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Matrilineal Gesellschaften




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Matrilineal Gesellschaften

Beitragvon elk » So 21. Jul 2013, 14:05

Stammeslinien bei den Indianern, die über die Frauen gehen

Wie auch schon im Gastbereich mit angeklungen, nähern wir uns auch mal dieser indigenen Stammesstruktur, den :

„ Matrilineal Gesellschaften“

Zum Grundsatz

„Matrilinearität (latein. „in der Linie der Mutter“: Mütterlinie) oder Mutterfolge bezeichnet die Weitergabe und Vererbung von sozialen Eigenschaften und Eigentum ausschließlich über die weibliche Linie von Müttern an Töchter. Dabei erfolgt die Übertragung von Verwandtschaftsbeziehungen, sozialen Positionen, Ämtern, Ansehen, Privilegien und Besitz von einer Generation an die nächste einlinig nach der Abstammung der Frau.
Die Linie des Mannes und seiner Mutter oder seines Vaters bleibt ohne Bedeutung.
Söhne werden in der mütterlichen Erbfolge nicht berücksichtigt, da sie die Linie ihrer Mutter nicht eigenständig fortsetzen können: Nach einer Heirat werden Kinder zur Familie der Ehefrau gezählt, sie tragen ihren Familiennamen und führen ihre Linie weiter, nicht die Linie des Ehemanns oder seiner Mutter.“
(Quelle : Wikipedia)

Und hier nun nachfolgender Kommentar von dem oftmals schon im Forum erwähnten Sicangu Lakota,
Sonny Skyhawk
( a veteran Hollywood actor, author of Indian Country Today Media Network's “Ask N NDN," and founder of American Indians) :

Warum haben manche Stämme Matrilineal Gesellschaften ?

„Frauen haben immer eine bedeutende Rolle in der Existenz und Verwaltungen der Stammes-Nationen gespielt. Sie haben dazu beigetragen aufgrund ihrer angeborenen Fähigkeit zur Vernunft und Weisheit, wobei sie sich selber zurücknahmen. Sie wurden auch dadurch weise, weil sie die ersten Lehrer für die Kinder waren.
Die Männer durften sich dazu artikulieren und diese Lehren durchzusetzen, aber es waren die Frauen die dies überwacht und ihnen zu sprechen erlaubten.

Sie waren die Hüterinnen des Glaubens für die Ost-Stämme, die Urheberinnen des Langhaus Systems der Regierung, wobei sie ihren Einfluss auf die Männer geltend machten um die Gesetze zu artikulieren.
Als Lakota lernte ich matrilineal Beziehungen frühzeitig zu erkennen. Über meine Mutter lief alles. Sie bezahlte die Rechnungen, kaufte die Lebensmittel, und entschied, wann und wo wir hingehen würden. Sie ließ alle Argumente zu, aber ihr Wort war Gesetz in unserer Familie.
Ich weiß nicht ob das sie als matrilineal Autorität qualifizierte, aber sie besaß es eindeutig.
Meine Großmutter war auch in der gleichen Weise. Sie akzeptierte keinen Quatsch und verdrehte da auch die Augen. Sie war streng, aber fair, in all ihren Entscheidungen. Sie konnte auch mal eine mittlere Axt schwingen, wenn es um`s Holz hacken ging. Alle Frauen, mit denen ich als junger Mann in Berührung kam , waren starke Frauen. Sie mussten es sein, weil sie schwierigen Zeiten erlebten.

Die heutige indianische Frauen sind nicht anders.
Sie haben zum Teil die gleichen Herausforderungen, müssen sich denen aber in einer anderen Zeit stellen. Heute haben wir verschiedene Themen und Anliegen, aber unsere Frauen haben immer noch die Mehrheit der Stimmen, wenn es darum geht, wichtigen Entscheidungen zu treffen.
Was mich beeindruckt, ist, wie gebildet sie in diesen Tagen sind und wie bereit sie sind die Führung zu übernehmen, wenn es um das Wohl ihres Volkes geht.

Matrilineal Gesellschaften unter den östlichen Stämme hat es sicher gegeben, aber sie gab es auch in anderen Stämmen, wie den Stämmen in den Ebenen, aber die Frauen standen hinter den Kulissen. Sie haben die Entscheidungen getroffen, aber den Männern erlaubt diese öffentlich zu artikulieren. (Wie Smart-how war das?)

Wir hatten schon immer großen Respekt und Liebe für unsere Frauen, für ihre vom Schöpfer gegebenen einzigartigen Fähigkeit, sich fortzupflanzen und eine Vielzahl von anderen Gründen. Moderne Zeiten, Assimilation und die kulturellen und Lifestyle-Änderungen, durch die wir als Volk gegangen sind, haben etwas das Ansehen und Verehrung die wir einmal für unsere Frauen hatten getrübt, und das ist keine gute Sache!

Meine einzige Hoffnung ist, dass die neuen Generationen zu der Erkenntnis kommen werden, dass unsere Frauen und unsere Mütter der ultimative Grund sind, warum wir noch hier sind. (Und eine dieser lebensfähige Menschen, sind heute unsere Omas.)“

Aho !
Sonny Skyhawk

http://indiancountrytodaymedianetwork.com/article/why-do-tribes-have-matrilineal-societies?-99221


Anmerkung :
mir persönlich kommen beim lesen solcher Gedanken immer gleich Erinnerungen an unsere eigenen Mütter und Großmütter, die ähnlich stark sein mussten und waren (ob in den Wirren der ersten Nachkriegszeiten, der Aufbauphasen, etc.) , während die Männer in den Krieg zogen oder später an ihren Karrieren (oftmals auf den Schultern ihrer Frauen) bastelten…
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von Anzeige » So 21. Jul 2013, 14:05

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Re: Matrilineal Gesellschaften

Beitragvon elk » So 21. Jul 2013, 14:10

Und dann fallen mir noch diese Worte / Zitat einer heutigen Indianerin ein :

„Jetzt ist die Zeit der Frauen. Die Frauen zeigt uns was wir fühlen.
Wenn ich mir verschiedene Frauen in meiner Umgebung anschaue,
sehe ich Traurigkeit und eine Schwere in ihnen.
Die machen mit, was die Erde mitmacht-ihre Traurigkeit und Schwere,
weil ihre Kinder heute solch ein Leben führen.
Die Frauen spüren das; das Gefühl ist da in ihren Herzen, mehr als bei Männern,
denn die Männer sind immer am Tun.
Der Mann muss erkennen, dass er auch einen weiblichen Teil hat,
und er muss anfangen, das gleiche zu fühlen.

Frauen müssen anerkannt werden. Die Worte der Frauen müssen anerkannt werden.
Die Frauen werden sich zeigen.
Man kann das so kommen sehen oder nicht, aber das Gefühl ist so stark,
dass die Frauen sich bemerkbar machen und ihren Gefühlen eine Stimme geben werden.
Ob die Leute das hören wollen oder nicht,
es passiert, weil es so sein soll. Die Zeit ist reif.“

(Vickie Downey, TEWA)


P.S. :
Kommt es dadurch zu den inzwischen zunehmenden Übergriffen von maßloser Gewalt gegen
Frauen, wie z.B. in Indien und Arabischen Staaten…(männliche Machteinbuße-Befürchtungen...)
?
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