INDIANER zwischen Gestern und Heute

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So klein ist die Welt - Canyon de Chelly, AZ




So klein ist die Welt - Canyon de Chelly, AZ

Beitragvon Bärbel » Di 17. Jul 2012, 20:01

2008 hatte ich die Gelegenheit, eine knapp dreiwöchige Rundreise durch New Mexico mit einem Abstecher nach Arizona zu machen. Ein Teil dieser Rundreise war ein (leider viel zu kurzer) Aufenthalt am Canyon de Chelly (gesprochen de-schey) im Nordosten Arizonas. Was so allgemein unter dem Namen Canyon de Chelly zusammengefasst wird, sind streng genommen zwei Canyons und zwar der eigentliche Canyon de Chelly und der Canyon del Muerto. Dort wo beide Canyons zusammen kommen, sind die Felswände nur wenige Meter, weiter im Inneren des Canyons teilweise mehr als 300 m hoch. Abgesehen von seiner historischen und archäologischen Bedeutung besticht der Canyon vor allem durch seine bizarren Felsformationen und fruchtbaren Talregionen.

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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Canyon zu erkunden: mit einer Gruppe Touristen auf einem Jeep (sogenannte "Shake´n´bake-Tours" ;) ), zu Fuß oder zu Pferd. Für alle diese Möglichkeiten gilt jedoch, dass man sie nur gemeinsam mit einem der ortsansässigen Navajo-Führer machen kann. (Für Ortsunkundige gibt es definitiv zu viele Stellen mit Treibsand und allein die ortskundigen Führer wissen, wie sie diesen Treibsand umgehen) . Ich habe es vorgezogen, eine 4-stündige Wanderung zusammen mit einem Navajo bis runter an den Boden des Canyons zu machen. Es gibt zwar auch verschiedene Aussichtspunkte am Canyonrand, von denen man den Canyon überblicken kann, von dort sehen die Felswände aber bei weitem nicht so beeindruckend aus, als wenn man wirklich in den Canyon absteigt.

Außerdem hatte ich das Glück mit Adam Teller von Antelope House Tours (siehe auch unter Empfehlungen) einen Führer gewählt zu haben, der mit der Geschichte des Canyons und der Navajos bestens vertraut ist und auf jegliche Fragen auch gerne Auskunft gibt. Wer sich also für Indianer und ihre Art zu leben interessiert, sollte sich solch eine Gelegenheit besser nicht entgehen lassen.

Vor einiger Zeit habe ich das Buch „Blood and Thunder“ von Hampton Sides gelesen (siehe auch unter Buchempfehlungen). In diesem Buch geht es um Kit Carson und in wie weit sein Leben die Eroberung des Westens beeinflusst hat. Das Buch ist super geschrieben und sehr informativ. Leider gibt es dieses Buch bisher nur auf englisch. Aber auch wenn ich vielleicht nicht immer jedes einzelne Wort verstanden habe, so ist es so geschrieben, dass ich die Geschichte ständig in Bildern vor mir gesehen habe und somit denke, ich habe immerhin halbwegs mitbekommen, worum es geht. Und das klang sehr interessant. Da ein Teil dieses Buches von Geschehnissen im und um Canyon de Chelly handelt und ich besonders diesen Teil sehr interessant fand, war dieses Buch wohl auch mit ausschlaggebend dafür, dass ich bei meiner Rundtour durch New Mexico auch zum Canyon de Chelly i Arizona reisen wollte.

In dem Buch wird eine Begebenheit erzählt, wo sich etwa 300 Navajos auf einer Felsformation namens Fortress Rock vor weissen Soldaten versteckt haben. Da die Indianer den Felsen mit Hilfe von in den Fels gehauenen Kletterhilfen und Leitern, die sie hinter sich ebenfalls auf den Felsen gezogen haben, erklommen hatten, hatten die Soldaten keine Ahnung von der Anwesenheit der Navajos. Diese hatten alles, was sie an Vorräten mitnehmen konnten, ebenfalls auf den Felsen geschafft und konnten nun durchaus einige Zeit unentdeckt auf dem Felsen zubringen. Eines Nachts wurden allerdings die Wasservorräte knapp und sie haben sich an Seilen die Felswand herunter gelassen und, obwohl Soldaten direkt neben der am Fuß des Felsens befindlichen Quelle saßen, genau dort ihre Wasservorräte wieder aufgefüllt, ohne auch nur im Geringsten dabei entdeckt zu werden.

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Diesen Ort wollte ich mir genauer ansehen und habe deswegen auch die Wandertour geführt von einem Navajo in den Canyon hinein gebucht. Im Internet hatte ich nur Gutes über Adam Teller gefunden, also warum nicht mit ihm wandern? Zu meinem größten Erstaunen stellte sich dann sogar heraus, dass auch Hampton Sides genau mit Adam den Canyon erkundet und von ihm all die Geschichten über die damalige Zeit aus Sicht der Navajos gehört hatte. Und wie ich schon sagte, Adam weiss über den Canyon und die Navajos wirklich viel zu berichten. - Tjaja, wie klein die Welt doch manchmal ist...
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von Anzeige » Di 17. Jul 2012, 20:01

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Re: So klein ist die Welt - Canyon de Chelly, AZ

Beitragvon Chey » Do 28. Mär 2013, 00:46

Zur Geschichte der Navajo und auch den von Dir beschriebenen Ereignissen im Canyon de Chelly gibt es einen kurzen, aber recht informativen Bericht im Netz, den ich hier einfach mal verlinke:

http://www.indianer-web.de/suedwest/dine.htm

Im Visitor Center des Canyon de Chelly läuft ein Film über den Canyon, in dem Adam Tellers viel erklärt. Sehr gut und informativ gemacht!
LG Chey
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