wichtigsten Fragen im Leben umzugehen: "Wer bin ich?", "Was mache ich hier?" und "Was passiert, wenn ich mal tot bin?". Manche der diesbezüglichen Antworten wurden weitergegeben als Worte der Weisheit. Oder es wird gesagt, man solle raus gehen auf das Land und die Antworten selber durch fasten und Gebete finden. Wir brauchen diese Möglichkeiten. Und wenn ich mich umschaue und sehe, wie viele andere Kanadier auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, dann denke ich mir, vielleicht könnten sie diese Möglichkeitenebenfalls nutzen.

3. Bei #Idle No More geht es um Rechte

Worum es so gut wie jedem geht, der das Banner von Idle No More mitträgt, ist ernstgemeinte Absprachen zwischen der staatlichen Regierung und den Menschen der First Nation. Das ist, worum es in Abschnitt 35 in unserer Verfassung geht: Angeborene und vertragliche Rechte werden anerkannt und bestätigt und das heisst, wir müssen miteinander reden. Wenn es keine ernstgemeinten Absprachen gibt, dann ergeben sich daraus Probleme. Die Ureinwohner mögen vielleicht die Kanarienvögel beim Kohlebergbau sein. Wenn wir einen Abschnitt der Verfassung ausser Acht lassen, heisst das, andere sind ebenfalls in Gefahr?

2. Bei #Idle No More geht es um die Umwelt

Idle No More begann zum Teil wegen der Wut, dass Bill C-45 die Anzahl staatlich geschützter Wasserwege reduzierte. Die Umwelt ist weiterhin ein wichtiger Punkt bei den Idle No More Protesten. Dr. Pam Palmater, eine der führenden Stimmen der Idle No More Konversation, argumentiert, dass das indigene Umweltbewusstsein von besonderer Bedeutung ist, da die Krone die Pflicht hat, die Ureinwohner zu konsultieren, bevor Projekte, die die natürlichen Ressourcen betreffen, in Kraft treten. Sie sagt: "Die Menschen der First Nations sind Kanadas letzte und beste Hoffnung, das Land, das Wasser, den Himmel und die Pflanzen und Tiere auch für ihre zukünftigen Generationen zu schützen."

1. Bei Idle No More geht es um Demokratie

Demokratie gedeiht, wenn gut informierte Menschen sich engagieren und Gehör verschaffen. Idle No More startete mit vier jungen Anwältinnen, die versuchten, die Menschen in ihren Gemeinschaften zu informieren über einen Punkt, der ihnen sehr am Herzen lag. Jetzt sind viele Menschen beteiligt. Noch mehr Informationen werden geteilt, noch mehr Stimmen gehört. Es gibt keinen Allein-Anführer, keine Liste mit Forderungen als Kennzeichen von Idle No More. Während das vielleicht zunächst chaotisch aussieht, ist es aber genau das, worum es bei Demokratie geht. Demokratie ist durcheinander. Demokratie ist laut. Bei Demokratie geht es darum eine große Bandbreite an Stimmen zu hören und einen für alle gangbaren Weg zu bauen. Es geht nicht darum, irgendwelche Debatten zu beenden oder zu versuchen Dinge durch die Hintertür durchzudrücken.
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Re: Idle No More

Beitragvon Bärbel » Fr 29. Mär 2013, 14:58

Eigentlich wollte ich ja gar nicht über all die unterschiedlichsten Aktionen im Zusammenhang mit Idle No More schreiben. Viele, viele Kundgebungen, Protestaktionen und was weiss ich nicht noch alles sind sowohl in Indian Country als auch weltweit gewesen und haben offensichtlich auch weiterhin kein Ende. Ein paar Dinge möchte ich aber trotzdem nicht unerwähnt lassen:

1) Chief Theresa Spence hat am 24.1.2013 nach 6 Wochen, in denen sie keine feste sondern höchstens flüssige Nahrung zu sich nahm, ihren Hungerstreik beendet. Sie und ihre Unterstützer haben eine Erklärung verfasst, die 13 Punkte enthält, die sich alle mehr oder weniger darum drehen, dass Vertragsbeziehungen eingehalten werden, Verhandlungen auf einem Level gleichberechtigter Nationen geführt werden und Gesprächew geführt werden, die das Leben der First Nation verbessern sollen.
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/01/24/chief-theresa-spence-ends-fast-13-point-declaration-commitment-first-nations-147195

2) Die "Nishiyuu Youth Walkers":
Sieben junge Menschen der James Bay Community der Whapmagoostui First Nation in Quebec, der nördlichsten der Cree-Gemeinden und mit etwa 800 Einwohnern so abgelegen, dass sie nur mit dem Flugzeug erreichbar ist, zogen am 15. Januar 2013 aus und machten sich auf eine 60 Tage dauernde, 1600 km lange Reise zum Parliament Hill in Ottawa, Kanada, um so auf ihre Art und Weise die Idle No More Bewegung zu unterstützen. Diese sieben jungen Menschen, das waren David Kawapit (18), Geordie Rupert (21), Raymond (Bajoo) Kawapit (20), Stanley George Jr. (17), Travis George (17), Jordon Masty (19) und Johnny Abraham (19). Unterwegs schlossen sich ihnen noch etwa 270 mehr Menschen und tausende Unterstützer an, aber diese 7 waren die "ursprünglichen Nishiyuu Youth Walker". Für jeden hatte diese Reise quer durch die abgelegenen Gebiete Kanadas ihre eigene Bedeutung und Herausforderungen. So waren sie im tiefsten Winter gestartet, was Temperaturen von -50° Fahrenheit [-45°C] bedeutete (den kalten Wind nicht miteingerechnet) und ihr Weg führte großteils quer durch die Wildnis. Erst als sie in der Nähe von Ottawa waren, konnten sie unter Polizeieskorte den Highways folgen. Und so erreichten sie am 25. März 2013 erschöpft aber glücklich den Parliament Hill in Ottawa, wo ihnen etwa 3000 Zuschauer einen bewegenden Empfang bereiteten, unter ihnen Shawn A-in-chut Atleo, National Chief der Assembly of First Nations, Chief Theresa Spence deren Hungerstreik im Dezember und Januar auch diese Reise von Nishiyuu inspiriert hatte, Matthew Coon Come, Grand Chief der James Bay Cree Nation und sogar einige Parlamentarier.

Bezeichnender Weise war Premierminister Stephen Harper nicht anwesend. Er zog es vor, in Toronto dabei zu sein, als dort zwei Pandas aus China für den kanadischen Zoo eintrafen.

http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/03/27/nishiyuu-youth-walkers-greeted-cheering-thousands-strong-crowd-ottawa-148383

Tja, wen wundert es da, wenn solche Reaktionen folgen:
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/03/27/panda-harper-memes-fly-harper-jets-toronto-instead-greeting-nishiyuu-walkers-148401

Gruss
Bärbel
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