Frage vorab :
Ist man eigentlich gefeit gegenüber Missverständnissen, wenn man sich (der eigenen Meinung nach),
um einem entsprechend guten Gessprächston bemüht, stets versucht tolerant und verständnisvoll gegenüber Anderen zu sein, dazu aber seinen eigenen Standpunkt bestimmt und sensibel vertritt ?
Neulich konnte ich selber persönlich so ein Missverständnis erleben :
Nach ca. 30 Jahren Beschäftigung mit den Indianern, einschließlich nun schon etliche Jahre mich täglich bemühend auch aktuell über deren Situation in USA und Kanada zu berichten,
war ich doch dann völlig unvorbereitet, als - ausgerechnet ich - in einem Forenthema, wo ich meine dargelegte Meinung durch die Blogzeilen eines Native americans bestätigt fand, gerade von diesem persönlich als Lügen verbreitend und Indianer in Missachtung bringend angegriffen wurde...
Nun, inzwischen hat sich das aufgeklärt, d.h. meine Zeilen kamen bei ihm durch ein automatisches Übersetzungsprogramm völlig seitenverkehrt an und seine diesbezüglich eigenen negativen Erfahrungen gaben dann den restlichen Ausschlag.
So schnell kann es halt gehen - und deshalb hab ich mich einfach mal gefragt:
Wie ist das so mit den Missverständnissen in der Kommunikation,
d.h. sind sie überflüssig oder sogar vorwärtsbringend ?
Hier fand ich folgende Antworten :
Quelle aller nachfolgenden Ausführungen /
LESEPROBEN der Arbeit von VOLKER HINNENKAMP
„MISSVERSTÄNDNISSE IN GESPRÄCHEN“
(HS Fulda, 1998)
"Durch die ansteigende Vernetzung der Welt kommt es immer häufiger zu interkulturellen Kontaktsituationen.
Um sich in diesen interkulturellen Situationen angemessen orientieren und verhalten zu können, bedarf es interkultureller Handlungskompetenz.
Aber was ist eigentlich interkulturelle Kompetenz und wie kann man diese erlangen ? :
Interkulturelle Kompetenz setzt interkulturelles Lernen voraus !
Der interkulturelle Lernprozess ist als fortwährend und dynamisch zu verstehen und basiert auf Differenzerfahrungen von „Eigenem“ und „Fremdem“.
Ausgehend von dieser Unterscheidung beinhaltet interkulturelles Lernen Veränderungsprozesse, die die Aneignung der fremden Kultur sowie die Neubestimmung des Verhältnisses zur eigenen Kultur definieren.
In dem Prozess geht es einerseits um die Überwindung des eigenen Ethnozentrismus, der kritischen Distanz zur eigenen Kultur und Kulturgebundenheit. Andererseits geht es um den bewussten Umgang mit und der Reflexion von bestehenden Vorurteilen und Stereotypen sowie um das Bewusstsein für andere Kulturen, der Akzeptanz von Kulturunterschieden und der Wertschätzung kultureller Vielfalt."
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"Missverständnisse in der alltäglichen Kommunikation sind nicht die Ausnahme,
eher die Regel."
Fritz Mauthner : "Es liegt also am Wesen der Sprache, wenn die sprechenden Menschen einander missverstehen".
Wilhelm von Humboldt : "Keiner denkt bei dem Wort gerade und genau das, was der andre, und die noch so kleine Verschiedenheit zittert, wie ein Kreis im Wasser, durch die ganze Sprache fort. Alles Verstehen ist von daher zugleich ein Nicht-Verstehen"
Klein : "Dass wir einander nicht verstehen oder falsch verstehen, ergibt sich natürlich aus der Art, wie die menschliche Sprache funktioniert; wenn wir Gedanken lesen könnten, gäbe es kein Mißverstehen.
Wir sind geneigt, dies für eine Schwäche der Kommunikation zu halten, etwas, das es nicht geben sollte ... Aber ich meine, es ist gut, dass man sich missverstehen kann"
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"Natürlich scheiden sich die Geister ob der Vor- und Nachteile des Missverständnisses.
Denn Situations- und Kontextgebundenheit der Sprache, unterschiedliche Wissensbestände der Kommunikationspartner, Mehrdeutigkeiten auf allen Ebenen der Kommunikation sind natürliche - und notwendige - Bestandteile zwischenmenschlicher Kommunikation.
Die Vermischung von Mitteilungen auf der inhaltlichen Ebene mit denen auf der Beziehungsebene bildet einen weiteren Faktor.
Die Tatsache, dass wir nicht alles geradeheraus sagen können, dass wir Rücksicht nehmen müssen auf die Interessen anderer wie auch auf die eigenen, macht dies deutlich.
So ist das Verhältnis von Sagen und Meinen oft unklar, weil wir nicht immer sagen können oder sagen wollen, was wir meinen.
Wir meinen oft mehr als wir sagen oder sagen es in einer Art und Weise, die offen ist für unterschiedliche Interpretationen und eigene Rückzugsmöglichkeiten.
Mit anderen Worten, eine Kommunikation der Eineindeutigkeit widerspräche den menschlichen Kommunikationsbedürfnissen."
(Ende - Zitat)
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Interessant noch in diesem Zusammenhang die dazukommende Komplexität der kulturellen Eigenheiten und Verschmelzungen, an Hand einer Studie über :
"Das Fremde und das Eigene - Probleme und Möglichkeiten interkulturellen Verstehens".
ein von der VolkswagenStiftung gefördertes Projekt mit neuen Erkenntnissen über kulturelle Grenzgänger
Was bei den 2 jährigen Forschungen des Ethnologen Dr. Marin Trenk, Privatdozent an der Universität Hannover, und Professor Dr. Werner Schiffauer von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder rauskam, kann man hier nachlesen :
http://www.innovations-report.de/html/berichte/interdisziplinaere_forschung/bericht-1688.html?
Liebe Grüße an alle,
die sich bemühen
und/ aber mit Missverständnissen
umgehen können, Lol !
elk