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Neue Erkenntnisse zur Besiedelung Amerikas




Raum für "Myth Buster" - Fundstücke mal etwas anders beleuchtet

Neue Erkenntnisse zur Besiedelung Amerikas

Beitragvon Bärbel » Di 21. Jan 2014, 22:19

Sagen die meisten Lehrbücher, die Besiedelung Amerikas hätte über die Beringstrasse von Nord nach Süd stattgefunden, so sind einige Indianerstämme ja diesbezüglich völlig anderer Meinung. Aber selbst, wenn man von dieser ursprünglichen Besiedelung absieht und neuere Zeiten betrachtet, gehen Lehrbuchmeinung und die Meinung einiger Indianerstämme weit auseinander. So sagten die Lehrbücher z.B. bisher immer, dass Apachen im heutigen Südwesten der USA nicht bereits vor Columbus gelebt hätten, was im Endeffekt dann Auswirkungen auf heutige Landrechte u.ä. hat. Neueste archäologische Funde zeigen jedoch, dass die Meinung der Apachen, sie hätten diese Gebiete schon viel früher bewohnt, durchaus ihre Berechtigung haben.

http://westerndigs.org/long-hidden-sites-discovered-in-the-southwest-may-change-views-of-ancient-migrations/

Lang verborgene Stätten, die jetzt im Südwesten entdeckt wurden, könnten die Sichtweise bezüglich historischer Migrationen verändern

Stätten von einer Art und Weise, wie sie bisher nie von Archäologen beschrieben wurden, werfen ein neues Licht auf die Vorgeschichte des Amerikanischen Südwestens und könnten die allgemeine Denkweise bezüglich historischer Migration, die die Region geformt hat, verändern.

Die Stätten, die in den südlichen Bergen Arizonas und New Mexicos entdeckt wurden, sind abgeschieden gelegene Lager der Apachen mit oftmals getarnten Charakteristika, die den Archäologen jahrhundertelang verborgen geblieben sind.

Und ihre Entdeckung ist nicht nur überraschend bezüglich ihrer Abgeschiedenheit sondern auch wegen ihres Alters, denn einige Stätten datieren hunderte von Jahren zurück bevor Apachen überhaupt als in diese Gegend eingewandert vermutet wurden.

„Die Daten deuten darauf hin, dass Apachen-Gruppen im südlichsten Südwesten bereits im 14. Jahrhundert anwesend waren, lange vor Ankunft der Europäer, ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung, die Apachen wären Spätankommer aus den Plains“, schreibt Dr. Deni Seymour, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Now Mexico´s Jornada Research Institute und der Universität des Colorado Museum.

Die Stätten werden als Plattform-Höhlen-Speicher bezeichnet, wo kleine, einzigartig konstruierte Plattformen in Felsnischen gebaut wurden, als Geheimversteck für Güter für den späteren Gebrauch, so Seymour im Journal of Field Archaeology, wo sie die Funde beschreibt.

Die Bauten wurden manchmal hinter Felsen oder anderen Gegebenheiten in den Höhlen versteckt und beinhalteten typischer Weise einen Ring aus Steinen, auf denen künstliche Felsbänke, die aus ortsüblichen Wüstenpflanzen wie Ocotillo oder Yucca bestanden, geschichtet und an der Oberfläche mit Hilfe von Gras, Ästen und Steinen befestigt waren.

Die Praxis der Apachen, Güter in Höhlen zu lagern - wie z.B. Töpferware, Korbwaren, Nahrungsmittel und in späteren Jahren auch Waffen und Munition - wurde zwar von indianischen Quellen und Siedlern des 19ten Jahrhunderts erwähnt, jedoch wurden bisher keine Beweise für diese Verfahrensweise gefunden.

Seymour schreibt, dass solch geheime Lagerstätten für umherziehende Menschen wie die Vorfahren der Apachen notwendig waren, die ihren Lebensunterhalt oftmals dadurch bestritten, dass sie andere Gruppen ausraubten oder in Gegenden umherstreiften, die unter der Kontrolle anderer Gruppen waren.

Das mag erklären, warum die neugefundenen Lagerstätten nur an sehr abgelegenen, bergigen Plätzen und in Gegenden weit ausserhalb der Grenzen anderer, mehr ortsgebunden Ackerbau betreibender Gruppen wie den Mogollon, Mimbres oder Hohokam gefunden wurden.

Aber, so die Autorin, die Stätten fallen in die historische Periode bestimmter Apachen-Gruppen wie den Mescalero des südlichen New Mexicos und den Chiricahua in Arizona, welche einen der letzten und längsten Widerstände gegen europäisch-amerikanische Kontrolle leisteten.

Der schlagendste Beweis für die Herkunft der Stätten jedoch ist die Tatsache, dass viele eindeutig den Apachen zuzuordnende Artefakte wie z.B. Töpferware und Felsenkunst dort gefunden wurden.

Einer der besterhaltenen Plattform-Lagerstätten, die Seymour in Arizonas Peloncillo Mountains fand, enthielten Fragmente eines zeremoniellen Kopfschmucks, einen rituellen Stock oder „Stab“ und vier Pictografien, die die „Mountain Spirit Masken“ der Apachen darstellen und mit Kohle gemalt waren.

„Die eindeutige Apache Symbolik zeigt eine gewisse Kontinuität im symbolischen Ausdruck im Laufe der Jahre und dient als Hilfsmittel für Archäologen, um definitiv einen kulturellen Zusammenhang zu entsprechenden Kulturgütern, in diesem Fall den Plattform-Lagerstätten, zuzuordnen“, schreibt sie.

Im Falle der Peloncillo-Stätte zeigte die Radio-Carbon-Datierung von Yucca-Fasern, die zum Bau der Lagerstätte verwendet worden waren, dass die Lagerstätte auf etwa 1600 zu datieren ist.

Aber Grasproben einer anderen Plattform-Lagerstätte nur wenige Kilometer entfernt, der sogenannten Whitlock Mountain Lagerstätte, ergaben Daten Mitte des 15ten Jahrhunderts - mehr als 200 Jahre bevor die Vorfahren der Apachen gemäss landläufiger Meinung von den Plains in den Südwesten gewandert sein sollen.

Diese neuen Plattform-Lagerstätten kommen zu den Forschungen hinzu, die Seymour in den Dragoon Mountains in Arizona betrieb, wo ein anderes Apachen-Lager - dieses jedoch ohne Lagerstätte - auf das 14te und 15te Jahrhundert datiert wurde.

Und somit haben Experten aufgrund historischer Quellen zwar vermutet, dass Apachen nach den 1680ern in den Südwesten gewandert sind, so ihre Schlussfolgerung, „aber solche Interpretationen sind nicht haltbar, wenn man die neuen archäologischen Beweise bedenkt.“

Die neuen Daten „eröffnen ganz neue Möglichkeiten bezüglich dem Ende der Vorgeschichte.“ schreibt Seymour, und weist darauf hin, dass die Jahre vor europäischem Kontakt geprägt gewesen sein können von Interaktionen - sowohl friedlich als auch nicht friedlich - zwischen den umherstreifenden Apachen und mehr ortsgebundenen Gruppen, und dass solche Beziehungen schon lange existiert haben können bevor die Spanier auftauchten.

Nimmt man das alles zusammen, so sagt sie, so bilden die neuen Ergebnisse aufgrund der Plattform-Lagerstätten eine Basis für eine Neubewertung langgehegter Ansichten bezüglich dem Ende der Vorgeschichte und der Ankunft der Vorfahren der Apachen im Herzen des amerikanischen Südwestens.
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Re: Neue Erkenntnisse zur Besiedelung Amerikas

Beitragvon elk » Mi 22. Jan 2014, 00:29

Wirklich interessant ! :ok:

Da müsste es ja eine Parallelentwicklung mit den Anasazi gegeben haben…?
Wäre ja interessant zu wissen, wer nun wann da angekommen ist, dann vielleicht wieder von Nachkommenden bedrängt wurde bzw. ob es nachkommende Splittergruppen durch die unterschiedlichen Epochen der Eiszeiten und zeitweise eingeschränkten Möglichkeiten gab, durch Eisbarrikaden ins Innere des Kontinents zu gelangen ( was ja bewiesen ist, d.h. das mit den Eisbarrieren auf späteren "Einwanderungswegen der Indianischen Völker", also muß es verschiedene "größere" Zeitabschnitte dazwischen gegeben haben und bestimmt auch verschiedene Wege der Einwanderung..)
Vielleicht kamen die Vorfahren heutiger Apachen u.a.. auch erst da an, als die athapaskischen "Altvorderen " vielleicht schon aufgerieben waren, verdrängt, aufgegangen in andere Stämme oder andere Völker sich dort festgesetzt hatten, o.ä. ? –

Ich glaube, man kann wirklich sehr viel mit heutigen Methoden nachforschen, bestimmen und zuordnen , aber endgültig festlegen, wohl kaum …- Aber, es bleibt spannend, auf jeden Fall. :)

http://books.google.de/books?id=f6ryqWJ-u5oC&pg=PA12&lpg=PA12&dq=suedwesten+der+usa+im+14.+jahrhundert&source=bl&ots=fpMegptCHn&sig=1k2afp8As_4Pr2W8Nc243R9N2YU&hl=de&sa=X&ei=kv3eUtWwBITTsgbLqoGgBw&ved=0CGYQ6AEwDA

(Hier auch interessant "die Tohono o Odham Indianer als Nachfahren der Hohokam, im 14. Jhdt." gehandelt..., obgleich die ja zur uto-aztekischen Sprachfamilie und nicht zur Athapaskischen gehören.. Aber vielleicht gabs da noch Andere...? )


http://www.indianerwww.de/indian/prae_zeittafel.htm

und hier :

http://www.indianerwww.de/indian/prae_uebersicht.htm

Schau mal unter „Cochise“ :600 vor und 1000 nach Christi : „Vorfahren der Hohokam und Mongolon“
( fällt mir spontan ein : Warum gibt’s eigentlich den Namen „Cochise“ so oft bei den Apachen ?)

O.k., alles Spekulation ( und noch dazu eines wissenschaftlichen Laiens :oops: ), aber spannend bleibts !



Gruß,
elk
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Re: Neue Erkenntnisse zur Besiedelung Amerikas

Beitragvon Bärbel » Mi 22. Jan 2014, 07:07

nun, bezüglich der Anazasi hörte ich von einem Apachen folgendes:

Wir [Apachen] wurden hier [Südwesten der heutigen USA] erschaffen und auch, wenn einige unserer Vorfahren mal irgendwann nordwärts zogen, so blieben andere doch immer hier. Die Migrationswege, die man laut Lehrbüchern belegen kann von Nord nach Süd liegen daran, dass später dann auch einige, der ursprünglich nordwärts gezogenen wieder zurück nach Süden kamen (natürlich nicht dieselben sondern Generationen nach ihnen ;) ). Aber Apachen waren immer hier, ob das die offiziellen Lehrbücher nun wahrhaben wollen oder nicht.

Und die Anazasi, die nennt man bei uns "die, die mal kamen und auch wieder gingen". Gekommen sind sie wohl, als das Land hier relativ unbewohnt war, weil viele - aber eben nicht alle - Apachen sich derzeit woanders umguckten. Aber das Land war eben nur "RELATIV unbewohnt", die Apachen waren nie wirklich weg. Warum die Anazasi plötzlich wieder weggingen, sagen unsere Geschichten auch nicht. Sie sagen nur, DASS es so war.


Tja, ich habe Freunde, die interessieren sich für Kelten, Franken usw., also für unsere Vorfahren hier in Europa. Was mir da immer so seltsam vorkommt, ist, dass sie bei ihren Lagerfreizeiten (also da, wo heutige Leute so leben, wie sie meinen, dass es damals war) z.B. nur das essen, wo die Verwendung zu damaliger Zeit definitiv wissenschaftlich belegt wurde. Aber sind wir doch mal ehrlich, unsere Vorfahren waren doch nicht blöd. Wenn es hier einheimische Pflanzen oder so gegeben hat, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unsere Vorfahren die nicht mal ausprobiert haben sollen. Aber diese Freunde bestätigen zwar, dass es damals gewisse Pflanzen hier nachweislich gab, aber weil eben die Verwendung zur Nahrungszubereitung nicht belegt ist, gilt es als "nicht authentisch", wenn man diese Dinge dann trotzdem auf solchen Lagerfreizeiten verwendet. ... Aber bloss, weil ich keinen Nachweis für die Verwendung habe, kann ich doch auch nicht einfach die Verwendung grundsätzlich ausschliessen.

Aber genau so haben es eben auch die Lehrbücher bezüglich der Apachen gemacht. Bloss weil es (angeblich - auch dazu gibt es geteilte Meinungen, es gibt nämlich Gerüchte, dass Beweise bewusst aus politischen Gründen unter Verschluss gehalten wurden - ) keine Beweise für die Anwesendheit der Apachen gab, hat man die MÖGLICHKEIT, dass es sie trotzdem gab, einfach ausgeschlossen. Aber offensichtlich hatten die Geschichten der Apachen wohl doch Recht. sonst hätte es die in dem oben genannten Artikel erwähnten archäologischen Funde ja wohl nicht gegeben.

Was damals wirklich gewesen ist, weiss ich natürlich nicht. Aber es freut mich ungemein, dass nun tatsächlich Funde aufgetaucht sind, die man nicht einfach "wegsidkutieren" kann, die aber eben die These der Apachen und nciht die landläufige - und politisch wohl auch nicht ungefärbte - Lehrbuchmeinung unterstützen.
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Re: Neue Erkenntnisse zur Besiedelung Amerikas

Beitragvon elk » Do 13. Feb 2014, 15:21

Cloviskultur-, Paläoindianer und Kennewick Man… …?

Es ist immer noch spannend, wann und woher die ersten Bewohner des amerikanischen Kontigents kamen :

Die Überreste eines kleinen Jungen, feierlich vor etwa 12.600 Jahre in Montana begraben, haben die „wahrscheinliche..“ Abstammung von einer noch früheren Bevölkerung in Amerika als die Clovis-Kultur, enthüllt.
Die DNA Untersuchungen zeigt in der Genomsequenz des Jungen eine Bestätigung der These auf, dass heutige indigenen Gruppen (übergreifend von Nord-und Südamerika) alle aus einer einzigen Population, die über die Bering-Landbrücke von Asien sehr früh zog, stammen - und es zu einer sehr frühen Trennung zwischen den Vorfahren der Clovis-Menschen und einer zweite Gruppe, deren DNA in der Bevölkerung in Kanada und Grönland vorkommt, kam.

Aber die Forschung unterstreicht auch das „ ethischen Minenfeld“ beim Studium antiker Überreste amerikanischen Ureinwohner und es beschwört Erinnerungen an den Rechtsstreit über ein anderes menschliches Skelett in den 1990er Jahren (den Kennewick Man).

Um erneut solche Kontroversen zu vermeiden, hat Eske Willerslev (Paläobiologe an der Universität von Kopenhagen, die diese neuesten Studien leiten), amerikanische Ureinwohner-Gemeinschaften besucht, um ihre Arbeit zu erklären und deren Unterstützung zu suchen…“

http://www.scientificamerican.com/article/ancient-genome-suggests-native-americans-really-did-descend-from-the-first-americans/

http://blogs.discovermagazine.com/d-brief/2014/02/12/earliest-american-genome-proves-siberian-origins-for-native-peoples/

http://news.sciencemag.org/archaeology/2014/02/native-americans-descend-ancient-montana-boy

Hier noch eine Zusammenfassung :

„Die Ergebnisse und Ockerzeichnungen bzw. Grabbeigaben zeigten, dass alle Indianer effektiv direkte Nachkommen der Menschen die Clovis-Werkzeuge gefertigt haben sind. Die Studie stützt auch die Theorie, dass eine ostasiatische und eine sibirische Gruppe nach Nordamerika gelangen, widerlegt aber die Hypothese, dass die Cloviskultur auch mit europ. Frühmenschen vermischt entstanden."

"Diese Entdeckung bestätigt im Grunde das, woran die Stämme nie wirklich gezweifelt haben, daß wir auch hier waren seit jeher, und dass alle Artefakte und Gegenstände in der Erde Reste von unseren direkten Vorfahren sind ",
sagt Shane Doyle , ein Koautor der Studie und ein Mitglied des Stammes der Crow Montana.

Interessanterweise teilte der Junge weniger genetisches Material mit Gruppen aus Nord-Kanada und der Arktis, und mehr mit Gruppen aus Mittel-und Südamerika.
Verschiedene Theorien könnten dies erklären, aber Willerslev glaubt, darin eine frühe Aufteilung dieser Menschen in zwei Gruppen zu erkennen.
D.h. eine "Familien"- Gruppe ging nach Süden und entwickelte die Kultur die wir als Clovis-Tools kennen. Über die Gruppe, die im Norden blieb, wissen wir nichts - bis einmal noch mehr Skelette oder Artefakte entdeckt werden. Diese Theorie könnten jedoch die Speerspitzen und versteinerten menschlichen Exkremente, die man in den Paisley-Höhlen in Oregon fand, sich schon mit erklären, die eben eindeutig vor den Clovis Zeiten stammten.“

http://www.thestar.com/news/world/2014/02/12/what_a_12500yearold_toddler_says_about_the_mystery_surrounding_native_american_origins.html

bzw:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/clovis-genom-klaert-herkunfsfrage-der-indianer-a-952972.html
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