Sagen die meisten Lehrbücher, die Besiedelung Amerikas hätte über die Beringstrasse von Nord nach Süd stattgefunden, so sind einige Indianerstämme ja diesbezüglich völlig anderer Meinung. Aber selbst, wenn man von dieser ursprünglichen Besiedelung absieht und neuere Zeiten betrachtet, gehen Lehrbuchmeinung und die Meinung einiger Indianerstämme weit auseinander. So sagten die Lehrbücher z.B. bisher immer, dass Apachen im heutigen Südwesten der USA nicht bereits vor Columbus gelebt hätten, was im Endeffekt dann Auswirkungen auf heutige Landrechte u.ä. hat. Neueste archäologische Funde zeigen jedoch, dass die Meinung der Apachen, sie hätten diese Gebiete schon viel früher bewohnt, durchaus ihre Berechtigung haben.
http://westerndigs.org/long-hidden-sites-discovered-in-the-southwest-may-change-views-of-ancient-migrations/
Lang verborgene Stätten, die jetzt im Südwesten entdeckt wurden, könnten die Sichtweise bezüglich historischer Migrationen verändern
Stätten von einer Art und Weise, wie sie bisher nie von Archäologen beschrieben wurden, werfen ein neues Licht auf die Vorgeschichte des Amerikanischen Südwestens und könnten die allgemeine Denkweise bezüglich historischer Migration, die die Region geformt hat, verändern.
Die Stätten, die in den südlichen Bergen Arizonas und New Mexicos entdeckt wurden, sind abgeschieden gelegene Lager der Apachen mit oftmals getarnten Charakteristika, die den Archäologen jahrhundertelang verborgen geblieben sind.
Und ihre Entdeckung ist nicht nur überraschend bezüglich ihrer Abgeschiedenheit sondern auch wegen ihres Alters, denn einige Stätten datieren hunderte von Jahren zurück bevor Apachen überhaupt als in diese Gegend eingewandert vermutet wurden.
„Die Daten deuten darauf hin, dass Apachen-Gruppen im südlichsten Südwesten bereits im 14. Jahrhundert anwesend waren, lange vor Ankunft der Europäer, ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung, die Apachen wären Spätankommer aus den Plains“, schreibt Dr. Deni Seymour, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Now Mexico´s Jornada Research Institute und der Universität des Colorado Museum.
Die Stätten werden als Plattform-Höhlen-Speicher bezeichnet, wo kleine, einzigartig konstruierte Plattformen in Felsnischen gebaut wurden, als Geheimversteck für Güter für den späteren Gebrauch, so Seymour im Journal of Field Archaeology, wo sie die Funde beschreibt.
Die Bauten wurden manchmal hinter Felsen oder anderen Gegebenheiten in den Höhlen versteckt und beinhalteten typischer Weise einen Ring aus Steinen, auf denen künstliche Felsbänke, die aus ortsüblichen Wüstenpflanzen wie Ocotillo oder Yucca bestanden, geschichtet und an der Oberfläche mit Hilfe von Gras, Ästen und Steinen befestigt waren.
Die Praxis der Apachen, Güter in Höhlen zu lagern - wie z.B. Töpferware, Korbwaren, Nahrungsmittel und in späteren Jahren auch Waffen und Munition - wurde zwar von indianischen Quellen und Siedlern des 19ten Jahrhunderts erwähnt, jedoch wurden bisher keine Beweise für diese Verfahrensweise gefunden.
Seymour schreibt, dass solch geheime Lagerstätten für umherziehende Menschen wie die Vorfahren der Apachen notwendig waren, die ihren Lebensunterhalt oftmals dadurch bestritten, dass sie andere Gruppen ausraubten oder in Gegenden umherstreiften, die unter der Kontrolle anderer Gruppen waren.
Das mag erklären, warum die neugefundenen Lagerstätten nur an sehr abgelegenen, bergigen Plätzen und in Gegenden weit ausserhalb der Grenzen anderer, mehr ortsgebunden Ackerbau betreibender Gruppen wie den Mogollon, Mimbres oder Hohokam gefunden wurden.
Aber, so die Autorin, die Stätten fallen in die historische Periode bestimmter Apachen-Gruppen wie den Mescalero des südlichen New Mexicos und den Chiricahua in Arizona, welche einen der letzten und längsten Widerstände gegen europäisch-amerikanische Kontrolle leisteten.
Der schlagendste Beweis für die Herkunft der Stätten jedoch ist die Tatsache, dass viele eindeutig den Apachen zuzuordnende Artefakte wie z.B. Töpferware und Felsenkunst dort gefunden wurden.
Einer der besterhaltenen Plattform-Lagerstätten, die Seymour in Arizonas Peloncillo Mountains fand, enthielten Fragmente eines zeremoniellen Kopfschmucks, einen rituellen Stock oder „Stab“ und vier Pictografien, die die „Mountain Spirit Masken“ der Apachen darstellen und mit Kohle gemalt waren.
„Die eindeutige Apache Symbolik zeigt eine gewisse Kontinuität im symbolischen Ausdruck im Laufe der Jahre und dient als Hilfsmittel für Archäologen, um definitiv einen kulturellen Zusammenhang zu entsprechenden Kulturgütern, in diesem Fall den Plattform-Lagerstätten, zuzuordnen“, schreibt sie.
Im Falle der Peloncillo-Stätte zeigte die Radio-Carbon-Datierung von Yucca-Fasern, die zum Bau der Lagerstätte verwendet worden waren, dass die Lagerstätte auf etwa 1600 zu datieren ist.
Aber Grasproben einer anderen Plattform-Lagerstätte nur wenige Kilometer entfernt, der sogenannten Whitlock Mountain Lagerstätte, ergaben Daten Mitte des 15ten Jahrhunderts - mehr als 200 Jahre bevor die Vorfahren der Apachen gemäss landläufiger Meinung von den Plains in den Südwesten gewandert sein sollen.
Diese neuen Plattform-Lagerstätten kommen zu den Forschungen hinzu, die Seymour in den Dragoon Mountains in Arizona betrieb, wo ein anderes Apachen-Lager - dieses jedoch ohne Lagerstätte - auf das 14te und 15te Jahrhundert datiert wurde.
Und somit haben Experten aufgrund historischer Quellen zwar vermutet, dass Apachen nach den 1680ern in den Südwesten gewandert sind, so ihre Schlussfolgerung, „aber solche Interpretationen sind nicht haltbar, wenn man die neuen archäologischen Beweise bedenkt.“
Die neuen Daten „eröffnen ganz neue Möglichkeiten bezüglich dem Ende der Vorgeschichte.“ schreibt Seymour, und weist darauf hin, dass die Jahre vor europäischem Kontakt geprägt gewesen sein können von Interaktionen - sowohl friedlich als auch nicht friedlich - zwischen den umherstreifenden Apachen und mehr ortsgebundenen Gruppen, und dass solche Beziehungen schon lange existiert haben können bevor die Spanier auftauchten.
Nimmt man das alles zusammen, so sagt sie, so bilden die neuen Ergebnisse aufgrund der Plattform-Lagerstätten eine Basis für eine Neubewertung langgehegter Ansichten bezüglich dem Ende der Vorgeschichte und der Ankunft der Vorfahren der Apachen im Herzen des amerikanischen Südwestens.