Hallo Enzo,
es ist zwar schon ein mehr als seltsamer Zufall, dass nach vielen Monaten völliger Nicht-Beteiligung hier im Forum dann plötzlich 3 User gleichzeitig sich hier zu Wort melden, und zwei davon auch die gleiche Einloggzeiten haben, aber wenn ich da einem Irrtum verfallen bin, entschuldige ich mich natürlich auch dafür.
Hier ist dann auch der oben gelöschte, von Enzo geschriebene Text zurück:
Kurze Anmerkung zu der längeren Erklärung über Christoforo Colombo und den Terminus Indianer
https://indianer.iphpbb3.com/forum/10796471nx53233/was-man-in-buechern-und-dem-internet-so-alles-findet-f7/alles-andere-als--und-quotnative-american-und-quot-ist-eine-beleidigung-t32.htmlSehr geehrte Frau "Bärbel"
leider ist Ihre Erklärung übe den Terminus Indianer etwas ungenau um es vorsichtig zu formulieren ;-)
Wahr ist lediglich dass Colombo beauftragt wurde einen kürzeren direkten Seeweg nach "China" zu entdecken. Das ist umso bemerkenswerter weil Kopernikus seine Thesen über das heliozentrische Weltbild erst ca. 50 Jahre später endgültig einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte. Allerdings gab es nach Ptolemäus etliche die an diese These glaubten. Zuletzt die Deutschen Georg von Peuerbach und Regiomontanus.
Das aber nur um im historischen Kontext die Bedeutung der Reise etwas besser ein zu ordnen.
Indien und China waren bis dato nur über den Landweg erreichbar. Dort hat aber das empor strebende Osmanisch Reich erstmal diesen Landweg blockiert. Der Weg um Kap Horn wurde von Vasco da Gama demnach auch sechs Jahre später entdeckt. Colombo war deshalb auch der Verlierer um den Wettlauf nach Indien und spätestens mit da Gamas Entdeckung war aber auch klar dass Colombo eben nicht Indien entdeckte. Bereits 1507 benannte dann auch der Kartograph Waldseemüller den Doppelkontinent nach Amerigo Vespucci Amerika. Die Bezeichnung Westindien ist insofern etwas irreführend weil damit eigentlich normalerweise der Westliche Teil Indiens nämlich Pakistan gemeint sein sollte. Tatsächlich bezog er sich aber darauf dass der Teil über die westliche Route erreicht wurde.
Die Bezeichnung Indien oder India bezeichnete damals jedoch nicht das heutige Indien sondern ganz Ostasien inklusive China. Da China von Westen aus gesehen hinter Indien liegt kann Colombo selbst also nie und nimmer gedacht haben dass er in Indien gelandet sei. Er war sich wohl auch bewusst dass er noch nicht in China war. Einfach weil die Entfernung nicht groß genug war. Man hatte damals sehr wohl schon ein Gefühl für die Größe des Planeten welche aus islamischen Berechnungen hervor ging. Vielmehr hat Spanien um in Europa nicht als Verlierer des Wettstreits mit den Portugiesen da zu stehen den Namen Indien bewusst als Bezeichnung für diese Gebiet verwendet. Das wurde dann auch in die anderen Europäischen Sprachen übernommen.
Bis jetzt befinden wir uns aber immer noch auf einem Nebenkriegsschauplatz.
Fangen wir an mit dem Terminus Indien.
Hindustan war die persisch islamische Form. Zu Colombos Zeiten herrschten islamische Indische Herrscher im Sultanat von Delhi, Spanisch Sultanato de Delhi. Italienisch Sultanato di Delhi. Die Eigenbezeichnung Indiens war Bharat. Virreinato de las Indias (Vizekönigreich Indien) war aber zunächst nur die Insel Hispaniola.
In Spanisch ist die Bezeichnung India der Artikel ist weiblich la India. In Italienisch India ohne Artikel.
Menschen von Gott heisst übersetzt "Gente de dios" nicht en dios, in Italienisch "Persone da dio". Die Aussage dass Colombo diese Bezeichnung (Menschen von Gott) wählte, ist auch unter einem anderen Aspekt nicht zu halten. Unter seinem Befehl wurde die einheimische Bevölkerung von Beginn an versklavt und ihnen wurden durch die Spanier auch immense Greueltaten zugefügt.
Wahrscheinlicher ist jedoch die Assoziation Gente sin dios = Gottlose Menschen.
Dass Colombo die Ureinwohner versklavte und tötete lässt sich auch gut aus der Tatsache ableiten dass knapp 15 Jahre vor seiner Reise die Spanische Inquisition begann.
Dem gegenüber steht allerdings die Tatsache dass mit Indios auch damals schon die Bewohner Indiens und später der Philippinen bezeichnet wurde.
Fazit die Bezeichnung rührt nicht aus einer Verwechslung her sondern wurde bewusst falsch angewendet. Zum weitern Verwendung des Terminus in den USA und Canada. Diese hat sich erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zaghaft eingebürgert. Die frühen Siedler verwendeten durchwegs die Eigenbezeichnungen der Stämme, egal ob Briten oder Franzosen, Deutsche oder Spanier. So heißt das Buch "Die Reise des Prinzen zu Wied zu den Indiandern" im Original auch "Reise in das innere Nord-Amerika in den Jahren 1832 bis 1834"
Die erste offizielle Bezeichnung wurde dann auch durch das BIS Bureau of Indian Affairs 1824 eingeführt. Bis ins 20. Jahrhundert war jedoch die Bezeichnung Reds, Redskins viel gebräuchlicher. Allerdings wurden dort wo Weiße und Native friedlich zusammenlebten, sehr oft auch die Stammes Bezeichnungen verwendet. Zum Beispiel haben sich für Apachen und Comanchen als Siedlungsgebiete die Begriffe Comancheria früher Apacheria durchgesetzt. Die Termini Native oder native American wurde erstmals in den 30ern verwendet und spätestens mit dem AIM weiter über alle Tribes verbreitet.
Ich hab selbst über 10 Jahre in Texas und Alabama gewohnt und fast ausschließlich Native getroffen, die sich selbst ohne Probleme als Indians bezeichnet haben.
Hoffe hier etwas zur Aufklärung beigetragen zu haben.
Viele Grüße Enzo