INDIANER zwischen Gestern und Heute

Forum zur Kultur, Geschichte und Gegenwart der Ureinwohner Amerikas

Männer in der Indianischen Gesellschaft




Raum für "Myth Buster" - Fundstücke mal etwas anders beleuchtet

Männer in der Indianischen Gesellschaft

Beitragvon admin » Di 17. Jul 2012, 17:48

Wie oft hatte man wohl das Bild vor Augen, dass die Indianischen Männer vor allem ihrer Kriegerpflicht nachkommen, also "Indian Warriors" sind. Nicht zuletzt begegnet uns der mit Federn geschmückte - bzw. ausgezeichnete Indianische Krieger in allen Darstellungen einschlägiger Literatur.

War und ist das wirklich so ?
Benutzeravatar
admin
Administrator
 
Beiträge: 80
Registriert: So 15. Jul 2012, 12:59

von Anzeige » Di 17. Jul 2012, 17:48

Anzeige
 

Re: Männer in der Indianischen Gesellschaft

Beitragvon elk » Di 17. Jul 2012, 17:56

Abgesehen, dass wohl kaum in der Realität ein Indianer mit wehender Federhaube, die ihm noch dazu bei starkem Gegenwind die Sicht nahm, in den Kampf zog,
sollten wir meiner Meinung nach, zuerst einmal einen Abstecher in die Geschichte machen:

Fängt man mit der Betrachtung bei den Azteken an, die eigentlich eine mesoamerikanische Kultur (zwischen dem dem 14. und dem frühen 16. Jahrhundert) waren, erscheint das erst einmal verwunderlich.
Aber es gab durchaus in den "Frühen Kulturen" Nordamerikas einige ähnliche Aspekte:

Azteken: "Es gab eine Klassengesellschaft. Die Staatsordnung der Azteken war auf Krieg ausgerichtet. Man unterhielt gewaltige Heere."

Mississipi Kultur (Die Kulturen des südöstlichen Waldlandes, 800 n. Chr. - 1500 n. Chr.):

"Die Männer zogen in den Krieg, erlegten Wild und fingen Fische für die Gemeinschaft und nahmen an Beratungen in Räumen teil, zu denen die Frauen keinen Zugang hatten."

Aber auch hier : "Der Stamm der Natchez unterscheidet sich beträchtlich von den anderen nordamerikanischen Indianerstämmen.
Deren Gesellschaft war in Klassen unterteilt und erinnert sehr an mexikanische Hochkulturen."

Man kann aber trotz Ausnahmen davon ausgehen, dass bei den Indianern Nordamerikas der "Krieger" nicht "hauptberuflich" ein solcher war, eben nur in Kriegszeiten.

In erster Linie waren die Männer meist Jäger und Sammler.
Und nicht zu vergessen, "Kunsthandwerker":
z.B. die einstigen Anasazi (100 n.u.Z - ca. 1450) waren begnadete Korbmacher und Töpfer
und die Tlingit der Nordwestküste waren/ bzw. sind z.B. begnadete Bildhauer, Holzschnitzer, Korbmacher, Weber und Kupferbearbeiter.

Aber woher kommt der Fokus auf die Rolle des Indianischen Mannes als "Krieger "?
Darauf möchte ich gern noch einmal später eingehen. Vorerst aber einmal ein Bericht der Gegenwärtiges auch mal aus anderer Sicht sehen läßt:

http://www.tagesspiegel.de/medien/soldaten-und-indianer-krieger-in-der-krise-/1962456.html

"In der WDR-Doku "Die Schatten der 7. Kavallerie" begleitet Emmy-Preisträger Tom Roberts einen ehemaligen US-Major auf seiner Suche nach Versöhnung - doch an das Ende der Kriege glaubt der Veteran nicht. "
Benutzeravatar
elk
 
Beiträge: 588
Registriert: So 15. Jul 2012, 17:17
Wohnort: Kiel (Schleswig-Holstein)

Re: Männer in der Indianischen Gesellschaft

Beitragvon elk » Mo 6. Aug 2012, 14:27

Die erste Frage müßte lauten: Gab es bei den Indianern eine Geschlechterrollen- Aufteilung ?

Das kann man mit auf jeden Fall mit „ja“ beantworten,
denn diese umfasste bei vielen Stämmen zwei wichtige Lebensbereiche im Alltag:
"Den Nahbereich der Siedlungen und den weitläufigen Jagdbereich".

Der Nahbereich (also alles um die Wohnstätte herum) war oft von Aufgaben geprägt die auch vorwiegend Frauen übernehmen konnten, während die Jagd in kilometerweiten Jagdgebieten hauptsächlich den indianischen Männern vorbehalten war.
Indianische Jungen und Mädchen wurden sehr früh auf ihre künftigen Lebens- und Arbeitsbereiche vorbereitet.

Indianische Männer dominierten jedoch nicht allein den Bereich der Jagd. Auch die Verteidigung von Jagd- und Wohnplätzen gegenüber feindlichen Stämmen und später gegenüber den europäisch-amerikanischen Eindringlingen, war den Männern zugeordnet. Auch damit verbunden waren die Männer in vielen Stämmen maßgebend für die Stammespolitik ( so auch zu "Beschaffungs..zügen" und Kriegshandlungen).

Da sowohl der Bereich der Jagd, als auch der Bereich der Stammespolitik eng mit dem rituellen und religiösen Leben der Indianer verbunden war, prägten Männer auch diesen letztgenannten Lebensbereich in vielen indianischen Stammeskulturen unverhältnismäßig stark.

Viele Stämme besaßen eine Art Männerbund, dem nur solche Männer angehören durften, die im Kampf einen Feind besiegt hatten (was jedoch nicht notwendigerweise bedeutete, ihn im Kampf auch getötet zu haben). Die Zugehörigkeit zu diesen Männerbünden war häufig durch besondere Kennzeichen an der Kleidung oder auch manchmal durch Tätowierungen erkennbar. (Anmerkung: Natürlich gab es auch Stämme wo ebenso Frauen maßgebende Rollen in Stammespolitik, Jagd und Kriegsführung hatten.)

Da das Überleben eines Stammes also oftmals in der Verteidigungskraft seiner „Krieger“ bestand, wurden diese bei ihrem Volk besonders geschätzt und geehrt.
Das ist eine Tradition die bis heute anhält, wie man an der heutigen Ehrung von indianischen Kriegsveteranen sieht.

Und das ist wohl auch die Antwort darauf, warum Indianische Männer immer von außen hauptsächlich als „Warrior“ gesehen werden ( Naja, welcher Mann möchte nicht ein ehrenvoller Krieger sein; auch wenn das Wort Krieger wohl "im humanistischen Sinn" wenig ehrenvolles hat..)

Auch wenn heute Männer und Frauen in vielen Bereichen der indianischer Politik und Gesellschaft, genauso wie im Alltag, keiner spezifischen Geschlechterrolle mehr unterliegen.

--------------------------

Heute gibt es neben Positionieren im öffentlichen Leben, d.h. in Politik, Wirtschaft und Stammesangelegenheiten, übrigens auch noch ganz andere, alltägliche „Kriegsschauplätze“ für die Indianer...

Hier ein Beispiel aus dem Flathead-Reservat in Montana:
• Die Flathead-Indianer sind selbst in ihrem Reservat nur eine Minderheit. Mit Amish streiten sie erbittert um Blaubeeren und auch in den Buddhisten sehen die Stammesältesten Eindringlinge. -
Artikel von Andreas Ross (13.07.2012):

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/indianerreservat-in-montana-zu-viele-grosse-geister-11819505.html

elk
Benutzeravatar
elk
 
Beiträge: 588
Registriert: So 15. Jul 2012, 17:17
Wohnort: Kiel (Schleswig-Holstein)


Zurück zu Was man in Büchern und dem Internet so alles findet

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron