INDIANER zwischen Gestern und Heute

Forum zur Kultur, Geschichte und Gegenwart der Ureinwohner Amerikas

Irokesen




Hier kann man auch schreiben, wenn man nicht angemeldetes Mitglied ist.

Irokesen

Beitragvon Addi » Do 11. Jul 2013, 08:42

Hallo,

ich bin sehr froh, auf dieses Forum gestossen zu sein. Es ist zwar schade, dass noch nicht so viele hierher gefunden haben, aber das kann ja noch werden...
Ich habe eigentlich ein Forum gesucht, was sich mit den Irokesen beschäftigt, aber Euer Titel
"INDIANER zwischen Gestern und Heute
Forum zur Kultur, Geschichte und Gegenwart der Ureinwohner Amerikas"
hat mich sehr angesprochen. Denn denn das ist ja das Problem jedes Indianerstammes.
Ich war gestern in der Bonner Kunsthalle in der Ausstellung "Auf den Spuren der Irokesen" und würde am liebsten heute schon wieder hinfahren! Denn die Zeit war einfach zu kurz.
Das Thema Indianer hat mich latent schon immer interessiert, aber so richtig eingetaucht bin ich in die Materie bisher noch nicht. Aber gestern haben mich so viele Dinge angesprochen, dass es mir wichtig ist, jetzt den Austausch zu suchen.
Bei den Irokesen gefällt mir besonders die Rolle der Frauen, die sehr stark ist (keine Angst, bin keine Emanze!) ;) und wie sie gelebt haben. Bei den Indianern im allgemeinen gefällt mir die Achtung zur Natur sehr gut und wie sie mit und von ihr lebten, immer darauf achtend, die Rohstoffe zu schützen und nicht unnütz auszubeuten.
Sehr leid tut es mir, dass bei den Kriegen und dem Bürgerkrieg die Indianer keine Chance mehr hatten und nach und nach das Land verloren haben, ebenso wie auch ihre Rechte, ihnen die Kultur genommen wurde, die Missionare kaputt missioniert haben, weil sie nicht eine Lebensform neben der anderen stehen lassen konnten, die Indianer mit dem neumodischen Dingen geblendet worden sind und schnell in einer Abhängigkeit gelandet sind, nicht nur in der vom Alkohol.
In der Ausstellung war ein aussagekräftiges Bild, wo im Vordergrund der indianische Vater sass dahinter stand der Sohn in Schuluniform. Wagten sich die Indianerkinder in ihrer Sprache zu sprechen, wurde ihnen der Mund mit Seife ausgewaschen...
Nun, langer Rede kurzer Sinn: ich würde hier gerne am Austausch teilnehmen und dazu lernen. Ich muss auch erst tiefer in die Materie eintauchen.
Also, wenn Ihr einen Irokesenliebhaber hier akzeptiert, würde ich mich gerne anmelden.
Euer Foto oben finde ich übrigens sehr gut und mehr als treffend!

Addi
Addi
 

von Anzeige » Do 11. Jul 2013, 08:42

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Re: Irokesen

Beitragvon elk » Do 11. Jul 2013, 14:27

Hallo Addi,

ich denke mal, das es der Nachfrage ob wir einen Irokesenliebhaber ( wohl eher ; eine Liebhaberin .. :D , wenn ich deine Zeilen richtig deutet) hier akzeptieren, bedarf es gar nicht.
Erstens sind uns alle "Indianer" gleichwohl lieb und teuer, auch wenn man manchmal mehr weiß über die einen als die anderen Völker.
Wie wir besonders in unserem Thema über die Iron Walker uns schon ausgetauscht haben, zeigt sicher welchen Respekt die "modernen Krieger " der Irokesen uns abverlangen :

10796471nx53233/auch-interessant-f20/das-ironworker-festival-in-akwesasne-t55.html

10796471nx53233/erwaehnenswerte-persoenlichkeiten-f8/die-iron-worker-t86.html

-------------------------------------

Und mit dem was die Zeitschrift "Die Welt" in Bezug auf die von Dir besuchte Ausstellung schrieb :

"Sie führten blutige "Trauerkriege", faszinierten die Gründerväter und schufen Manhattans Skyline: Die Irokesen prägten Amerika auf vielfältige Weise"

http://www.welt.de/geschichte/article114691674/Bei-den-Irokesen-hatte-die-Frau-das-Sagen.html

deutet in einem Satz auf die hervorgehobene und interessante Geschichte der Irokesen Liga, wo wir auch eine Verbindung sehen zu dem was in heutiger Sicht im Six Nation Reservat oder in Akwesasne passiert.

Da dies, also die Verbindung von History und Gegenwart unser Anliegen hier für das Forum ist,
kann ich mir es schon interessant vorstellen, sich gedanklich mal dazu auszutauschen, auch wenn es
(wie immer ...) letztlich nicht der Weisheit letzter Schluß zu sein braucht.



Also, wir würden uns freuen, wenn Du Dich hier im Forum mit anmeldest,
bzw. dann auf den Austausch mit Dir !


Am besten ein neues Thema dann unter "Wissensertes" erstellen :
10796471nx53233/wissenswertes-f17/


Gruß,
elk


P.S:

Das von Dir belobigte Foren-Logo hat Bärbel gestaltet, also gehört ihr die Ehre. :omm:
Sie war übrigens auch in der Ausstellung ( war leider für mich zu weit) und ist daher der geeignete Ansprechpartner. :freugirl:
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Re: Irokesen

Beitragvon Gast » Do 11. Jul 2013, 16:40

Hallo Elk,

danke für Deine Antwort!
Stimmt, Liebhaberin. :freugirl:

Danke für die Links, die ich mir noch durchlesen werde, wie so nach und nach die Beiträge des Forums.

Wie schon gesagt, ich stehe noch am Anfang und muss noch viel lesen. Aber ich hoffe, dass ich dann auch bald brauchbare Beiträge beisteuern kann...

Momentan weiß ich auch noch nicht genau, wo am sinnvollsten anfangen, ich möchte mich auch nicht verzetteln.

Neben der Geschichte der Indianer im allgemeinen und die der Irokesen im besonderen, die Verbindung in unsere Gegenwart, interessieren mich auch die indianischen Sprachen. Ich habe gesehen, dass es hier im Forum auch schon etwas dazu gibt.

Ich hoffe, Ihr seht es mir nach, dass ich mich erst einmal hineinfinden muss... ;)

Also, klasse Bärbel, das Logo trifft es wirklich auf den Punkt!

Wie fandest Du denn die Ausstellung? Gab es etwas, was Du besonders mitgenommen hast?

Addi
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Re: Irokesen

Beitragvon Bärbel » Do 11. Jul 2013, 17:59

Hallo Addi,

schön, dass Du uns hier gefunden hast.

Das Logo ist eine kleine Photoshop-Bastelei meinerseits, da auch wir finden, dass es eben genau zu dem Motto dieses Forums hier passt. Indianer werden so oft nur in der Form von anno pief gesehen, wobei dann völlig ausser Acht gelassen wird, dass sie sich im Laufe der Jahre ja nun auch weiterentwickelt haben, so dass zu einem heutigen Indianer eben sowohl die Tradition als auch die Moderne gehört. Und genau das wollte ich mit diesem Bild eben auch ausdrücken.

Und damit sind wir auch schon bei dem Punkt, der mir an der von Dir angesprochenen Irokesenausstellung so gut gefallen hat. Es war nämlich eine sehr schöne Mischung aus historischen und zeitgenössischen Exponaten. Ich hatte das Glück, im Prinzip einen ganzen Tag lang "kinderfrei" bekommen zu haben, und so bin ich mit einer Freundin erst mal eine Runde durch die Ausstellung, dann etwas essen und dann nochmal eine Runde durch die Ausstellung.

Die Irokesen sind übrigens nicht die einzigen, bei denen die Frauen eine sehr gewichtige Rolle gespielt haben, aber das nur mal kurz am Rande erwähnt

Als ausgesprochenen Irokesenliebhaber würde ich mich jetzt nun nicht bezeichnen. Nicht, dass ich etwas gegen Irokesen hätte, aber bisher habe ich mich mit ihnen noch nicht wirklich eingehend beschäftigt. Aber auch mich hat die Ausstellung inspiriert und ich fand den "Ausstellungskatalog" (man könnte auch sagen "das dicke Buch") sehr schön, so dass ich ihn mir gekauft habe. Bisher hat die Zeit aber hauptsächlich zum Bildergucken gereicht, die Texte habe ich nur kurz überflogen. Aber sah durchaus informativ aus. ... naja, und wenn Du Fragen hast, ab besten immer raus damit, dann gucken wir mal, in wie weit wir Dir weiterhelfen können :mrgreen: ... aber da Elk ja bekannt ist als "Pfadfinder" :freugirl:

... huch, jetzt hätte ich fast vergessen, auf Deine letzte Frage zu antworten ... Wenn ich an diese Ausstellung denke, dann habe ich vor allem das Bild im Kopf von dem Cradle-Board, was mit der Szene der Iron-Worker bemalt war. Aber auch die Vitrine mit den Körben hat mich fasziniert. Zum einen wegen der schönen Zusammenstellung von historischen und modernen, zum anderen aber auch wegen der ausgesprochenen Kunstfertigkeit, mit der diese Körbe gemacht wurden. Der Maiskolben und dieser mehrstöckige Korb mit den vielen Minikörbchen dran haben es mit besonders angetan. ... und da ich selber mit Pferdehaaren flechte und gerade wieder an einem Korb arbeite, überlege ich immer noch, ob ich ein paar der dort gesehenen Dinge auch bei meinen Arbeiten einfliessen lassen kann . Auch die historischen Wampum-Belts fand ich toll, erst recht wenn man bedenkt, dass die kleinen Wampum-Perlen ja nicht maschinell gefertigt wurden sondern mit so einer "primitiven" Drillscheibe. Wie viele Stunden da wohl jemand winzig kleine Löchschen in winzig kleine Muschelstückchen gebohrt hat ... und wie viel ganz kurz vor Fertigstellung dann doch kaputt gegangen sind? ... und doch ist das Ergebnis so unwahrscheinlich gleichmässig!

WWenn ich jetzt die Ausstellung nochmal Revue passieren lasse, kommen mir ganz viele schöne/interessante Dinge in den Kopf. Aber ich glaube, die o.g. sind meine Favoriten.

Gruss
Bärbel
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Re: Irokesen

Beitragvon elk » Do 11. Jul 2013, 22:12

Hallo Addi,

nun erst einmal offiziell ein ganz "herzliches Willkommen" mit im Forum, denn ich hab doch gleich gesehen das Du Dich heute auch mit angemeldet hast. Wie schön ! :ok:

Natürlich sollst Du Dir die Zeit auch nehmen bissel zu stöbern und dabei kommst Du ganz sicher auf manche noch offene Frage, die unser Forum nur bereichern kann, denn über Allgemeines gibts überall im Netz genug Ausarbeitungen, aber speziell die von uns hier angedachten (also Verbindung von Tradition und Moderne) Themen sind noch lange nicht ausgereizt.

Dabei brauchste Dir keinen Kopf zu machen, mal was nicht ganz druckreif ausgedrückt zu haben,
wir werden es schon richtig deuten können ;)


Falls Du noch bissel speziell zu den Irokesen Internas brauchst,
habe ich einen sehr guten Tipp :

(Sozusagen als erster "Irokesen-Path" :freugirl: )

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/99578.html


Thema (einer, wie ich meine ganz tollen Hausarbeit, einer Gymnasiastin ) :

"Die Irokesen als Beispiel eines indigenen Volkes"
Referat / Aufsatz (Schule), Gymnasium, 1999, 32 Seiten
Amerikanistik - Kultur und Landeskunde

von Tamara Erkinger


Wenn du das gelesen hast, bist Du fast schon eine Expertin in Sachen Irokesen
und hast bestimmt genug Gesprächsstoff mit uns gefunden :mrgreen:


LG,
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Re: Irokesen

Beitragvon Addi » Fr 12. Jul 2013, 07:40

@ Bärbel

Stimmt, als ich ein Forum über Indianer suchte, in dem ich mich wiederfinde, bin ich zunächst einmal nur auf solche gestossen, die die Geschichte berichten, aber da auch stehen geblieben sind.
Ich muss aber gestehen, dass ich vor der Irokesenausstellung auch kaum wusste, dass es auch durchaus das Kapitel "Indianer heute" gibt und das hemmte mich auch, mich mit dem Thema zu beschäftigen, weil ich es so traurig und hoffnungslos fand und ich würde so gerne auch etwas bewegen bzw. verfolgen, dass die Geschichte nicht einfach endet und so bin ich bisher leider nicht tiefer eingestiegen.
Habt Ihr eigentlich Kontakt zu Indianern? Oder ist das gar nicht möglich? Also z. B. auch so in Richtung Fördermöglichkeiten, politischen Einsätzen usw.

Ich beneide Dich, dass Du gleich noch eine zweite Runde durch die Ausstellung drehen konntest! Das hätte ich auch gerne gemacht! Aber wir waren zu siebt und mussten zu einer bestimmten Zeit wieder zurück sein. Nun ja, aber vielleicht habe ich die Möglichkeit noch einmal hinzufahren, die Ausstellung geht ja noch ein paar Tage.
Den Ausstellungskatalog hätte ich mir auch gerne gekauft, aber die 32 € schreckten mich dann doch etwas...
Ich bin früh berentet wegen einer Rheumakrankheit und da habe ich leider nicht so viel Geld. Aber wer weiss, ich schaue mal bei Ebay!

Wo spielten die Frauen denn noch eine so wichtige Rolle?

Die handwerklichen Arbeiten haben mich auch sehr angesprochen. Spontan kam mir der Gedanke, ich nehme an einer Ergotherapie-Maßnahme teil, dass es wunderschön wäre, wenn man da auch (ansatzweise) ein wenig das ein oder andere nachbauen würde bzw. sich einfach künstlerisch damit beschäftigen würde!
Eine blöde Frage: die Wampum Belts waren doch gewebt, oder was war das für eine Technik?

@ Ellk
Danke für Dein offizielles Willkommen!

Ich werde dann in Ruhe stöbern, um die Fragen nicht doppelt zu stellen! :floet:

Der Tipp von der Hausarbeit über die Irokesen ist gold wert! Danke! Habe sie mir gleich gespeichert!

Gruss
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Re: Irokesen

Beitragvon Addi » Fr 12. Jul 2013, 08:25

Wie ich gerade in der Hausaufgabe der Schülerin lese, besteht der/das Wampum aus Perlen (wie Du schon sagtest), Schalen von Wellhornschnecken und Venusmuscheln. Irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass auch Stoff dabei eine Rolle gespielt hätte...

Addi
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Re: Irokesen

Beitragvon Bärbel » Fr 12. Jul 2013, 10:35

Hallo Addi,

glaub mir, Du bist bei weitem nicht die einzige, die nicht direkt im Kopf hat, dass es ja auch heutzutage Indianer gibt. "Traurig und hoffnungslos" höre ich von Europäern zwar immer wieder, das stimmt aber überhaupt nicht. Ja, die meisten schwimmen nicht gerade im Geld. Sind sie deshalb hoffnungslos? Nein, überhaupt nicht. ... "Aber man sieht doch immer die Bilder von obdachlosen Alkoholikern im runtergekommenen Reservat" ... ja, in den Medien sieht man das LEIDER immer wieder.

Jetzt beantworte ich mal gleich zwei Fragen in einem: Ja, ich habe persönlichen Kontakt zu Indianern. Und jetzt erzähle ich mal ein bisschen aus dem "Nähkästchen": 2007 war ich in Ontario, Kanada. Insgesamt 3 Wochen hatte ich "kinderfrei", eine Woche davon habe ich auf Manitoulin Island verbracht. (siehe auch hier http://indianer.iphpbb3.com/forum/10796471nx53233/reiseberichte-f10/manitoulin-island-ontario-canada-t22.html). Im Osten dieser Insel liegt das Reservat Wikwemikong, auch einer der ärmsten Reservate überhaupt. Und wie sah es dort aus? Hab ich die ärmlichen Hütten gesehen, die man in den Medien so gerne zeigt? ... Hmmm ... Also die Gegend ist sehr wasserdurchzogen, die Vegetation ist also üppig und während meines Aufenthaltes grünte und blühte alles. NICHTS erinnerte an das, was ich aus dem Fernsehen kannte. Ich übernachtete zunächst in einer privaten Unterkunft relativ zentral auf der Insel bei einem traditionellen Anishnaabe. Nebenan auf der Wiese stand ein Gebilde aus Holz, was ich hier maximal als Scheune beschrieben hätte. ... Man hat mich dann belehrt, dass dies die öffentliche Bibliothek ist und ich dort - ganz im Gegensatz zu dem von mir zunächst benutzten verflixt teuren Internet-Cafe - ganz umsonst Zugang zum Internet hätte haben können. Auf der Insel gibt es viele Seen und gerade an den Seeufern stehen eine Menge Häuser, denen man ansieht, dass sie die Wochenend- und Ferienhäuser durchaus reicher Leute sind. ... Und die Indianer von Wikwemikong (ebenso der anderen Gemeinden auf Manitoulin Island)? Wenn sie nicht so tolle schwarze Haare mit ganz eigentümlichem Blaustich hätten (HIER würde ich sagen: eindeutig gefärbt, dort ist das tatsächlich natürlich und sieht im Sonnenlicht KLASSE aus), wären sie kaum aufgefallen. Ja, auch dort gibt es eine Menge mit Alkohol- und Drogenproblemen. Und trotzdem habe ich selten Menschen gesehen, denen so viel Mist im Leben begegnet ist und die trotz allem eine derartige Lebensfreude ausstrahlen.

Die letzten zwei Nächte verbrachte ich in einer anderen Unterkunft. Die Eigentümerin war noch selbst in einer Residential School und sowohl bei ihr als auch bei ihrer Freundin (beide damals knapp 60) sieht man noch die Narben auf dem Rücken verursacht durch Schläge mit Gürteln, Holzlatten und ähnlichem. Die Lebensgeschichte der Eigentümerin gereicht dazu so manch einen Europäer in die Depression zu treiben, nur beim blossen zuhören. Und trotzdem hatte diese Frau immer ein fröhliches Lächeln im Gesicht. Sie hat mich zu einer Geburtstags-Barbeque-Party bei einem "Verwandten" eingeladen. Alles Anishnaabe im Alter von 2 1/2 bis ... keine Ahnung, ich glaube etwas über 60, sah aber aus wie 150. Sie haben mich auf der "Farm" herumgeführt und mir auch ihre privaten Räume gezeigt. Manitoulin Island ist nicht gerade Italien im Sommer, auf Manitoulin Island kennt man heftige Winter. Viel hatten die Leute nicht, vor manchen Fenstern auch nur Decken. Aber sie waren zufrieden und es war eine wunderschöne, fröhliche und sehr herzliche Party.

Die Medien reduzieren gerade Reservatsindianer immer so gerne auf die Bilder, die man eben so kennt. Dabei sind sie viel mehr https://www.youtube.com/watch?v=FhribaNXr7A

Ich bin jetzt schon mehrfach in die USA gereist. Abgesehen von Ontario damals allerdings hauptsächlich nach New Mexico und Arizona. Aber auch dort ist es überhaupt kein Problem, mit Indianern in Kontakt zu kommen. Viele arbeiten auch irgendwie im Tourismus-Bereich, da ist es extrem einfach mit ihnen ins Gespräch zu kommen ... und wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, kann daraus auch durchaus eine längere Beziehung bis hin zur Freundschaft werden.

"Fördermöglichkeiten und politische Einsätze" ... hmmm ... versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich will hier niemandem auf die Füße treten. Aber bei vielen Europäern habe ich oft das Gefühl, dass sie sagen "oh, die armen Indianer, lasst uns sie belehren, sie auf den rechten Weg bringen. Lasst uns Geld (oder Klamotten) spenden ... damit WIR uns gut fühlen und die Indianer uns soooo dankbar sind, dass sie uns gleich in den Stamm aufnehmen." In meinen Augen ist das völliger Quatsch! Zum einen sind Indianer nicht doof, sie können durchaus selbst entscheiden, was gut für sie ist und zum anderen wollen sie genauso wenig immer nur von Spenden leben, wie auch hier in Deutschland so manch einer lieber extrem wenig hat anstatt dem Staat auf der Tasche zu liegen.

Ja, ich persönlich fördere Indianer. Schicke ich deswegen Geld? Nein. Ich will sie nämlich auch nicht beleidigen. Ich erstelle z.B. Webseiten, mache Werbung gerade für kleine (bisher) unbekannte Künstler und so. Ich behandel sie ALS MENSCH, nicht als "Bettler". (Winzig kleiner Beitrag meinerseits, aber einer, bei dem die entsprechenden Indianer jederzeit stolz sagen können "das habe ICH (Indianer) erreicht". Engagiere ich mich politisch? ... hmmm ... durch die Arbeit z,B, hier in diesem Forum behaupte ich "ja". Denn ich versuche, das Bild der Indianer in den Köpfen der europäer gerade zu rücken. Arbeite ich an Projekten in Indian Country? Nein. Die beobachte ich, versuche möglichst viele und vor allem möglichst objektive, ausgewogene Informationen zu bekommen, aber da ich mir durchaus bewusst bin, eben nur ein Aussenstehender zu sein, so kann ich beobachten und mir vielleicht auch privat meinen Teil denken. In den seltensten Fällen jedoch werde ich wirklich ALLE Informationen haben und so ist eine BEURTEILUNG der in Indian Country stattfindenen Prozesse meinerseits absolut unpassend.

Tja, bei der Irokesenausstellung hatte ich das Glück, dass wir nur 2 Personen waren und meine Freundin selber keine Ahnung von Indianern hat, sich also völlig auf mich verliess ... und wir unseren "Mädelstag" einfach in vollen Zügen genossen haben. Ich habe bei den 32 Euro auch zunächst geschluckt, erst recht als ich noch gar nicht wusste, wie umfangreich das Buch ist, aber ICH habe es zumindest nicht bereut. ... Vielleicht hast Du ja Glück und es taucht wirklich mal ein Exemplar bei ebay auf (meins gebe ich zumindest nicht her ;) )

Frauen spielten im Grunde bei allen Stämmen eine wichtige Rolle, schließlich waren sie es, die Leben schenkten und die Familie zusammenhielten. Ansonsten würde ich mal grob unterteilen in matrilinear organisierte Nationen und patrilinear organisierte Nationen. Bei den Cherokee z.B. ist es meines Wissens nach so, dass es zwar sog. Häuptlinge (männlich) gibt, der Stamm aber als solcher in Clans unterteilt ist, jeder Clan seine "Clanmutter" hat und unter diesen Clanmüttern es dann eine "oberste" Clanmutter gibt. Und diese oberste Clanmutter ist es dann, die bestimmt, wer Häuptling ist und wenn ihr nicht gefällt, wie dieser Mann seine Position ausfüllt, kann sie ihn auch kurzerhand wieder absetzen und einen anderen berufen.

Ja, Wampum-Belts sind gewebt. Aber die "Perlen", die dort verwebt sind, werden eben aus Muschelschalen u.ä. angefertigt. Stoffe im eigentlichen Sinne sind dabei nicht beteiligt, allerdings wurden Bänder gefertigt, die ebenfalls gewebt oder geknotet sind ... und auch da zeigte die Ausstellung schöne, filigran gefertigte Stücke.

... und nochmal: blöde Fragen gibt es nicht. Ja, es ist schön, wenn Leute erst mal selber lesen und nicht alles X-fach fragen, aber im schlimmsten Fall verweisen wir Dich einfach auf den entsprechenden Thread und gut ist.

Gruss
Bärbel
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Re: Irokesen

Beitragvon elk » Fr 12. Jul 2013, 17:01

Hallo Addi,

Bärbel hat ja schon ausgiebig gepostet und ich kann da jedes Wort unterschreiben.

Bei mir sind es fast 30 Jahre, die ich mich mit Indianern (über Geschichte und Kultur bis zur Gegenwart ) beschäftige. Und ich fühle mich durch meine dazu aufklärende Mitarbeit in den Foren (die auch schon an die 10 Jahre mich wirklich fast täglich fordert) auch in dieser speziellen Art als so etwas wie ein Helferlein, auch ohne eine persönliche Teilnahme an großangelegten Aktionen- und Solidaritätsaktionen oder Spenden.

Letzteres als Allheilmittel zu betrachten, dazu hat Bärbel schon das nötigste gesagt, d.h. Spenden sind dann sinnvoll wenn sie „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützen und nicht dazu, um davon abhängig zu machen. Das schmälert dann nämlich jedes Selbstwertgefühl und jeden eigenen Zukunfts- und auch eventuellen Heilungsprozess !

HINWEIS
Nun gehe ich mal hier bewusst aus dem Gastbereich weg und mache einen neuen Thread zu Deinen Fragen auf :idea:

Link :
10796471nx53233/wissenswertes-f17/fragen-rund-um-indianer-ihre-kulturen-etc-t92.html

Wir brauchen ja uns als Mitglieder nun nicht mehr hier im Foyer aufzuhalten, gell .. Lol ! :D

LG,
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Re: Irokesen

Beitragvon Gast » Fr 12. Jul 2013, 18:25

Hallo Bärbel,

danke für Deine lange und ausführliche Antwort! War sehr aufschlussreich, es zu lesen.

Stimmt, die Meinung "traurig und hoffnungslos" ist wahrscheinlich wirklich eine eher oberflächliche und europäische Meinung bzw. sie entstammte bei mir auch ein wenig aus der Irokesenausstellung, wo mich das ein oder andere ziemlich betroffen gemacht hat.

Ich beneide Dich um Deine Reise von 2007. Das ist etwas anderes, als die vorgefaßte Meinung, die man erst einmal hat, wenn man keine Ahnung hat, informiert man sich dann, ist das eigene Spektrum schon (viel) größer, aber der persönliche Kontakt und die Beziehungen, die sind ja durch nichts aufzuwiegen!
Und ich finde es sehr spannend, was Du erlebt und gesehen hast!

Nee, mit Fördermöglichkeiten dachte ich nicht an Geld oder Belehrungen, weiß Gott nicht! Das wäre ganz und gar nicht meine Art und ich hätte auch nicht die Möglichkeiten dazu. Ich hatte mich wohl etwas ungeschickt ausgedrückt. Mir wäre die Aufklärung hier wichtig, das dachte ich mit (politischen) Einsätzen; aber dazu weiß ich (noch) zu wenig, viel zu wenig...
Das Erstellen von Webseiten wäre auch das, was ich kann und hin und wieder mache und dies wäre auch meine Möglichkeit, mich zu engagieren. Aber wahrscheinlich ist das alles noch viel zu früh!

Bei Ebay gibt es auch die Kataloge, nur kosten die da doppelt so viel!!! Da lohnt es sich ja fast noch einmal dort hinzufahren, noch einmal durch die Ausstellung, was ich ja sowieso sehr gerne machen würde und dann den Katalog mitnehmen. Mal sehen...
Ich hoffe, dass in ihm die Bilder drin sind, die man auch in der Ausstellung sieht. Ich hatte im Souveniershop z. B. nach der Schildkröte gesucht und nach einigem anderen, aber leider hatten sie dort nur allgemeine Postkarten.

Gruss
Addi
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