Bei uns sagt man ja auch oft: „man ist, was man ißt“ !
Aber wenn man ehrlich zu sich selber ist, so ist der Umgang mit den jeweiligen Lebensmitteln bei uns eher ein sehr persönlicher, individueller Aspekt.
Bei den Indianern ist das anders, also nicht vergleichbar, weil ihre traditionellen Nahrungsmittel untrennbar von Gesundheit und Krankheitsfolgen, sowie ihren Kulturellen Werten sind.
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Nachfolgend dazu ein Bericht von Devon G. Peña, Ph.D. , einem Chicano / Creek und Professor an der University of Washington für amerikanisch Ethnische Studien, Anthropologie und Umweltwissenschaften. Außerdem ist er ein bekannter Gelehrter und Aktivist für ökologische Gerechtigkeit und nachhaltige Landwirtschaft. Er ist Mitbegründer und Präsident vom The Acequia Institut und leitet die zum Institut gehörige 200-Hektar großen Farm in Colorado, San Luis Valley.
Hier Auszüge aus seinem Artikel (frei übersetzt) :
Wiederherstellung der Heritage Küche und indigene Agrarökosysteme, gegen Übergewicht, Fehlernährung und Traumata Folgen.
(Restoring-heritage-cuisines-and-indigenous-agroecosystems-to-address-obesity-malnutrition-and-trauma )
“Eine der Folgen der Eroberung und Besiedlung von Nord-und Südamerika durch die Europäer war die Vertreibung und Vernichtung der einheimischen biologischen und kulturellen Vielfalt.
Der Umwelt-Historiker Alfred Crosby nannte die europäische Invasion of the Americas [sic] eine biologische Eroberung und eine Form des "ökologischen Imperialismus".
Bei keinem Platz oder natürlichen Lebensraum der durch den Kolonialismus berührt wurde, blieb diese ohne Auswirkungen auf deren Bio-Invasion. Einheimische Pflanzen und Tiere wurden mit der Ankunft der europäischen Kolonisatoren und deren biotischen ´Gepäck` vermindert: Rinder verdrängt Bisons, Schafe ersetzt einheimischen Hirsche; Weizen vertrieb Mais und Amaranth (hirseähnliches Lebensmittel).
Vor der Ankunft der europ. Kulturen ernährten sich die Ureinwohner Amerikas von Amaranth, Agaven, Avocado, Bohnen, Paprika, Cashew, Maniok, Chili, Kakao (für Schokolade) Mais, Guaven-, Erdnuss-, Kartoffel-, Kürbis, Tomaten, Vanille, Wildreis und vieles mehr.“
Historisches Trauma und native Nahrungsmittel
"Die Forschung zeigt, dass der Zugang zu traditionellen Speisen-zu den Nährstoffen eines Volkes gehört, was damit über Generationen lebte und was wesentlichen Anteil an deren Gesundheit hatte.
Also ist ein `falsches´ Essen kein Fall von Personen in ihren persönlichen Entscheidungen , sondern ist eine Frage der systematischen Diskriminierung und strukturelle Gewalt, d.h. wenn diese Menschen keinen Zugang zu den indigenen Ressourcen haben.
Barsh und Gary Paul Nabhan, und andere, haben die verheerenden Auswirkungen des Ernährungs-Völkermordes in ihren Studien über die amerikanischen Ureinwohner im pazifischen Nordwesten und Südwesten dokumentiert.
Diese besondere Form der kaum sichtbaren strukturellen Gewalt, geht von der Zerstörung von Ökosystemen bis der des indigenen bäuerlichen Erbes und deren Küchen.
Die Folge dieser Form der Umweltzerstörung verringert Lebensdauer und erhöht die Anfälligkeit von chronischen Erkrankungen, im Zusammenhang mit Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes,
in Verbindung mit Unterernährung, Hunger und unangemessenen nicht- kulturellen- traditionellen Diäten.
Sogenannte Trauma-Studien wurde auf indianische Gemeinden zum ersten Mal in den 1980er Jahren als Ergebnis der Arbeit von Maria Yellow Horse Braveheart und ihre Kollegen eingesetzt. Die Grundidee beinhaltet die Anerkennung, dass "Historisches Trauma“ kumulative emotionale und psychische Verwundungen über die Lebensspanne und über Generationen hinweg, sind. Native Americans haben ein massives Gruppen-Trauma seit über 500 Jahren, sie erlitten physischen, emotionalen, sozialen und spirituellen Völkermord in der europäischen- und amerikanischen Kolonialpolitik.
Es ist eine wiederkehrende Form des Traumas, die ganze Gemeinden betroffen hat, weil die Gewalt und Diskriminierung an den kollektiven und nicht nur einzelne Mitglieder der Kultur begangen wurde. Zu den Auswirkungen des historischen Traumas zählen Alkoholismus und Drogenmissbrauch, häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch, Fehlernährung, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Vielleicht ist die schädlichste Form der strukturellen Gewalt aber diese stille Auslöschung:
Die zwangsweise Beseitigung der Native Foods, Foodways und Traditionen deren Landwirtschaft, hat schwere Schäden für die Menschen und das Land verursacht. Aber der stille Killer von nutricide wird verharmlost und in Frage gestellt."
Heilung durch traditionelle Küche
"Ureinwohner sind belastbar. Wir organisieren uns langsam, um die Schäden, die durch Jahrhunderte von historischen Traumata und strukturelle Gewalt erzeugt wurden, umzukehren.
Heute sind wir Zeugen der Entstehung und ersten Blüte einer Bewegung zur Rückbesinnung auf traditionelle Nahrungspflanzen und Wildpflanzen.
Dieses indigene Bewegung konzentriert sich auf die Verbesserung der Gesundheit durch diese traditionelle Küche. Damit verbunden sind die Geltendmachung von Vertrags Rechten und die Wiederherstellung der traditionellen Jagd, Nahrungssuche, Anbaumethoden und Prinzipien. Ein wichtiger Teil dieser Arbeit beinhaltet die Herstellung von Gartenanlagen, Hausgärten, Agro-Forstwirtschaft, "Lebensmittel Wald"-Projekte, und viele andere innovative Kampagnen.
Hier sind zwei Beispiele aus dem pazifischen Nordwesten:
Skokomish First Foods Souveränität
Skokomish Gemeinschaftsgarten in Verbindung mit Älteren und Jugend Mentoring-Projekt. Hier wird wieder in traditionelle einheimischen Pflanzen, Wild und Gemüse wie camas und Heilkräuter eingeführt und das in einer Gemeinschaft mit aktiver körperlicher, geistiger- und spirituellen Heilung.
In der Skokomish Muttersprache gibt es ein Sprichwort das heißt :
SQA hLab hLits hLA Wa Wa. - Dies bedeutet, - das Essen für die zukünftigen Kinder-
Muckleshoot Ernährungssouveränität Projekt
Ähnlich ist es bei einem gemeinsamen Projekt zur Vereinigung von drei Nationen aus der Puget Sound Bioregion, durch ein Northwest Indian College.
In einem ersten Bericht heißt es : "Stammesmitglieder integrieren mehr traditionelle Lebensmittel in ihrer Ernährung."
Das Projekt verbindet den Muckleshoot Unterricht mit Fragen der Ernte und Landwirtschaft. Es macht auch klar, dass Ernährungssouveränität eine Frage der ökologischen und der sozialen Gerechtigkeit ist.
Billy Frank, Vorsitzender der Kommission für Fischerei erklärt die Geschichte und die Ziele dieses Projektes:
„Dieses Ernährungssouveränität Programm hilft Stammesmitgliedern ihre Lebensmittel als ein Teil ihres Alltags einzubeziehen, - wie zum Beispiel Brennnesseln, camas, Heidelbeeren, Lachs und Wild.
Das Projekt erinnert uns daran, um traditionelle Lebensmitteln zu haben, müssen wir weiterhin gute natürliche Ressourcen Manager sein ... [Wir] sind souveräne Staaten, und zu einem Teil dieser Souveränität gehört der Zugang zu den traditionellen Lebensmitteln, um unsere Gemeinschaften und uns gesund und stark zu halten.
Die Produktion von Lebensmitteln ist genauso wichtig wie die Pflege des Grundstücks. Die Pflege der Schöpfung ist der erste Schritt zur Betreuung untereinander und der unserer Häuser."
"Die Muckleshoot-Community Ernährungsberaterin Valerie Segrest veröffentlichte ein Buch für die amerikanischen Ureinwohner-Leser : „Feeding the Spirit.“
Mit ihrer Co-Autorin (Elise Krohn) zeigt sie acht Traditional Food Prinzipien auf, die sie aus der Erfahrung der Arbeit mit den Stammesältesten in ihre Ernährungssouveränität Projekt entwickelt hat:
1. Das Essen steht in der Mitte der Kultur
2. Ehrt die Nahrungskette
3. Esst mit den Jahreszeiten
4. Esst eine Vielzahl von Lebensmitteln
5. Traditionelle Lebensmittel sind Vollwertkost
6. Esst Lebensmittel aus der Region
7. Wild und Bio-Lebensmittel sind besser für die Gesundheit
8. Kochen und essen immer mit innerer Entspannung
Die wichtigste Lektion, die ich von diesen inspirierenden Projekten gelernt habe, ist vielleicht am besten durch den Mohawk Gelehrten Taiaiake Alfred ausgedrückt:
"Die Zeit, um den weißen Mann die Schuld für das was weit weg und lange her ist zu geben, ist vorbei. Die Menschen sollten erkennen, dass der Feind zum Greifen nah ist ", und zu essen ist, würde ich hinzufügen.
Die Kolonisators Nahrung wird uns langsam töten. Das Essen ist die Waffe der Selbstzerstörung, welche die Kolonialherren in unsere Hände gelegt haben und uns in Fastfood-Ketten und Convenience-Marts verkaufen.
Aber Essen ist auch die Lösung.
Es ist unser Werkzeug für die Befreiung, Gesundheit und spirituelles Heilen. Unser traditionelles Essen ist das Mittel, um uns in Richtung Autonomie und Erneuerung einer lebendigen traditionellen Gemeinschaft zu bewegen.“
http://indiancountrytodaymedianetwork.com/ict_sbc/restoring-heritage-cuisines-and-indigenous-agroecosystems-to-address-obesity-malnutrition-and-trauma