tja, wenn man genau hinguckt, gehört die nachfolgende Person eigentlich auch zu den Sportlern bei Olympischen Spielen. Ich lasse ihn jetzt trotzdem mal hier, weil sein Ruf vor allem von ausserhalb der Olympischen Spiele stammt ...
Ellison "Tarzan" Myers Brown, Narragansett von Rhode Island
Ausnahme-Läufer, der den Boston-Marathon sogar zweimal gewonnen hat
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/2014/04/21/indian-rhode-island-who-won-boston-marathon-twice-154541?page=0%2C0Der Artikel ist 6 Seiten lang, ich werde es mir ersparen, alles zu übersetzen. Da es aber zum einen sehr schön geschrieben und zum anderen mal eine andere Art von "Homage" ist (ganz persönliche Erinnerungen von jemandem, der ihn persönlich kannte, als der Author noch ein Kind war und Ellison "Tarzan" Brown den Zenit seiner sportlichen Karriere bereits überschritten hatte), kann ich nur jedem empfehlen, den Originalartikel auch komplett zu lesen!
Geboren am 22. September 1914 (verstorben am 23. August 1975) wurde er in seinem späteren Leben besser bekannt als "Tarzan" Brown oder "Deerfoot", wie seine Stammesbrüder ihn nannten.
1926, als Tarzan Brown also gerade 12 Jahre alt war, war ein anderer damals bekannter Läufer, Horatio "Bunk" Stanton, zu Trainingszwecken die etwa 20 Meilen Strecke von Westerly nach Shannock gelaufen. Dort angekommen erzählte er seinem Manager, Thomas "Tippy" Salimeno, von einem Jungen, der ihm die ganze Strecke gefolgt sei ... und gerade mal etwa 10 Minuten später tauchte auch der Junge auf: Ellison Brown. Salimeno sah das Potential in dem Jungen und bot ihm an, dass er wiederkommen könne, wenn er 16 sei und Salimeno dann seine Karriere managen würde.
Tarzan verließ die Schule und lernte, wie sein Vater Otis Brown, das Handwerk des Steinmetzes. Ebenso wie viele andere Narragansett wurde Tarzan darin sehr gut und einige seiner Arbeiten bestehen bis heute. Als er aber 1931 endlich 16 wurde, kehrte er zurück zu Salimeno, welcher tatsächlich Wort hielt und sich um ihn kümmerte. Er nahm ihn mit zu einer Laufveranstaltung in Warwick, wo er bei einem 10 Meilen Lauf mit Leichtigkeit das Feld hinter sich ließ.
Überhaupt gewann Tarzan oft. Obwohl der Sieg als solcher nicht sein Ziel war. Vielmehr guckte er sich vorher die zu gewinnenden Preise an, entschied, was ihn davon am meisten interessierte und lief dann so, dass er genau diesen Preis dann auch bekam (meist etwas, was er dann verkaufen konnte, um seine Familie zu unterstützen). Konnte er eine Armbanduhr oder ein Radio gewinnen, lief er wie verrückt, gab es sogar zwei Preise, ließ er RICHT'IG alles raus. ... Bei einem Rennen muss er sich allerdings auch mal vertan haben, es heisst nämlich, er wäre damals total ausgeflippt, weil er selbst einen Pokal bekam, der unterlegene Läufer jedoch eine Armbanduhr.
Der "hellste" soll Tarzan allerdings nicht gewesen sein. So sagt man, er habe zwar Millionen-Dollar-Beine jedoch nur einen 10-Cent-Kopf gehabt.
1933 war Tarzan dann so weit, bei seinem ersten Boston Marathon gegen die besten Langstreckenläufer der Welt anzutreten. Beendete er diesen Lauf "nur" als 32ster [ich weiss ja nicht, wie viele damals liefen, 2014 waren es aber 36000], war er 1935 schon 13. und 1936 gewann er den Lauf in 2:33:40 Std. (1935 lief er sogar barfuß wie auch bei einer Menge anderer Rennen. Man sagt allerdings, dass dies nicht unbedingt ein "Tick" von ihm war, sondern dass er schlicht und ergreifend viel zu oft knapp bei Kasse war und sich deshalb dann keine Schuhe leisten konnte.)
Bei dem Lauf 1936 rechnete offensichtlich niemand damit, dass ausgerechnet Tarzan das rennen gewinnen könne. Und so blieb der Pressewagen bei einer Gruppe Läufer, die als Favoriten galten und vermeintlich das Feld anführten. Beim 5-Meilen-Checkpoint jedoch fragte ein Zeitnehmer die Presse, was sie denn da machten und war schockiert, als sie ihm sagten, sie würden den führenden Läufern folgen, denn "Der Indianer aus Rhode Island ist hier schon vor 5 Minuten durch!"
Der Pressewagen gab deshalb Gas und für 21 Meilen schlug Tarzan jeden Streckenrekord. ... Allerdings war Tarzans Laufstil ein wenig "unorthodox". Er leif so schnell er konnte, so lange er konnte, was ihm bei der lokalen Presse den Namen "Chief Crazy Horse" einbrachte. Später sagte Tarzan von sich selbst, dass seine Karriere endete, bevor ertatsächlich gelernt hatte, wie man ein Rennen richtig läuft, ja sogar, wie man richtig trainiert. Er träumte von den Rennen, bevor sie gestartet wurden und in seinen Träumen hat er immer verloren. Also lief er am Tag des Rennens noch schneller.
1936 nun hatte er eine gute Führung ausgebaut, wurde dann allerdings langsamer und joggte mit gesenktem Kopf vor sich hin, als der Vorjahresgewinner und Bosten-Legende Johnny A. Kelly ihn ausgerechnet bei "Heartbreak Hill" einholte, ihm auf den Hintern klopfte und sagte "Tolles Rennen Kumpel". Da wachte Tarzan offensichtlich auf, denn er hatte wohl nicht gedacht, dass jemand auch nur in seiner Nähe sein könnte, und rannte, wie von der Tarantel gestochen los. ... Und so wurde er der jüngste Gewinner der 26-Meilen-Strecke des Boston Marathon.
Mit diesem Sieg sicherte er sich auch einen Platz im Olympischen Team. Es ging nach Berlin, wo Adolf Hitler hoffte, die Überlegenheit der Arischen Rasse unter Beweis stellen zu können. ... Ein Traum, der jedoch von Jesse Owens zerstört wurde - und Tarzan hätte Jesse fast Gesellschaft geleistet. ... Hatte man 24 Jahre vorher dem Indianer Jim Thorpe noch seine olympische Goldmedaillie aberkannt, wurde sie Tarzan genommen, noch bevor er sie überhaupt gewinnen konnte. Was genau passierte, wird wohl ungeklärt bleiben. Eine Geschichte sagt, dass er auf dem schiff bei der Überfahrt nach Berlin den seltsamen Laufstil eines britischen Läufers nachahmte und sich dabei einen Muskel zerrte, eine andere Geschichte besagt, dass Tarzan ein heisses bad nahm, um zu entspannen, ihn dies aber nur schläfrig machte. Jerry Nason, ein bekannter Sportjournalist, geht davon aus, dass Tarzan damals schon an einem Leistenbruch litt, denn später in diesem Jahr hatte er definitiv einen Leistenbruch und Tarzan sagte Nason selber, dass er bei den Olympischen Spielen damals wahnsinnige Schmerzen in den Eingeweiden hatte. ... tja, und noch eine andere Geschichte lautet, dass Tarzan sich mit ein paar von Hitlers "Braunhemden" angelegt hat, verhaftet wurde, wo man ihm "nahelegte", den Marathon besser nicht zu gewinnen. Tarzan war in der Tat verhaftet worden und gerade rechtzeitig für den Marathon wieder auf kaution frei.
Wie auch immer, wie üblich explodierte Tarzan am Anfang des Rennens förmlich und führte die ersten 13 Meilen. Bei 18 Meilen war er zwar langsamer geworden, war aber immer noch knapper Verfolger. Dann allerdings setzte er sich ins Gras, um Luft zu schnappen. Ein Zuschauer kam auf ihn zu und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei ... und in dem Moment kamen Ordner hinzu und disqualifizierten Tarzan, weil er angeblich Hilfe von aussen bekommen hatte. ... Tarzan war den Olympischen Marathon halt gelaufen wie auch sonst viele Rennen: Anfangs so schnell er konnte, so dass er eine gute Führung hatte, dann eine Pause einlegend, bevor er zum Schlussspurt ansetzte. Manche erzählen sogar, dass er auch manchmal irgendwo einkehrte und ein Bier trank und erst weiterlief, wenn ein anderer Läufer in Sicht kam.
Salimeno hatte ja versucht, Tarzan beizubringen, wie man sich richtig auf ein Rennen vorbereitet. War allerdings wohl kläglich gescheitert. Tarzans Training bestand aus Biertrinken und Holzhacken ... und am Renntag selber war es nicht unbedingt besser. Da kam er bei so manch einem Rennen an, schlang erst mal ein halbes Dutzend Hot Dogs runter, spülte alles mit Orangenlimo runter ... und legte dann ein 1a Rennen hin ...
Nach seiner Disqualifikation bei den Olympischen Spielen 1936 jedoch, musste er der WElt wohl noch beweisen, dass er niemand ist, der so einfach aufgibt. Also lief und gewann er zunächst den New York Wettkampf in Portchester, trampte dann nach Manchester, New Hamshire, wo er gerade ankam, als das Rennen startete, trank noch seine Orangenlimo als "Frühstück" und gewann auch dieses Rennen. ... Fünf Tage später brach er dann mit doppeltem Leistenbruch zusammen.
Tarzan war zwar ein absoluter Ausnahmeläufer, jedoch war er wohl eigentlich nicht wirklich ein guter Marathon-Läufer. Kürzere Distanzen waren dabei mehr seine Kragenweite und er brach so einige Rekorde. Nachdem er aber nun bewiesen hatte, dass er zum einen laufen kann und zum anderen kein Typ ist, der so einfach aufgibt, beschloss er, sich zur Ruhe zu setzen ... bis zum nächsten Boston Marathon 1937. Dort tauchte er einfach auf, war nicht im mindesten vorbereitet und wurde im Endeffekt noch 37ster. Dasselbe versuchte er auch 1938, da brach er allerdings dann doch das Rennen ab. Und so erinnert sich Nason "der Pressewagen folgte den 4 führenden Läufern. Sie sahen gut aus, aber Tarzan sah besser aus. Plötzlich, wie immer völlig unvorhergesehen, scherte Tarzan vom Kurs ab und sprang von einer Brücke in den darunter liegenden See. "
1939 fing Tarzan jedoch an, das Rennen offensichtlich ernst zu nehmen und trainierte auch tatsächlich ordnungsgemäß. Wieder brach er X Rekorde ... und so stand er tatsächlich wieder beim Boston-Marathon. 2:28:51 und er gewann den Boston-Marathon ein zweites Mal ... und brach gleich weider einen Rekord, er war nämlich der erste, der die Strecke in weniger als 2:30 Std. schaffte. Mit diesem Sieg verschaffte er sich dann auch gleich erneut einen Platz im Olympischen Team für 1940 in Amsterdam ... wegend es zweiten Weltkrieges wurden diese Spiele allerdings abgesagt.