Hi Elk und Bärbel,
die Verschwörungstheorie habe ich mehr mit einem zwinkernden Auge aufgestellt - weil sie mir objektiv auch ein wenig weit hergeholt vorkam -, aber auch mit Schaum vor dem Mund, weil das Problem so offensichtlich ist und die Reklameleuchten der Fastfoodketten so provokant waren. Hinzu liefen speziell in Kayenta alle zu MCes, statt in den danebenliegenden Bashes mit Frischeangebot.
Auf dem Gebiet der Navajo Nations war übrigens in jeder kleineren Stadt ein Fastfooddiner auszumachen. Ich will nicht ausschließen, dass sich dort dann die Indian Hwys mit State Hwys gekreuzt haben. Darauf habe ich nicht geachtet. Ich war jedenfalls kaum auf State Hwys unterwegs.
Ganz anders sind übrigens meine Beobachtungen in Apache County. Die berühmtberüchtigten Ketten habe ich nicht in den kleinen Nestern gesehen.Tatsächlich aber auch kaum Lebensmittelläden mit Frischeabteilung. Insgesamt sieht es hier auch anders aus, als im Navajo County. Ich sage mal vorsichtig: liebevoller auf die Umgebung geachtet / erinnert nicht dauernd an Entwicklungslandzustände. Ob diese Eindrücke aber repräsentativ sind, weiß ich nicht. Erfahrungen habe ich überwiegend oder fast ausschließlich im Bereich Nord AZ und Nord NM bei den Navajos und Pueblos gesammelt. In Pine Rich war ich 1x, daher wage ich hier auch kein Urteil.
Die Pueblos am Rio Grande sind eigentlich durch den Großraum Albuquerque/Santa Fe versorgungstechnisch gut abgedeckt. Von San Felipe bis Bernalillo sind es 10 Meilen. Dort gibt es gute Supermärkte und natürlich...die Ketten.
Fastfood und Frischeangebote sind glaube ich meist in Kombination anzutreffen. Interessanterweise fallen dort aber die Fettleibigen auf. "Man verhungert quasi an vollen Töpfen, weil man sich mit Mist vollstopft". In diesen Gegenden geht es meiner Meinung um Ernährungskultur, gesundheitliche Notwendigkeiten und darum zu erfahren, dass dies eine Zuwendung zu sich ist. Diese Selbstzuwendung und Achtsamkeit ist glaube ich ein ganz wichtiger Bestandteil, um aus der Depression und dem Nachgeben des "Schweinehundes" (wie Bärbel schon sagte) in die Selbstbestimmung und an einen Zugang zum Spirituellen zu gelangen.
Anders sieht das in den entlegenen Gegenden aus. Da ist es schwierig mit der Frische. Daher wird man sich mit haltbarem Zeug behelfen, was natürlich auch Mist ist. Die Nachfrage nach Frische müsste man eigentlich mit einem ähnlichen Netz wie damals bei den Postkutschen beantworten können. (Ich bezweifel aber noch die flächendeckende Nachfrage). Das Einsammeln der Schulkinder funktioniert ja ähnlich. Man könnte die Frischwagen nach ähnlichem Prinzip installieren oder vielleicht die Schulbusse sogar nutzen.
Ich glaube aber, dass das Problembewußtsein hinsichtlich der Ernährung bei den Amerikanern an sich mit ihrem schwierigen Einheitsgeschmack gar nicht ankommt, somit auch nicht bei den Indians. Naja, und wenn meine Theorie mit der Kohlenhydratunverträglichkeit stimmen sollte, dann ernährt man sich nicht, dann zerstört man sich regelrecht. Wobei auch da zu betonen ist, dass die weißen Amerikaner auch in die Kohlenhydratfalle rennen. Dieses gesüßte, weiße Getreide und die Kartoffelvariationen aus der Tüte sind halt beliebt und ernährungstechnisch eine Katastrophe.
Einen Free Health Service haben die Indians, glaube ich, durch Landabtretung in der Vergangenheit erhalten. Somit kommen die Bestrebungen der Obamaregierung für sie nicht besonders zum Tragen. Nur finde ich den Free Health Service in den Indian Countys noch katastrophaler als der Health Service hier grundsätzlich in den USA schon ist. Die Indian Emergency Rooms sind schlecht ausgestattet und unterbesetzt. Ich glaube, es ist so ähnlich wie bei den Schulen, reiche Districts können sich finanziell leisten, gute Fachkräfte einzustellen. Der Free Health Service stellt eigentlich keine gute Versorgung sicher, hört sich nur sehr sozial an.
Ich glaube, weil man dauernd eine Entscheidung gegen den Schweinehund treffen muss, wird es für den Einzelnen sehr schwierig, mit den ungünstigen Gegebenheiten umzugehen. Das macht sicherlich viele gute Programme nur für wenige erreichbar.
Grüße Chey