Wenn man so beobachtet, was passiert, wenn ein Mensch verstorben ist, dann fällt auf, dass indianische Kultur oftmals recht unterschiedlich ist zu europäischer Kultur. Wünscht man hier ein "möge er/sie in Frieden ruhen" bzw. im englischen Sprachgebrauch ein "rest in peace" (R.I.P.), so löst dies bei vielen indianischen Nationen nicht selten Unbehagen aus.
Bei vielen Nationen folgt auf den Tod eines Menschen traditionell ein festgelegtes (von Nation zu Nation oft unterschiedliches) zeremonielles Protokoll bis hin zum eigentlichen Begräbnis. Dabei werden auch jegliche Fotos des/der Verstorbenen weggeräumt und der Name des/der Verstorbenen mindestens ein Jahr nicht mehr ausgesprochen, damit der/die Verstorbene die Reise in die andere Welt ungestört antreten und vollenden kann, denn nach den Vorstellungen dieser Nationen würde das Aussprechen des Namens den Verstorbenen wieder zurückrufen, wodurch die andere Welt eben nicht wirklich erreicht werden kann. Deshalb wünscht man bei diesen Nationen "Gute Reise", aber ganz bestimmt nicht "Ruhe", zumindest nicht solange, bis die Reise in die andere geschafft ist. Während dieses Jahres, in dem der Name des/der Verstorbenen nicht ausgesprochen wird, sind die Angehörigen gehalten, sowohl spirituell, als auch emotional, mental und physisch auf sich zu achten, damit sie den Verlust des geliebten Menschen auch wirklich verarbeiten können. ... Wie schwer muss ihnen dies dann aber fallen, wenn europäisch orientierte Menschen in bestimmt allerbesten Ansichten, dann aber ausgerechnet die Formulierung "Ruhe in Frieden" (R.I.P.) nutzen?
Eilen bei manchen Nationen Verwandte und Freunde von überall her zusammen, um dem Verstorbenen sozusagen das letzte Geleit zu geben, wird dies in anderen Nationen nur vom ALLERengsten Familienkreis gemacht. Wer nicht zu diesem allerengsten Familienkreis gehört, wird zwar kurz über den Tod des entsprechenden Menschen informiert, das ist es dann aber auch. Keine Flut an Kondolenz-Karten, keine öffentliche Trauerfeier, gar nichts. Wer mag, schließt den/die Verstorbene(n) in die persönlichen Gebete mit ein, aber eben ganz privat. Jeder für sich auf seine ganz persönliche Art und Weise.
So manch eine Nation kennt traditionell auch kein erben/vererben. Bei ihnen darf man sich nicht persönlich am Tod eines Menschen bereichern, sprich das Eigentum des/der Verstorbenen wird dem/der Verstorbenen mit auf die Reise gegeben oder aber komplett vernichtet . Dann bleiben nur noch die Erinnerungsstücke, die zu LEBZEITEN verschenkt wurden, selbst wenn dies bedeutet, dass materielle Werte aufgegeben werden, die unter Umständen den Angehörigen noch gute Dienste hätten erweisen können.
... und so interessant die Kultur des jeweils anderen auch sein mag, gebietet es nicht der Respekt, sich selbst mal etwas zurückzunehmen und diese anderen, für uns manchmal nicht nachvollziehbaren kulturellen Unterschiede zu akzeptieren und die Menschen gerade bei solch privaten, persönlichen Dingen wie dem Umgang mit dem Tod einfach sie selbst sein zu lassen, ohne sich - trotz allerbester Absichten - im Grunde doch aufzudrängen?
Gruss
Bärbel