INDIANER zwischen Gestern und Heute

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Totenlied




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Totenlied

Beitragvon Eisenherz » Di 12. Mai 2020, 03:29

Hallo, ich bin Indianerfan von Kindesbeinen an. Ist es wahr, dass Indianer ein sogenanntes Totenlied vor ihrem eigenen Tod gesungen haben, entweder wenn sie sich in die Natur zurückgezogen haben ( siehe " Little Big Man" Dustin Hoffman/ Film) oder wenn sie einem Feind gegenüber standen und dem Tod ins Auge blickten, siehe ? " Der mit dem Wolf tanzt"? Wer weiß ob das nur für Hollywood erfunden wurde, oder ob das historisch/ethnographisch belegt ist? Vielen herzlichen Dank für eure Hilfe!!!
Eisenherz
 

von Anzeige » Di 12. Mai 2020, 03:29

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Re: Totenlied

Beitragvon elk » Di 12. Mai 2020, 13:50

Hallo `Du`,

erst einmal Danke das du uns gefunden hast und eigentlich eine interessante Frage stellst.

Aber wie immer, sind die interessantesten Fragen oft auch ´die Kompliziertesten´.. :wink:

Ich will auf einer Seite nicht hier so sehr in Zeremonielles eingehen,
zum Anderen hängen halt ganz einfache Kulturelle Ansichten daran :

Zum Beispiel waren in Kriegs- und Flucht-Zeiten die "Alten und erst die Kranken " oft eine ´Fortbewegungsbremse ` für den ganzen Stamm,
daher zogen sie sich oft selber außerhalb des Lagers zurück (oder blieben selbst bestimmt
zurück) zum sterben oder zum genesen.

Zum Anderen gab es unterschiedliche Ansichten zum natürlichen Ableben; die einen zelebrierten das
mit Gesängen und Begräbnisritualen, die Anderen fürchteten die Rückkehr der Seelen als
Negatives
(Die meisten Stämme glaubten auch, dass die Reise ´in die Geistige Welt `lang sein könnte, so dass Nachlebensrituale durchgeführt wurden, um sicherzustellen, dass die Geister nicht weiter die Erde durchstreifen würden.
Und versuchten das wiederum zu verhindern, bzw. von dem Stamm fernzuhalten.)

Allgemein aber sahen natürlich Sterbende (also nicht durch Überfälle und Kriege) ihren Weggang als eine Art Aufbruch von einem Dasein in das Andere (weltliche in geistige Welt) an - " und besangen" das gegenüber ihrem jeweiligen `Schöpfer`, auch indem sie für ihre `Reise`baten.

Ob sie einem Feind gegenüberstehend.. "sangen" , weiß ich nicht; vielleicht als Krieger um ihren Mut gegen die Furcht zu zeigen ...- Obgleich mir logisch nachvollziehbarer wäre, wenn sie eher auf Gegenwehr gesetzt hätten...


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Re: Totenlied

Beitragvon elk » Mi 13. Mai 2020, 13:48

Nachtrag:

was mir wieder eingefallen ist, in Bezug auf frühe amerikanische Filme aus dem Genre,
einer meiner gern gesehenen Filme mit Robert Redford `Jeremiah Johnson` zeigt auch
(im Youtube Video ab Position 1:36 - ca. 2:26 ) den Gesang eines Crow "Kriegers"
( Attacks J. J. and Kills Crow Indians, Singing Indian Scene)
als er dem Angreifer bzw. Feind sich unterlegen und den baldigen Tod vor Augen sah .-

https://www.youtube.com/watch?v=86QvWlaGXjc&list=PLxOBnIIxPnGu9pBgDMKKbWXqDcqtgYzFX&index=1

Aber wie wir nur vermuten können,

- ist das wohl entweder der Filmbranche und deren jeweiligen Ansatz
zu zuordnen,
- oder halt den zu erwartenden zeigenden Mut eines Kriegers..., in auswegloser Situation
- oder vielleicht doch schnell noch ein Gebet für die " Reise".


Fazit für mich zu Deiner Frage :

Ich glaube : " Wirklich Wissen" , kann das heute wohl kaum einer ;

"denn man kann die jeweilige Zeit immer nur aus der jeweiligen Zeit deuten",

Heute also eher : Ein Hinein- Interpretieren oder Rätseln...


Gruß,
elk
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Re: Totenlied

Beitragvon elk » Fr 15. Mai 2020, 13:40

Hi, @"Eisenherz",

eine Meinung dazu ?


:wink:
elk


Es ist inzwischen Sonntag Abend :

o.k., dachte eine Antwort haette ich mir verdient.....,
da man hier ja auch 'nur ehrenamtlich arbeitet " :weissnix:
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Re: Totenlied

Beitragvon Bärbel » Di 19. Mai 2020, 19:04

Tja, schade, dass eine Antwortzeit von 10 Stunden offensichtlich schon zu lange und deshalb das Interesse wohl schon verflogen ist ...

@ Elk,
ich habe allerdings auch was im Hinterkopf, dass u.a. Shawnees ihre Gegner nicht unbedingt "schnell und schmerzlos" ins Jenseits beförderten sondern es auch gerne ein "Spektakel" von mehreren Stunden bis sogar Tagen werden konnte. Da wurden Gefangene einen Weg lang getrieben, wo auf beiden Seiten Menschen standen, die mit allem, was ihnen zwischen die Finger kam, auf die Gefangenen einschlugen/einstachen und wer vor Ende der Gasse zusammenbrach wurde wieder ein bisschen gesund gepäppelt und dann nochmal die Gasse lang geschickt. Auch andere "Nettigkeiten" im Umgang mit Gefangenen sollen damals durchaus üblich gewesen sein. Und je mehr der Kampfgeist eines Gefangenen geschätzt/respektiert wurde, desto heftiger soll man vorgegangen sein. Nicht um diesen Gefangenen extra zu piesaken sondern um ihm aus Respekt die Gelegenheit zu geben, nochmal zu zeigen, wieviel Kraft und Mut in ihm steckt. Und in dem Zusammenhang kenne ich eben auch, das Anstimmen eines Gesanges vom Gefangenen ... ist allerdings auch nur so was aus meinem Hinterkopf ...

Viele Grüße
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Re: Totenlied

Beitragvon elk » Di 19. Mai 2020, 22:29

Hi Baerbel,

zu meiner "Ehrenrettung" sei gesagt, dass ich "ausnahmsweise" :razz:
morgens 4:29 Uhr mal nicht am Computer war und so erst nachmittags
etwas Freizeit dafür hatte. Lol!
(Wobei ich das ja auch verstehen koennte, wenn man dann selbst als Fragesteller
mal weniger Zeit hat nachzuschauen ob Jemand geantwortet hat , im Gegensatz als
wenn es Jemand 'es als selbstverständlich' ansieht und daher das Interesse verliert...)

Sei es, wie es sei : Ich habe auch darüber gelesen , wie die von Dir beschriebenen Praktiken
waren, in Bezug auf " Viel Feind - Viel Ehr"bzw. "Viel Schmerz- viel Ehr".

Dabei gab es sicher unterschiedlich Ansaetze und auch davon unterschiedlich Ueberlieferungen.
Von Geronimo sagte man einerseits , er hatte die zu schnell aufgeben verachtet, aber anderseits auch die welche zu massiven Widerstand leisteten , wiederum auch (weil das seine Krieger gefaehrdete.., da ja bei den Apachen möglichst groesste Erfolge, ohne zuviele Eigenverluste galt; siehe Guerillataktik.)

Trotzdem sehe ich in den Gesaengen, wie hier Anfangs angesprochen,
dann eher etwas persoenliches - und auf jeden Fall sehr Spirituelles,
was man heute kaum als Aussenstehender interpretieren kann .
Und es auch nicht sollte, um romantische Zerrbilder nicht mit zu foerdern. -

Aber, da befinden wir uns ja bei gleicher persönlicher Ansicht. :big5:

LG,
elk
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Re: Totenlied

Beitragvon Bärbel » Mi 20. Mai 2020, 06:27

elk hat geschrieben:Aber, da befinden wir uns ja bei gleicher persönlicher Ansicht.


yep!
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