Es gab mal in Kanada eine Zeit, da durften Indianer nicht mal einen Anwalt beauftragen, ohne dafür die Genehmigung der Regierung erhalten zu haben und genauso wenig durften sie Jura studieren, ohne gleichzeitig ihren Status "Indianer" aufzugeben.
1954 änderte sich das glücklicherweise, als William Wuttunee mit Abschluss der University of Saskatchewan der erste West-Kanadische Anwalt mit Indianer-Status wurde.
Seit dem haben sehr viele Indianer Jura studieren können und sind Anwälte oder auch Richter geworden. Hier mal ein paar Beispiele solch indianischer Anwälte, die sich dafür einsetzen, in Kanada etwas zu bewegen:
Donald Worme, Cree der Kawacatoose First Nation
Gründungsmitglied der indianischen Anwaltskammer in Kanada
Bekannt wurde er durch den Fall Neil Stonechild (ein 17-jähriger Maler, dessen Wandgemälde heute noch ausgestellt sind, und Bantamgewicht-Ringer, der 1990 erfroren auf einem abgelegenen Feld in Sakatoon gefunden worden war) aus dem Jahr 2003, bei dem er die Familie Stonechild vertrat.
Seit dem hat Worme viele Familien und Gruppen vertreten, die mit der Polizei und dem Rechtssystem in Konflikt standen. Darunter auch die Familie von Matthew Dumas, der 2005 von der Polizei von Winnipeg erschossen worden war, und Kinew James, der 2013 in der Psychiatrie von Sakatoon verstarb.
Ausserdem war Worme zwischen 2004 und 2006 Kommissionsberater der Ipperwash Untersuchung, die u.a. damit befasst war, was zu der Schießerei geführt hatte, bei der der unbewaffnete Anishnaabe Demonstrant Dudley George zu Tode kam.
Jean Teillet, Urgrossnichte des Metis-Anführers Louis Riel
Zunächst hatte sie eine 20-jährige Karriere am Theater - Tanz, Schauspielerei, Unterricht und Choreographie - bevor sie mit 38 anfing, an der University of Toronto Jura zu studieren.
Nach ihrem Abschluss 1994 etablierte sie sich schnell als unerschrockene Verteidigerin indigener Rechte.
2003 gewann sie einen bedeutenden Sieg am Obersten Gerichtshof von Canada für die Rechte der Metis. Der Fall ging um Steve Powley aus Sault St. Marie, Ontario, der angeklagt war, Elche ohne entsprechende Lizenz gejagt zu haben.
Als Partner von Pape Salter Teillet LLT, spezialisierte sie sich auf indigene Rechte, wobei sie viele Auszeichnungen gewann, darunter auch 2011 den Indigenous Peoples Council Award der indianischen Anwaltskammer und die diamantee Jubiläumsmedaille Königin Elisabeth II in 2012.
Ausserhalb des Gerichtssaals half sie, die Metis-Nation von Ontario zu etablieren und war Vise-Präsident und Schatzmeister der indianischen Anwaltskammer von Kanada und Gründungspräsident der Anwaltskammer der Metis-Nation.
Christa Big Canoe, Anishnaabe der Georgina Island First Nation
Direktorin der Aboriginal Legal Services von Toronto
Sie ist bekannt als leidenschaftliche Anwältin für Kinder- und Frauenrechte und war bei Gerichten aller Ebenen vertreten, wo sie die Sichtweisen der Indianer einbrachte und bei Fällen repräsentierte, bei denen die Rechte der Indianer Kanadas betroffen waren.
Während sie Rechtsbeistand in Ontario war, leitete sie die Provinz-weite Aboriginal Justice Strategy, die darauf abzielte, Grenzen zu durchbrechen und First Nation, Metis und Inuit Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen.
Bei ihrem jüngsten Fall repräsentiert sie sechs der sieben Familien von Studenten, deren Tode Gegenstand einer Untersuchung von Thunderbay sind. Alle Studenten kamen aus abgelegenen First Nation Ortschaften, um in der Stadt die High School zu besuchen.
Katherine Hensel, Secwepemc Nation
Sie wurde 2003 in die Anwaltskammer berufen. Bereits ein Jahr später arbeitete sie als Kommissionsberater-Assistentin für die Ipperwash Untersuchung.
Nachdem sie einige Jahre bei einem bekannten Rechstbeistands-Unternehmen gearbeitet hatte, verließ sie dieses, um 2011 Hensel Barristers zu gründen. Seit dem war sie bein einigen Fällen zu indigenen Rechten involviert und diente als Berater der Native Womens Association of Canada während der Untersuchung zu vermissten und ermordeten Frauen in British Columbia.
Sie gibt oft Medien-Interviews zu indigenen Rechten, u.a. ein Auftritt bei CBS "The Current", bei dem sie pointierte Kritik am Rechtssystem übte an der kontrovers diskutierten "Nicht-Schuldig"-Entscheidung im Mordprozess Cindy Gladue.
Sie sagte "Es muss eine Rundum-Untersuchung dessen geben, was in kanadischen Gerichtssälen und dem kanadischen Rechstsystem geschieht."
Caleb Behn, Dene
Er wurde zwar noch nicht in die Anwaltskammer berufen, jedoch plant er bereits, das Rechtssystem dazu zu nutzen, traditionelle Territorial-Ansprüche der Dene verteidigen.
Er wurde in eine sehr politisch orientierte Familie geboren, bei denen einige nahe Verwandte als Anführer dienten. Er wuchs auf im nördlichen British Columbia, einem Land, dass sich stark verändert, seit die Öl- und Gas-Industrie dort wächst.
Getrieben von der Verantwortung, Land und Wasser zu schützen, hat er sich bei der University of Victoria eingeschrieben. Und noch bevor er seinen gewählten Beruf ausübte, wurden er, sein Ziel - und sein Leben - Gegenstand der von Kritikern hochgelobten Dokumentation aus 2015, Fractured Land.
"Jeder, der ein Beil werfen und dich verklagen kann, ist eine Kraft, mit der man rechnen sollte", so Bill Kibben, Gründer von 350.org
http://www.cbc.ca/news/aboriginal/legal-warriors-five-indigenous-lawyers-1.3371819