INDIANER zwischen Gestern und Heute

Forum zur Kultur, Geschichte und Gegenwart der Ureinwohner Amerikas

Manitoulin Island, Ontario, Canada




Manitoulin Island, Ontario, Canada

Beitragvon Bärbel » Mi 18. Jul 2012, 07:41

Wer abseits der üblichen Touristenströme sein möchte, für den eignet sich auch Manitoulin Island. Diese Insel liegt im Norden des Lake Huron und ist mit 2766 Quadratkilometern die größte Süßwasserinsel der Welt. Es gibt dort 108 Seen, innerhalb derer oftmals wiederum kleine Inseln liegen. Man findet zahlreiche einsame und wunderschöne Buchten und erstaunlich vielseitige Landschaften. So ungefähr jeder zweite der etwa 12600 Einwohner gehört zur „First Nation“, wie sich die kanadischen Indianer bevorzugt bezeichnen, wodurch sich gerade dieser Ort eignet, um nicht nur etwas über Indianer sondern es auch von Indianern zu lernen.

Eine grosse Hilfe hierbei ist Great Spirit Circle Trail (siehe auch unter Empfehlungen), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Touristen die Kultur der Indianer dieser Gegend näher zu bringen. Dabei werden angebotene Touren, Workshops und ähnliches grundsätzlich von Indianern geleitet, die auf Manitoulin Island aufgewachsen sind. Somit ist das, was man hier über die Geschichte und Kultur der Ureinwohner dieser Insel erfährt, nicht nur aus irgendwelchen Büchern angelesen sondern das, was schon seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weiter gegeben wurde.

Manitoulin Island selbst bietet verschiedene Museen und Sehenswürdigkeiten, allerdings sollte man hier die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, da die Museen doch recht klein und die Sehenswürdigkeiten auch nicht sonderlich bombastisch sind. Dafür besticht die Insel allerdings durch seine verschiedenen Wanderwege. Die Wege sind durchaus gut gewartet und, da man immer den bunten Markierungen in den Bäumen folgt, auch leicht zu finden. Allerdings sind sie nicht besonders rollstuhlgerecht.

Da geht es durch enge Felsspalten über schmale, steile Leitern, auf Knien durch niedrige Tunnel und über große Felsbrocken, bei denen man besser nicht daneben tritt, weil man sonst leicht in einer Felsspalte verschwindet.

Bild

Bäume, die über den Weg gefallen sind, werden auch nicht unbedingt gleich weggeräumt, da man ja die nächste Markierung erkennen und somit weiter dem Wanderweg folgen kann. Aber gerade das macht diese Wanderwege ja so interessant.

Der bekannteste dieser Wanderwege ist wohl der Cup & Saucer Trail. Dieser etwa 12 km lange Rundweg führt vorbei an 70 Meter hohen Klippen, von denen man einen wunderschönen Ausblick über die Insel hat. Abgesehen von dem hierbei wirklich sehr interessanten „Adventure Trail“-Abschnitt hat mich besonders fasziniert, dass an den hohen Klippen keinerlei Geländer oder Absperrung vorhanden ist. Wer möchte, kann wirklich bis ganz vorne an die Kante gehen und den Ausblick geniessen.

Bild

Der Bridal Veil Falls Trail ist mit seinen 2,5 – 3 km, je nach dem, welche Wegabschnitte man kombiniert, eher kurz und auch nicht besonders abenteuerlich. Er führt aber an einem hübschen kleinen Wasserfall vorbei und befindet sich in der Nähe des kleinen Örtchens Kagawong, welches man dann ja auch gleich besichtigen kann.

Am abwechslungsreichsten fand ich jedoch den Misery Bay Trail. Dieser Wanderweg führt zunächst durch dichten Mischwald, dann öffnet sich der Wald plötzlich und man steht vor einer flachen Bucht, der Misery Bay, wo ein kleiner Sandstrand und erstaunlich viele Wasservögel zu finden sind. Zurück geht es dann durch einen Wald mit vielen Lichtungen, bei denen der Boden teilweise sehr felsig ist, wo aber, gerade als ich da war, ganz viele Blumen blühten.

Bild

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf Manitoulin Island genügend, so dass für so gut wie jeden Geschmack etwas Passendes dabei sein sollte. Es gibt direkt am Wasser gelegene Ressorts, wo kaum Wünsche unerfüllt bleiben, aber auch einfache Bed & Breakfast Angebote oder rustikale Blockhütten. Ich habe es aber vorgezogen, im Tipi zu übernachten, auch wenn ich weiß, dass diese Tipis nur für Touristen in so gut wie jedem Garten zu finden sind. Die ersten zwei Nächte waren auch leider mächtig kalt (nachts 2°C und tagsüber üppige 4°C mit teilweise Schneeregen und das Anfang Juni) und zunächst war ich in einem Tipi, wo leider kein Feuer im Zelt gemacht werden konnte, aber innerhalb einer Woche kletterten die Temperaturen auf nachts 16°C und tagsüber sogar knapp 30°C und da war es gerade im Tipi absolut klasse. Vor allem die letzte Nacht, die ich bei Martina Osawamick von Zaawmiknaang verbracht habe. Martina veranstaltet nicht nur Workshops für traditionelle Küche, sie unterrichtet auch die Sprache der Anishnaabe (auf Manitoulin Island ansässige Indianer). Sie hatte sogar – extra für mich – eine Freundin eingeladen, die begleitet von einer Handtrommel für mich singen sollte. Da diese Freundin aber leider nicht auftauchte, dafür aber zwei von Martinas Schwestern, sind diese spontan eingesprungen und wir haben einen wunderschönen Abend verbracht und noch bis tief in die Nacht über die Kultur der Anishnaabe gesprochen.

Ich hatte leider nur eine Woche auf Manitoulin Island. Deshalb war ich mit einer kleinen Reittour und Wandertouren (teilweise mit Führung durch einen Mitarbeiter des Great Spirit Circle Trail, teilweise alleine) durchaus ausgelastet. Die Insel eignet sich jedoch aich hervorragend für Kanutouren, teilweise mit, teilweise ohne "White water rafting". Ein guter Ansprechpartner hierfür ist Great Lakes Cultural Camps, ebenfalls ein Kooperationspartner des Great Spirit Circle Trail (siehe auch unter Empfehlungen)
Benutzeravatar
Bärbel
 
Beiträge: 180
Registriert: So 15. Jul 2012, 20:15
Wohnort: Grossraum Köln

von Anzeige » Mi 18. Jul 2012, 07:41

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge

Ontario, Canada
Forum: Empfehlungen
Autor: Bärbel
Antworten: 1

Zurück zu Reiseberichte

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron