Hallo Denis,
Du ahnst gar nicht was Du uns für eine Freude machst, wenn wir so nett wie von Dir in ein Gespräch mit "gegenseitigen" Wissensaustausch eintreten dürfen. DANKE und
Ich hab nicht so mal eben "gegenseitig" geschrieben, denn das was Du persönlich erlebt hast und nun sogar weitergehend Dich beschäftigt, kommt auch uns zugute.
Also mal ganz kurz auf die Frage eingehend ( was sicher nicht annähernd alle Kulturellen Gemeinschaften und Native Nationen in Nordamerika umfasst).
Sicher hast Du schon davon gehört, dass es bei der Exekutive (Regierun / öffentl. Verwaltung) Aufgaben gibt, die sich mit Landfragen befassen müssen und es da immer mehr zu erhöhten Aufwand für diese Stellen kam,
so dass man letztlich Landrückführungen im Vertrauensverhältnis (könnte man so zu "Land Trust" sagen) der Bundes-anerkannten Indianerstämme begann :
Da das aber nur schleppend gehen konnte, lag an der Entwicklung und letztlich "Parzellierung" der Ländereien, die einst `Stammesgebiete waren`, dann Siedlungsgebiete, dann den Indianern gewiesenes oder zugesprochenes Land ;die oftmals diese Parzellen als "Eigentum" ihren gelisteten Stammesmitgliedern überschrieben.
Also ganz klar : Es gibt LAND-Eigentum bei den Indianern.
Bei den Eigentumsparzellen kam es aber später oftmals (durch weitverzweigte Nachkommen über ganz Amerika) zu NA - Land-Aufgabe oder eben Verkauf ; oftmals zu Verkauf von Parzellen ; auch an Weiße.[/b]
Und auf ganzen Landstrichen entstanden außerdem Farmen oder Ranches ( mit den unterschiedlichsten Bewirtschaftungen -
und auch diese haben aus wirtschaftl. Erwägungen oder mangels Nachkommen, oftmals Teile ihres erworbenen Landes wieder an Höchstbietende verkauft.
- Und zwischendurch lag/´liegt´ dann eben wieder - öffentlich verwaltetes Land-.
Dann kannst Du Dir wohl vorstellen, wie schwierig solch eine "Land-Verwaltungssache " ist.
(Gerichtliche Prozesse oft schon vorprogrammiert.)
Wenn es nicht zu kompliziert wird, kopiere ich hier einfach mal einen früheren Text von mir
zur geschichtl. Entwicklung rein, damit man das besser nachvollziehen kann[/color] :
Rückführungsprobleme in historische LandbesitzverhältnisseViele sagen :"Die ehemaligen Siedlungsgebiete der Indianer müssen ihnen wieder zurückgegeben werden,
weil es Unrecht war !"
Klingt richtig; "wäre es nur sooo einfach"... :
Auch dieses zu überschauen bedeutet ´mehr als nur ein erweitertes Fachwissen´.
Daher ist auch hier eine entsprechende Rückhaltung persönlicher Ansichten angebracht...______________________________________________________________
Geschichtliche Entwicklung :"Das Land der Indianer war Gemeinschaftsbesitz und trotz langer Zeiten,
in der früheren Geschichte, der Wanderung von Stämmen
und damit verbundenen Vertreibung anderer Stämme,
bildeten sich in den letzten Jahrhunderten vor der Entdeckung und Kolonialisierung in Amerika
für die einzelnen Stämme "ihr Homeland" heraus, was sie auch entsprechend verteidigten.
Auch entwickelten sich große und weit verzweigte Handelswege zwischen den Stämmen
und ihren einzelnen Lebensräumen ( die z.T. dann auch noch mit durch einzelne weiße Händlern
die ihre Geschäfte mit den Stämmen machten genutzt wurden).
In der Zeit des engl.- franz. Kolonialkrieges und des amerikan. Unabhängigkeitskrieges ließen
sich leider die in den umkämpften Gebieten ansässigen Stämme für die eine oder andere Seite der kämpfenden Interessengruppen vereinnahmen, was am Ende zu ihrer eigenen Schwächung
und Vertreibung führte.
"1830 verabschiedete der Kongress der jungen Vereinigten Staaten von Amerika
ein Umsiedlungsgesetz (Indian Removal Act), um dem Ansturm neuer Siedler Herr zu werden.
Mit militärischer Gewalt wurden 100.000 Ureinwohner aus ihrer Heimat im Osten und Süden
in Reservate vertrieben, Tausende starben während der langen Märsche.
Aufstände, zum Beispiel der Navajos, scheiterten.
Nur wenige Völker wie die Sioux oder die Seminolen konnten sich kurzfristig in ihrer Heimat behaupten.
Als 1869 die transkontinentale Eisenbahn vollendet wurde, kam es auch im Westen des Kontinents zu einer massiven Zunahme von Siedlern und Abenteurern.
Und dann wurde zu allem Übel auch noch Gold im Indianerland gefunden..
In fast 400 Verträgen versuchte die US-Regierung, die Indianer-Völker zur Abtretung ihres Landes zu bewegen. Teilweise kam dadurch kurzfristig Frieden zustande,
allerdings brach die Regierung immer wieder ihre eigenen Verträge.
Um die schwelenden Konflikte zwischen Weißen und Indianern in den Reservaten zu beenden,
bemühte sich die US-Regierung ab 1880 die traditionelle Lebensweiseder Indianer weiter zu durchbrechen.
Sie löste den gemeinschaftlichen Landbesitz der Stämme auf und verteilte das Land an einzelne indianische Familien.
Große oder ertragreichere Gebiete der Reservate fielen bei dieser Umverteilung allerdings an Weiße.
Anmerkung :
Und dann haben dubioser Weise gerade diese großen Ranches ( und durch ihren bestehenden Familienbesitz über Generationen)
im ganzen Staatenverbund, das Land vor einer weiteren Zerstückelung bewahrt (es ist schon verrückt...).Nach dem Einsatz von indianischen Soldaten auf Seiten der USA im Ersten Weltkrieg erhielten die Ureinwohner 1924 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
1934 stand man ihnen im ´Indian Reorganisation Act ´das Recht auf Ausübung ihrer Kultur zu.
Trotzdem versuchte die US-Regierung immer wieder dann, wenn wirtschaftliche Interessen anstanden, die Rechte der Indianer zu beschneiden,
zum Beispiel durch Landenteignungen."
(Quelle : z.T. ´ Planet Wissen´)Beispiel :
Vor 125 Jahren verschenkte die US-Regierung Land der Indianer :
http://www.deutschlandfunk.de/vor-125-jahren-us-regierung-verschenkte-land-der-indianer.871.de.html?dram:article_id=283282WICHTIGER HINWEIS :Hier gibt es eine sehr umfassende, wahnsinnig interessante Seite,
mit einmaligen Kartenmaterial und Historischen Fakten
(auch zu den weltpoltischen Einflüssen, Staatenbildungen und den Indianerkriegen)
Die „Verdrängung der Ureinwohner Nordamerikas " :http://www.indianer-nordamerikas.keepfree.de/nordamerika.htm(auf die Karten klickend, kommt ihr zu den geschichtl. Untermenüs)______________________________________________________________
Empfehlung dazu :
"Die Indianerreservationen in den USA: Aspekte der territorialen Entwicklung "...
von Klaus Frantz
Link dazu, siehe :
http://www.books.google.de/books?isbn=3515062173Zitat daraus /
USA : "Rund 80% des Reservationslandes sind um 1900, trotz der Parzellierungspolitik, im Besitz der Stammesregierung. Der jeweilige Stamm vergibt seinen Mitgliedern Nutzungsrechte.
Diese Handhabung repräsentiert das traditionelle Kollektivsystem der Indianer.
Je nach Reservation gibt es jedoch recht hohen Individualbesitz so zum Beispiel in der Pine Ridge Reservation der Lakota oder der Crow -Reservation wo der Individualbesitz zwischen 60 und 85% liegt.
In der Osage-Reservation liegt er sogar beinahe bei hundert Prozent.
Das meiste Land wird treuhändlerisch vom BIA verwaltet.
Da die Parzellen zu klein für Selbstversorgung sind und ohnehin oft wenig Interesse an der Landwirtschaft besteht bedeutet die Verpachtung die einzige Ertragsmöglichkeit.
1984 waren 136% des Reservationslandes verpachtet.
Heute ist ein großer Teil des Reservationslandes in weißen Händen.
In der Crow-Reservation beispielsweise ist ein Viertel des Landes in weißem Besitz sowie 65% an weiße Agrarunternehmen verpachtet."
Siehe auch : Indianerpolitik in der USA
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Indianerpolitik_der_USA.htmlhttp://www.asnai.de/themen/indpolitik.htm „Die indianische Bevölkerung Amerikas ist sehr ungleichmäßig verteilt, wobei mehrere tausend Reservate bestehen.
Dabei leben die meisten Indios in Mittel- und Südamerika nicht in Reservaten.“
„Während in Kanada 2006 knapp 700.000 Menschen (2,1 % der Bevölkerung) als Indianer galten, und 615 Stämme in rund 3000 Reservaten anerkannt waren,
existierten in den USA 562 von der Bundesregierung anerkannte Stämme in knapp 250 Reservationen, die 0,97 % der Bevölkerung darstellten
und rund 245 nicht anerkannte Stämme.
Innerhalb der Staaten lassen sich dabei gleichfalls Schwerpunkte erkennen.
So lebt der überwiegende Teil der US-Indianer oder Native Americans in Kalifornien, Arizona, New Mexico und Oklahoma.
Der überwiegende Teil von ihnen lebt heute außerhalb der Reservationen. Insgesamt leben in Nordamerika rund 3,5 bis 4 Millionen Indianer.“
http://www.geschichte-kanadas.de/Canada_ethnic/_indianer.htmlzu Kanada :„In dem Besitz der Stämme in Kanada fallen mehrere Reservate, es gibt um die 3.000 Reservate in Kanada ,
wobei mehr als die Hälfte hiervon wiederum in British Columbia liegen.
Die meisten Angehörigen der First Nations leben in Kanada mittlerweile nicht mehr auf dem Gebiet der Reservate.“
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Heutiger Stand :Heute kommt es neben persönlichen Engpässen und Notwendigkeiten der privaten Landbesitzer die zu erneuten Landverkauf zwingen,
auch zu vermehrter Anstrengung der Regierung ihre Verwaltungs - und Unterhaltskosten für die Ländereien zu minimieren.
Daneben hat die Kleinparzellerung und damit verbundenen unterschiedlichsten Eigentümer auf kleinsten Raum einen ungeheurer Verwaltungsaufwand und Kostenberg verursacht, wenn gemeinnützige Projekte ( wie Straßenbau u.a. Sachen der Infrastruktur und Wirtschaft) anstanden.
Daher entstand seitens der Regierung das
Buy Back Programm :[url]45302369nx28228/landrechtsfragen-f52/programm-zum-rueckkauf-von-geteilten-stammesgebieten-t1515.html[/url]
siehe auch dort mit :
Was ist Land in Vertrauen? (Land Into Trust)
bzw.:
http://www.landtrustalliance.org/land-trusts"In jüngster Zeit, der erhöhten Energie-Rohstoff- Engpässe und wirtschaftlichen Krisen, haben die Indianer mit einem massivenund sogar globalen Problem zu tun bekommen, der Förderung von Oel und Gas sowie deren "Transport" quer durchs Land und von Küste zu Küste",
mit all den fragwürdigen Fördertechnologien der heutigen Zeit ( die alles andere als Umweltfreundlich sind..; wie Fracking, Sandauswaschungen, etc.),
der schweren Transportlogistik und sonstigen Bau- und Begleiterscheinungen.
Bedenkt man, das solche Massnahmen schlecht in bebauten und urbanem Gebiet geplant werden können, so wird einen schnell klar,
dass dafür die weiten Brachflächen in den ländlichen Gegenden herhalten müssen und das ist oftmals eben Reservatsgebiet...
Aber hier beißt sich die Katze wieder in den eignen Schwanz, denn gerade durch die externe Nutzung oder indem eben der Natur nicht reingepfuscht wurde,
entstanden hier wahre Naturreservate mit Artenreichtum, Artenschutz von Tieren und Pflanzen, reichlich Jagdwild- und Fischressourcen, sowie sauberen Wasserläufen und Seen.
Das solche Vorhaben dann auf den massiven Widerstand aller davon Betroffenen oder in der Nachbarschaft lebenden Menschen stößt,
ist eine völlig nachvollziehende Sache, zumal es eben auch nachgewiesen zu Schadstoffanreicherungen und - Freigaben, neben den große Wunden solcher Eingriff in die Umwelt, dabei kommt !"
So, dass war sicher erst einmal viel auf eine einfache Frage ,
aber Danke das wir darüber hier reden konnten.
elk(e)
P.S: ob die Links noch gehen, da dieser Beitrag schon von 2014 war,
hab ich nicht überprüft.