Rechtssysteme sind ja nie leicht zu verstehen, was in den USA die vertikale Hierarchie der Gerichtshöfe und Geschworenen-Auswahl- und -Berufungs-Prozesse beweist. Beim Umgang mit Indianern und dem US-Amerikanischen Rechtssystem unter Berücksichtigung der Grundsätze von 567 Nationen (nach US-Zählung), Stammesrecht, Staatsrecht, Bundesrecht, die grundsätzlichen Rechte von Ureinwohnern und vertraglich zugesicherten Rechten ist die Durchsetzung von Gerechtigkeit eine Aufgabe, die die klügsten Köpfe der jeweiligen Zeit benötigt. Solche, die die Fähigkeit haben, komplexe Beziehungen und Theorien zu verstehen, die die Kraft besitzen, zu ihren Grundsätzen zu stehen und die die Reife haben, auch die Standpunkte anderer Menschen zu respektieren. Die im Folgenden aufgeführten neun Frauen haben sich dieser Aufgabe gestellt:
Angelique Townsend EagleWoman, Sisseton-Wahpeton Oyate
Angelique Townsend EagleWoman, Sisseton-Wahpeton Oyate von der Lake Traverse Reservation, ist Privatdozent für Rechtsfragen und Kollegin von James E. Rogers im Fachbereich Indianerrecht an dem College of Law der Universität von Idaho. Sie sagt, sie hofft, dass ihr gerade veröffentlichtes Buch "Mastering American Indian Law" (geschrieben mit Co-Autorin Stacy Leach) Indianerrecht einer breiteren Masse zugänglich machen wird, ein Schritt auf dem Weg zur Erfüllung ihrer Mission "zukünftige Anwälte über das Verhältnis zwischen Stammesinstanzen und der USA aufzuklären, was ansonsten nicht korrekt gelehrt wird."
Ein Höhepunkt ihrer Karriere war, so ihre Erklärung, dass sie gemeinsam mit ihrem Stamm nach [Washington] D.C. ging, um die Hintergrund-Dokumente anzusehen im Fall DeCoteau gegen District Court, verhandelt vor dem Supreme Court im Jahre 1975. Der Stamm verlor den damaligen, noch vor dem Indian Child Welfare Act geführten Fall, in dem der Supreme Court verfügte, dass das Stammesreservat durch die Allotments abgeschafft wurde und das County nun Kinder von einer Mutter mit der Begründung der Kindesaussetzung wegnehmen könne, die diese bei einem Verwandten gelassen hatte.
EagleWoman sagt, dass die Diversität an den Jura-Schulen zurückginge und somit jetzt der perfekte Zeitpunkt für Indianer sei, sich zu bewerben. "Indianische Rechts-Professoren im ganzen Land sind bereit zu unterrichten und zu betreuen. Sie warten nur darauf, dass Du Dich an uns wendest."
Carole E. Goldberg, Goldberg sagt, einer ihrer wichtigsten Beiträge zum Indianerrecht ist ihre Arbeit für "Handbook of Federal Indian Law" von Felix S. Cohen. Sie ist die einzige Person, die im Ausschuss sass sowohl für die Ausgaben von 1985 wie auch 2005 und 2012. "Das Handbuch ist die meistgenutzte Quelle für Richter, Fachleute und Studenten, die versuchen, bundesstaatliches Indianerrecht zu verstehen. Es ist schon seit der Erstausgabe in den 1940ern dafür bekannt, das bundesstaatliche Indianerrecht so auszulegen, dass rechtmässige Stammeskräfte in den Mittelpunkt für das Verständnis der Sache gestellt werden."
Goldberg ist Jonathan D. Varat Distinguished Professor of Law an der UCLA School of Law. 2007 wurde sie berufen als Richterin am Hualapai Court of Appeals und 2010 empfahlt Präsident Obama sie für die Indian Law and Order Commission. Sie war Co-Autor bei "Defying the Odds: The Tule River Tribe’s Struggle for Sovereignty in Three Centuries " und gemeinsam mit Kevin Washburn and Philip Frickey Co-Herausgeber von "Indian Law Stories". Derzeit arbeitet sie an einem Buch, das die Ergebnisse ihrer Forschung bezüglich der Verwaltung von Strafrecht in Indian Country darstellt.
Cynthia Gomez, Tule River
Gomez arbeitete als oberste Richterin am Stammesgerichtshof für die Shingle Springs Band der Miwok Indianer und als Ministerialdirektorin für Umweltrecht und Stammesverwaltung für die kaliforische EPA. Derzeit ist sie Berater in Stammesfragen für den kalifornischen Gouverneur Edmund G. Brown und Geschäftsführerin der staatlichen Native American Heritage Kommission. Sie sagt, dass sie als Beraterin des Gouverneurs dabei helfen kann, "Anerkennung für unsere Stämme als einzigartige souveräne Nationen und die Möglichkeit ihre Stammesgesetze zu verwalten und durchzusetzen" zu erreichen. Ihr wohl wichtigster Beitrag bisher war "den Stämmen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, zu helfen, Stammesgrundsätze durchzusetzen.
Gomez sagt bezüglich derzeitiger juristischer Herausforderungen, "Die Stämme haben immer schon für Souveränität und Stammesrechtsprechung gekämpft. In Kalifornien müssen wir mit den Folgen von Public Law 280 umgehen, was für uns einige schwere Herausforderungen bedeutet, wie z.B. fehlende Finanzen für die Stammesgerichtshöfe. PL-280 war verheerend zumindest in Kalifornien. Aber was in der Zukunft besonders wichtig sein wird, sind die Wasserrechte, die sowohl die Bedürfnisse des Staates als auch die zugesicherten Wasserrechte einiger Stämme berücksichtigen müssen. Das ist sehr komplex.
Heather Kendall-Miller, Danaina Athabaskan
Sie ist Stammesmitglied der Native Village of Curyung und Anwalt für den Native American Rights Fund mit Spezialgebiet Stammesrecht und Unterhalt. Sie arbeitet für den Aufsichtsrat des Harvard University’s Honoring Nations Program und der The Wilderness Society. Kendall-Miller war vorsitzende Beraterin bei beiden Berufungen (beim U.S. Circuit Court und dem U.S. Supreme Court) in den Grundstücks-Fällen "Alaska gegen Native Village of Venetie" und "Katie John gegen Norton".
Auf die Frage, was die derzeit wichtigsten Herausforderungen für das Indianerrecht sind, sagte sie: "Klimaveränderungen sind eine gewaltige Herausforderung für Indianer, deren herkömmlicher und traditioneller Lebensstil direkt mit dem Land verbunden ist. Ausserdem sehen wir uns Herausforderungen gegenüber bei der Wahrung unserer Rechte vor Gericht, zum Teil dadurch begründet, dass der Supreme Court derzeit der Stammessouveränität, indianischen Richtlinien zum Aufbau oder Vertragsrechten recht wenig Aufmerksamkeit schenkt."
"Die jüngsten Fälle vor dem Supreme Court wie z.B. der Fall um Baby Veronica und die Wahlrechtsverordnung zeigen wenig Verständnis für indianische Angelegenheiten und man sollte deshalb sehr vorsichtig sein, wenn Fälle dort verhandelt werden, bzw. es nach Möglichkeit vermeiden."
Stacy Leeds, Cherokee
Leeds ist die erste indianische Frau, die als Dekan an einem Lehrstuhl für Jura arbeitet (Universität von Arkansas). Sie hat bereits an sieben indianischen Gerichtshöfen gearbeitet, u.a. war sie oberste Richterin am Cherokee Nation Supreme Court, Director des Tribal Law and Government Center der Kansas Law School, Director des Northern Plains Indian Law Center an der University of North Dakota School of Law und Kommissionsmitglied der Secretarial Commission on Indian Trust Administration and Reform. Leeds war ausserdem Co-Autor für "Mastering American Indian Law", was diesen August herausgegeben wurde.
Bezüglich der wichtigsten juristischen Angelegenheiten, die Indian Country betreffen, sagt Leeds: "wir kämpfen gegen externe Zulässigkeiten, wenn es darum geht, dass die Bundesregierung, der Staat oder internationale Foren die Kraft unserer eigenen Regierung anerkennen sollen." Sie sieht ihre Arbeit in der Kommission zur Trust-Reform als "Potential, sehr bedeutendes zu tun [hat sie getan] denn aufgrund der Empfehlungen [werden] wir voranschreiten, die Art und Weise, wie das System des Grundstücksrechtes und des Trusts durch die Bundesregierung sich darstellen, zu überholen und zu reformieren."
Arlinda Locklear, Lumbee
Locklear war die erste indianische Frau, die vor dem Supreme Court den Fall in Sachen "Solem gegen Bartlett", 1984, vertrat. "Der Gerichtshof hat das Gesetz unter Berücksichtigung der Standards der Auflösung von Reservaten auf eine Art und Weise ausgelegt, dass hoffentlich von nun an die Reservate geschützt werden." "Oneida Indian Nation gegen County of Oneida", der zweite Fall vor dem Supreme Court, den sie vertrat, war ebenfalls wichtig. "Die Frustration bei dem ganzen war, dass es im Endeffekt keinen wirklichen Vorteil für die Oneida gab, [obwohl] es prizipiell ein juristischer Sieg war."
Als Expertin auf dem Gebiet der bundesstaatlichen Anerkennung sagt Locklear, dass die Entscheidungen des Supreme Courts jegliche Möglichkeit des Interior Departments, Land in Trust-Land umzuwandeln, verzögert hat. Die Stämme müssen darlegen, dass das Department die Autorität hat, in ihrem Namen Land in Trust-Land umzuwandeln", besonders durch die Forderung, dass sie erneut die Argumente vorzutragen haben, die sie bereits zur Erlangung der bundesstaatlichen Anerkennung vortragen mussten. "Das ist eines der schlimmsten Dinge, die seit langem passiert sind." Sie hofft, dass die Tatsache, dass das BIA neue Regelungen für die Anerkennung vorgeschlagen hat, zu einer sinnvollen Reform führen wird. Der Prozess, wie wir ihn seit 1978 durchführen, ist eine Scheusslichkeit, Beleidigung der Stämme und führt dazu, dass die Regierung rechtmässige Indianerstämme nicht anerkennt", so Locklear.
Angela Riley, Potawatomi Nation of Oklahoma
Riley ist Direktor des UCLA American Indian Studies Center und Co-Direktor des Native Nations Law and Policy Center. Riley sagt über ihre Arbeit: "Im Supreme Court meines Stammes zu sein, als eine Person zu arbeiten, die für die beweisführenden Anhörungen für die Morongos zuständig ist, und Mitglied des United Nations Indigenous Peoples’ Policy Aufsichtsrates zu sein, war ausserordentlich fruchtbar und eine sehr wertvolle Erfahrung. Das gibt mir die Möglichkeit, meine Aus- und Weiterbildung zum Vorteil der indianischen Verwaltung und zur Förderung der Rechte indigener Völker überall auf der Erde einzusetzen."
Riley wünscht, sie könne optimistischer sein, was die Indianerrechte un den USA betrifft. "Amerika kämpft ... damit, wie die Rolle der Indianernationen in einer liberalen Demokratie angeglichen werden kann. Der Status der Indianernationen ist in den USA ein Politikum. Die Souveränität der Stämme gab es bereits vor der Konstitution der USA. Ich habe erfahren, dass viele die historische und juristische Komplexität in diesem Bereich nicht verstehen. Ohne dieses Verständnis geht der Trend dahin, die Souveränität der Indianer zu reduzieren."
Fawn Sharp, Quinault Nation
Sharp ist Präsident der Quinault Nation und sagt:"Die Krieger-Anwälte unserer Generation versuchen, den 400 Jahre andauernden Trend der ständigen Übergriffe und der Reduzierung unserer Macht und Autorität umzukehren."
Unter den heutzutage wichtigsten Herausforderungen für Indianerrecht sind vor allem die Beschäftigungsprobleme zu sehen, so Sharp. Und "innenpolitisch an der Stammesfront sehen wir viele unserer Stämme damit beschäftigt, ihre Konstitutionen zu verändern, um Bürgerrechte und Menschenrechte einzuschliessen. Ich denke, das ist extrem wichtig. Ausserdem sehe ich internationale Gesetze wie z.B. die Veröffentlichung der UN Deklaration bezüglich der Rechte indigener Völker als wichtig an. ... Wir sind Zeugen einer neuen Ära, wo wir anfangen, direkte Verhältnisse zu haben zu unseren Stammesnationen und anderen Nationen, wo wir austesten, wie wir das, was wir kulturell, moralisch und politisch wissen, auf die universale Bühne bringen können, wo es als universale Prinzipien akzeptiert wird, die nationale Grenzen überschreiten."
Sharp war früher leitender Anwalt und oberster Berater und Anwalt der Quinault Indian Nation, administrative Richterin für das Washington State Department of Revenue, eine beisitzende Richterin des Quinault Stammesgerichtshofes und Beraterin für Phillips, Krause & Brown.
Christine Williams, Yurok
Sie ist oberste Richterin des Northern California Intertribal Court Systems und der Shingle Springs Band of Miwok Indians und Vize-Präsident der California Indian Law Association. Der Intertribal Court wurde von vier Stämmen gegründet, um "die Ressourcen der einzelnen Stämme zum Vorteil aller zu nutzen, aber gleichzeitig auch die Souveränität der einzelnen Stämme und ihr souveränes Recht, ihr eigenes Rechtssystem zu entwickeln, zu erhalten." so sagt sie
Williams bezeichnet die Rechtsprechung als den Hauptknackpunkt im Indianerrecht. "Rechtsprechung ist ein grosses Problem, das uns jeden Tag beschäftigt, erst recht in einem PL-280-Staat. Wir teilen uns eine Menge der Rechtsprechungen mit unseren County-Partnern und das bedingt eine Menge Aufbau von Beziehungen.
"Es gab mal eine Zeit ... die wollte ich rückübertragen. [Aber] das sieht für mich heute noch trüber aus." Nach erfolgreicher Arbeit mit dem Rechtssystem Kaliforniens und nach Durchsicht des Berichtes über häusliche Gewalt in Indian Country sagt sie: "Die Stämme in den Nicht-PL-280-Staaten waren nicht wirklich in einer besseren Position das Thema anzugehen als wir PL-280-Staaten. ... Ich bin nicht sicher, ob Stämme in Nicht-PL-280-Staaten überhaupt irgendwie besser dran sind."
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2013/10/23/9-notable-women-who-rule-american-indian-law-151872